Fremdsprachenassistenzkraft: Schulpraxis im Ausland gewinnen

Catja Kremer ist als Fremdsprachenassistenzkraft (FSA) in Frankreich unterwegs. Ihre Eindrücke und Erfahrungen teilte sie kürzlich mit blickfeld.

Das vom Pädagogischen Austauschdienst der Kultusminister-Konferenz (PAD) organisierte Fremdsprachenassistenzkraft-Programm ist eher unbekannt, doch für die Geografie-Studentin Catja Kremer ist es attraktiver als Erasmus: „Als FSA können Studierende – nicht nur Lehrämtler – an ausländische Schulen gehen und dort beim Deutschunterricht mitwirken. Dabei lernt man nicht nur die Sprache und Kultur des Gastgeberlandes kennen, sondern auch das Bildungssystem und die Unterrichtsmethoden.“ Der größte Reiz bestehe jedoch vor allem darin „seine Unterrichtsfähigkeiten vor einer Klasse zu erproben.“

Genau das macht Catja seit Oktober letzten Jahres. Sie hat sich erfolgreich für eine Assistenzzeit von sechs Monaten in Frankreich beworben und ist nun an drei Schulen in Dijon (Burgund) tätig. Zwar gibt es laut Catja in der Regel mehr freie Plätze in Frankreich als BewerberInnen, doch ist das Auswahlverfahren trotzdem alles andere als einfach, berichtet die gebürtige Hückeswagenerin: „Die Bewerbung umfasst ein zweisprachiges Motivationsschreiben, einen umfangreichen Lebenslauf sowie allerlei weitere Dokumente. Zudem findet ein persönliches Bewerbungsgespräch statt, in dem auch Kenntnisse über das Gastgeberland, beispielsweise zur Innenpolitik, abgefragt werden. Dafür muss man sich intensiv vorbereiten.“

Der Place François-Rude in Dijon © Sandra Peloso

Wohin komme ich?

Catja wurde dem Stadtteil Grésilles zugeteilt – laut ihrer ersten Recherche ein sozialer Brennpunkt. Die so entstandene Unsicherheit verflog vor Ort jedoch schnell: „Alles war ganz anders, zwar Multi-Kulti aber sehr harmonisch.“ Auch der Empfang war herzlich: „Ich wurde vom Schulkollegium sofort aufgenommen, in der Schule und der Stadt rumgeführt und zum Kaffee eingeladen. Ich habe mich direkt wohlgefühlt.“

Deutsch wird wie Latein gelehrt

An den französischen Sprachunterricht musste sie sich hingegen erstmal gewöhnen: „Dieser ist sehr grammatiklastig, mit wenig Sprachpraxis und Interaktion unter den Schülern – mehr wie Latein, wie wir es aus der Schule kennen. Deshalb lasse ich meine Schülerinnen und Schüler viel miteinander reden und ahnde nicht sofort jeden Fehler. Die Verständigung liegt im Fokus. Das stößt auf positive Resonanz.“ Schlussendlich werde so auch für die deutsche Sprache geworben, deren Popularität an französischen Schulen laut Catja stark nachlässt: „Die große Mehrheit, etwa 80 Prozent, wählt lieber Spanisch.“

Die Dijoner Innenstadt © Catja Kremer

Französische Gemütlichkeit

In ihrer Freizeit unternimmt sie viel mit ihren FSA-Kolleginnen und Kollegen – auch aus anderen Ländern: „Mit einigen Amerikanern haben wir Thanksgiving gefeiert. Wir machen viele Ausflüge beispielsweise nach Lyon oder Avignon. Zudem werde ich oft von den Lehrerinnen und Lehrern und meiner Nachbarschaft eingeladen.“
Es gehe halt gemütlich im französischen Alltag zu – auch beim Einkaufen. „Die Supermärkte vor Ort öffnen erst um halb zehn, die Mitarbeiter machen zwischendurch eine zweistündige Mittagspause und an der Kasse herrscht keine Eile“, berichtet Catja.

Die Zeit nach den Pariser Anschlägen

Während ihrer noch bis jetzt andauernden Zeit in Frankreich fanden auch die Anschläge in Paris statt. „Ich habe die Nachrichten bis tief in die Nacht verfolgt und hatte ein mulmiges Gefühl. Paris und Dijon liegen nur rund eineinhalb Stunden Zugfahrt auseinander. Dann wurden der Notstand ausgerufen und die Grenzen geschlossen. Aus Trotz bin ich am nächsten Tag in die Innenstadt Dijons gegangen. Normalerweise ist es am Wochenende dort total voll, aber es war nichts los“, berichtet Catja. Die Tage darauf waren sehr von Trauer und erhöhten Sicherheitsmaßnahmen geprägt, die bis heute weiterhin gelten: „Die Schülerinnen und Schüler hat es sehr mitgenommen. An der Schule selbst finden bis heute strenge Eingangskontrollen statt.“ Die Situation an öffentlichen Orten habe sich zudem sehr verändert: „Im Toison d’or, einem sehr großen Einkaufszentrum in Dijon, wurde ich ohne Vorwarnung von mehreren, mit Maschinengewehren bewaffneten Angehörigen der Gendarmerie festgehalten, kontrolliert und meine Taschen durchsucht. Ein Beispiel für die strengen Sicherheitsmaßnahmen in Frankreich, die auch weiterhin gelten.“

Sicherheitshinweis am Bahnhof © Catja Kremer

Eine Empfehlung an alle Studierenden

Doch ihre Begeisterung für das Programm besteht weiterhin: „Ich habe viele neue Freunde gewonnen, zahlreiche Städte und Sehenswürdigkeiten besucht und bislang eine sehr schöne Zeit gehabt. Die pädagogische Erfahrung, die Schul- und Sprachpraxis sowie der Umgang mit Jugendlichen sind eine große Bereicherung.“ Die Schülerinnen und Schüler konnte Catja zudem von Wuppertal begeistern: „Sie kennen jetzt die Stadt, die Schwebebahn und die Geschichte von Tuffi den Elefanten. Mit kölschen Liedern – lauthals gesungen im französischen Dialekt – haben sie zudem etwas vom Rheinland aufschnappen können.“ Auch vor dem Hintergrund dieses kulturellen Austausches kann Catja eine klare Empfehlung für das FSA aussprechen: „Das Programm bietet eine gute persönliche Betreuung und eine finanzielle Unterstützung. Zudem habe ich auch eine Bleibe vor Ort gestellt bekommen. Alles in allem kann ich das FSA-Programm jedem empfehlen!“ »mw«

Weitere Infos zum Fremdsprachenassistenzprogramm:

Titelbild: Catja ist für sechs Monate als Fremdsprachen- assistenzkraft in Frankreich unterwegs. Im Hintergrund: Vézelay, eines der 50 schönsten Dörfer Frankreichs © Catja Kremer

Anzeige:

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert