Bericht aus Spanien

Von September 2010 bis Juni 2011 absolvierte ich einen Auslandsaufenthalt in Madrid, an der Universidad Complutense, der größten Präsenzuni Spaniens. Durch die verschiedenen Partnerunis, die die Romanistik in Wuppertal hat, war es nicht allzu schwierig sich erfolgreich um einen Platz zu bewerben.
Wohnen konnte ich durch viel Mithilfe meiner Betreuerin in einem dortigen Studentenwohnheim, einem sogenannten „Colegio Mayor“. Die dortigen Residenzen unterscheiden sich stark von den Wohnheimen in Deutschland, denn anstatt einfach nur einen Wohnraum zu bieten, stellt ein „Colegio Mayor“ auch ein Ort der Gemeinschaft da, an dem sich ein Großteil des Alltags der dort wohnenden Studenten abspielt. Man isst gemeinsam in der dortigen Mensa, und trifft sich in den verschiedenen Gemeinschaftsräumen, zu denen unter anderem neben einer kleinen Bibliothek ein eigener Kinosaal zählt.
Allein dort habe ich eine Menge spanischer Freunde gefunden, die aus allen möglichen Ecken des Landes kamen. Bei einer Gruppe davon, die im Sommer beschlossen hat, eine Wohngemeinschaft weiter im Zentrum der Stadt zu gründen, konnte ich letzte Woche bei meinem Besuch sogar übernachten.
Das „Colegio Mayor“ war eines der wichtigsten Elemente meines Lebens in Madrid und ich bin froh dort gewohnt haben zu können.

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Der nächste große Punkt war natürlich die Uni, sowohl der Unterricht, bei dem man viel Kontakt zu neuen Freunden aufbauen konnte, als auch der Campus, der sich über ein ganzen Stadtteil erstreckt und auch schon viel zu bieten hat. Die vielleicht beste Einrichtung ist das „Erasmus Student Network“, eine Gruppe freiwilliger Studenten, die für die Austauschstudenten vor Ort verschiedene Aktivitäten (Picknicks, Museumsbesichtigungen, Stadtführungen,…) und Reisen an andere Orte der iberischen Halbinsel für immer einen sehr guten Preis organisierten.
Insgesamt konnte ich somit, und auch durch Reisen auf eigene Faust, sehr viele Ecken Spaniens und Portugals kennenlernen und bin innerhalb der 9 Monate außer in Madrid auch noch in Málaga, Granada, Córdoba, Jaca, Huesca, Barcelona, Salamanca, Toledo, Alcalá de Henares, Segovia, Lanzarote, Lissabon, Coimbra und Porto gewesen. Insgesamt sind an die 9000 Fotos entstanden und ich konnte Erinnerungsstücke von überall mit nach Hause nehmen.

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Natürlich ist ein Erasmus-Aufenthalt aber nicht nur reines Zuckerschlecken, uns sicherlich hat man vorher andere Erwartungen, die teilweise nicht erfüllt werden, teilweise aber wiederum sogar übertroffen. Alles in allem ist es jedoch oft schwierig mit interkulturellen Unterschieden klarzukommen. Auf einmal lernt man Qualitäten seines Vaterlands zu schätzen, die man vorher als Klischees abgetan hat und mit denen man sich niemals identifizieren konnte. Deutsche Zuverlässigkeit ist hier vielleicht eines der wichtigsten Beispiele; in Spanien sieht man die allermeisten Dinge sehr viel lockerer als hier zu Hause, und ab und an hat man damit schon zu kämpfen. Da ich aber Sprachen studiere und insgesamt sehr neugierig gegenüber fremden Kulturen bin, habe ich auch aus negativen Erfahrungen immer versucht, etwas zu lernen, und ich glaube, dies ist insgesamt auch gelungen. Natürlich ist es schwer, besonders anfangs, in einem fremden Land alleine zu sein, wo eine andere Sprache gesprochen wird und wo sich Sitten und Gepflogenheiten unterscheiden. Niemand kann ernsthaft erwarten (außer natürlich, man verschließt sich des Landes und unternimmt nur Aktivitäten mit anderen deutschen Erasmus-Studenten; solche Leute gab es selbstverständlich auch) auf keinerlei Probleme zu stoßen.

Insgesamt war aber das Auslandsjahr eine wunderbare Erfahrung. Ich konnte sprachlich und kulturell sehr viel lernen, die spanischen Landschaften und die lokale Küche genießen, viele verschiedene Leute als allen Kontinenten kennenlernen (die madrilenische Uni pflegt Universitätspartnerschaften in Europa, Nord- und Südamerika, aber auch mit Asien und weiteren Ländern) und Erinnerungen ohne Ende machen. Und ich denke, von dem Wetter, das ich in dem Jahr hatte, brauchen wir gar nicht zu reden. In Madrid scheint fast immer die Sonne und selbst im tiefsten Februar kann es richtig sommerlich warm werden. Gottseidank gab es ein Schwimmbad ganz bei mir in der Nähe.

Als ich letzte Woche nach meinem Besuch von 8 Tagen wieder zum Flughafen Düsseldorf zurückflog, habe ich noch einmal ganz besonders gemerkt, wie sehr mir das Land und die Stadt ans Herz gewachsen sind. Das Wort „Zu Hause“ hatte plötzlich viel mehr als nur eine Bedeutung.

Resümierend würde ich also jedem mal einen Auslandsaufenthalt empfehlen. Wenn man sich allem öffnet und auch versucht dem Gastland anzupassen, führt dies nicht zuletzt auch dazu, dass man sich selbst besser kennenlernt und auch merkt, was Deutschland alles zu bieten hat. Aber vor allem lernt man so viel Neues über Menschen und Welten, die man zuvor nur aus den Medien oder dem Unterricht kannte. Die Kontaktliste in Facebook wird kontinuierlich immer größer und die Festplatte des Computers füllt sich mit Fotos, die wirken wie ein ewiger Urlaub.

Natürlich muss man zwischen den ganzen Erfahrungen auch noch studieren und Klausuren schreiben, etc. Doch ehrlich gesagt, rücken die Erinnerungen daran schnell in den Hintergrund, und die Zeit in Spanien verbinde ich eher mit Freude, Reisen und vor allem guten Wetter! »td«

Tim Diaubalick »td«

Tim Diaubalick

Hallo, mein Name ist Tim Diaubalick und ich studiere den Master of Arts in Romanistik in Wuppertal im ersten Semester. Obwohl ich in Düsseldorf wohne, war die Bergische Universität meine erste Wahl, da ich hier im Kombi-Bachelor Spanisch mit Mathematik kombinieren konnte. Mein letztes Bachelor-Jahr verbrachte ich in Spanien, worüber ich hier gerne berichten würde.

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