Die Nordstadt – Ein altes Viertel über Elberfeld

Die Wuppertaler Nordstadt ist etwas ganz Besonderes. Das dürfte sich schon so manch einer gedacht haben, wenn er zwischen den alten Häusern, die den besonderen Charme des Stadtteils ausmachen, stand. Denken ist auch am Anfang das Einzige, was möglich ist, wenn man zu Fuß in die Nordstadt wandert. Sie ist eines der höchst gelegenen Wohngebiete in Wuppertal, so dass einem schon einmal die Puste ausgehen kann, wenn man dort „oben“ ankommt. Dennoch lohnt es sich, den Aufstieg zu wagen und dort zu verweilen.

Zwischen vielen Kulturen und kleinen Cafés wohnt eine alte Seele

Die Wuppertaler Nordstadt ist ein eindrucksvoller Ort. Sie wird von der Nordbahntrasse, der Luisenstraße, der Gathe und der Briller Straße umschlossen und gehört inzwischen zu Elberfeld. Noch heute ist es eines der dichtbebautesten Viertel in Wuppertal. Es entstand Mitte des 19. Jahrhunderts, als ein neues Quartier für die vielen zugezogenen Arbeiter und Handwerker benötigt wurde. Das Besondere ist, dass ein Großteil der alten Häuser heute noch steht, sodass Stuckfassaden ebenso das Straßenbild prägen wie die vereinzelten Fachwerkhäuser, die neben den zumeist fünfstöckigen Altbauten fast schon zerbrechlich anmuten. Da die Nordstadt, im Gegensatz zum Rest Elberfelds, vom Krieg fast verschont geblieben ist, gehört sie zu den größten zusammenhängenden deutschen Altbaugebieten aus der Zeit um 1900.

Das bekannteste Viertel der Nordstadt ist das Ölberg-Viertel. Seinen Namen verdankt es der Tatsache, dass es erst 1910 an das Stromnetz angeschlossen wurde. So musste man dort, länger als anderswo im Tal, mit Öllampen beleuchten. Heute beherbergt das Viertel neben Künstlern und Familien vor allem StudentInnen, die nicht nur die kleinen Cafés und Kneipen, wie etwa den Irish-Pub »Domhan«, zu schätzen wissen, sondern sich auch über den niedrigen Mietpreis freuen. Die Nordstadt gehört zu den günstigsten Wohngebieten in Wuppertal. Dabei bieten die geräumigen Altbauwohnungen oft genug Platz für WGs und Wohnungen in Häusern am Hang einen traumhaften Blick über das Tal bis hin zur Uni.

Das hat natürlich auch seinen Grund. Die Infrastruktur ist teilweise dürftig. Größere Supermärkte findet man nur außerhalb und Busse kommen kaum die schmalen und steilen Straßen hinauf. Grade im Winter ist Laufen angesagt, selbst wenn man einen eigenen PKW hat. Hinzu kommt, dass viele Gebäude noch renovierungs- oder restaurationsbedürftig sind. Letzteres wird jedoch Stück für Stück behoben. Meist sind es die Bewohner selbst, die sich mit Farbe und Pinseln ausrüsten und den Häusern ein neues Gesicht geben. So verschwinden seit den 1970ern immer mehr der tristen, grauen Fassaden.

Die bunten Häuser passen gut zu der Multi-Kulti Gesellschaft, die sich in der Nordstadt angesiedelt hat. Nirgends in Wuppertal treffen so viele Kulturen aufeinander und das ist es, was dieses Viertel so lebendig macht. Sinnbildlich dafür ist auch das zweijährig stattfindende Ölbergfest, das von den Anwohnern organisiert wird und sich zu einem der Highlights des Wuppertaler Kultursommers entwickelt hat. Jeder räumt Sitzgelegenheiten auf die Straße, es wird Musik gespielt und auf kleinen Ständen werden meist handgemachte Sachen verkauft.
Seit diesem Jahr ist die Nordstadt zudem um eine Attraktion reicher. Im alten Mirker Bahnhof befindet sich nun unter anderem ein Coworking Space und die »Utopiastadt« mit dem »Café Hutmacher«.
Schaut doch mal vorbei und wandert durch die Straßen der Nordstadt – dass es sich lohnt steht außer Frage. »ack«

Erstveröffentlichung des Artikels in der Printausgabe 01-2013, erschienen im Januar 2013.

Impressionen der Nordstadt

Alle Fotos (inkl. Titlefoto) © »jw«

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  1. Thomas Schürmann

    Ein schöner Artikel. Vielen Dank!

    Als Gedankenanstoß: Die Bildergroßansicht könnte wirklich viel größer sein. Von dem Klick auf ein Bild hat man leider nicht so viel.

    Vielleicht lässt sich da noch etwas drehen?

    Gruß @cronhill

  2. Schöne Eindrücke!

    Über den Ölberg gibt es sogar ein Buch! Da steht auch etwas zu der Historie und der Architektur, zur Hausbesetzerzeit und dem Ölbergfest drin.

    Heißt „Der Ölberg, mein Kiez“…

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