Keine Angst vor der nächsten Prüfung

Psychologische Beratung an der Uni

Feuchte Hände. Panik. Ein komisches Gefühl in der Magengegend. Tränen in den Augen. So geht es Hanna, wenn sie an die Uni denkt. Hanna hat Prüfungs- und Versagensängste. Seit zehn Semestern studiert die 26-jährige an der Bergischen Uni und gerät immer wieder in Panik, wenn es um Klausuren, Leistungspunkte und Seminararbeiten geht.

„Der Druck ist so groß. Ich studiere wirklich lange und habe Angst, mir alles kaputt zu machen, wenn ich eine Klausur im dritten Versuch nicht bestehe“, sagt die Studentin, die den Bachelor-Abschluss anstrebt. Der Druck ihrer Eltern und Freunde, die schon lange fertig studiert haben, und der Professor/innen, die wenig Verständnis haben, nahmen ihr die Lust am Studieren: „Als ich angefangen habe dachte ich, ich kann mir Zeit lassen, auch mal ein Semester was anderes tun, als zu studieren.“ Je höher die Semesteranzahl wurde, umso größer wurde die Panik vor dem Versagen: „Ich habe im Studium viel gearbeitet, wegen der Studiengebühren, habe Praktika gemacht, damit ich Erfahrungen sammle – darunter hat das Studium ziemlich gelitten.“

Hanna hat gute Praktikazeugnisse bekommen, ist sehr gut qualifiziert für ihren späteren Traumberuf – abgesehen vom Studium. Sie hat Angst, den Abschluss nicht zu schaffen: „Ich bin im Studium so weit, ich muss das jetzt schnellstmöglich durchziehen, aber ich habe Angst, dass ich hier total versage“, sagt sie und hat Tränen in den Augen.

So wie Hanna geht es vielen Studierenden. Zu viel Druck, zu viele Studieninhalte, die in zu kurzer Zeit durchgepaukt werden müssen. Viele Studierende fühlen sich in dieser Situation allein, verkriechen sich immer mehr und brechen im schlimmsten Fall ihr Studium ab. Hilfe können betroffene Studierende bei der Psychologischen Beratung der Zentralen Studienberatung bekommen. Die Studienberatung gibt es an der Bergischen Uni seit über 30 Jahren. Die Beratungsstunden der Psychologischen Beratung konnten in den letzten Jahren aufgestockt werden. Ulrike Leonhardt arbeitet seit 1994 an der Uni und betont: „Jetzt können wir das Erstgespräch innerhalb von ein bis zwei Wochen anbieten.“ Das ist vor allem bei akuten Problemen für die Studenten wichtig. „Jemand, der jetzt Schwierigkeiten hat – Prüfungsängste oder Probleme in der Familie, die ihn im Studium blockieren -, braucht schnelle Hilfe“. Auffällig für sie und ihre Kolleg/innen ist, dass die Studierenden, die sich beraten lassen, jünger werden: „Es gibt Phasen im Studium, in denen die Studenten überfordert sind, manchmal schon von Beginn des Studiums an. Das macht Angst, verursacht Druck. Fällt man dann durch die ersten Klausuren, obwohl man in der Schule immer gute Noten hatte, kann das die Studenten schnell aus der Bahn werfen“, sagt Leonhardt.

Jede/r Studierende kann die Hilfe der Psychologischen Beratung in Anspruch nehmen. Durchschnittlich vier bis maximal zehn Sitzungen bei erfahrenen psychologischen Psychotherapeut/innen werden durch die Uni finanziert angeboten. Hier werden die Probleme analysiert und nach möglichen Lösungen gesucht. Angst haben, dass Professor/innen oder andere Studierende von den Besuchen bei der Psychologischen Beratung erfahren, muss niemand: „Wir unterstehen natürlich der Schweigepflicht. Hier dringt nichts nach außen“, stellt Leonhardt klar. Inzwischen sind neben Ulrike Leonhardt noch zwei weitere Ansprechpartner/innen an der Uni beschäftigt, die auch in den späten Nachmittagsstunden nach den Uni-Veranstaltungen Hilfe anbieten. Außerdem gibt es eine ganze Reihe von Trainingsangeboten der Zentralen Studienberatung, die von erfahrenen Psycholog/innen durchgeführt werden und beispielsweise bei Prüfungsangst oder aufschiebendem Verhalten unterstützen.

Und auch Hanna ist froh, das Angebot der Beratung gefunden zu haben: „Ich habe nicht mehr so viel Angst vor der Uni. Und ich werde dieses Semester zum ersten Mal seit langer Zeit wieder eine Klausur schreiben. Ich will mein Studium endlich zu Ende machen“, sagt sie und fügt hinzu: „Ich bin froh, dass die Uni mir nicht mehr nur Angst macht und ich mich endlich traue auch den Professoren zu sagen, dass ich diese Angst habe. Die meisten haben Verständnis und unterstützen mich jetzt mehr als früher, wo alle dachten, ich wäre nur faul“, sagt sie mit einem kleinen Lächeln im Gesicht.

Ersten Kontakt mit der Psychologischen Beratung gibt es entweder in der „Offenen psychologischen Sprechstunde“ (jeden Mittwoch 10.30-11.30 Uhr) oder nach persönlicher Anmeldung im Sekretariat der ZSB (B.06.08) nach Terminvereinbarung. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10-12 Uhr und 13-14 Uhr. »jup« – Erstveröffentlichung des Artikels in der Printausgabe 02-2011, erschienen im Juli 2011.

Weitere Informationen unter:
www.zsb.uni-wuppertal.de

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