„Stolperstein-App“

Sie fallen auf: Kleine, im Boden eingelassene Betonwürfel mit einer gravierten Messingplatte zieren die Gehwege und Fußgängerzonen der Republik – bereits an über 500 Orten. Es sind Stolpersteine, verlegt vom Kölner Künstler Gunter Demnig, die an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnern. Ein Name sowie der Geburts- und auch Todestag mahnen am letzten selbstgewählten Wohnort des Opfers gegen das Vergessen. Doch welche Geschichte steckt hinter den Namen? Geschichtsvereine oder andere Institutionen arbeiten diese auf, doch sind deren Ergebnisse meist nicht schnell zur Hand, wenn denn überhaupt verfügbar. Eine „Stolperstein-App“ nach dem Vorbild des bekannten QR-Codescanners könnte dies ändern.

Die Geschichte hinter dem Namen kennenlernen

Norman Fischer, Bachelor-Student für Mediendesign sowie Druck- und Medientechnik an der Bergischen Universität Wuppertal (BUW), präsentierte zur ersten LOOP-Ausstellung an der BUW eine passende App-Demo. Die Funktionsweise ist einfach erläutert: Per Handy-Cam wird der Stolperstein betrachtet und per „augmented reality“-Funktion weiterführende Informationen eingeblendet.

Sie fallen auf: Kleine, im Boden eingelassene Betonwürfel … © Norman Fischer

„Augumented reality“, zu Deutsch auch „erweiterte Realität“, sind computergenerierte Zusatzinformationen, die bestehende Bilder und Videos durch Live-Einblendungen ergänzen. Diese sind jedem aus Fußballanalysen bekannt. Die dafür notwendige Technik, die von Qualcomm entwickelt wurde, und den Umgang damit hat der ausgebildete Mediengestalter aus Leipzig während eines halbjährigen Praktikums in Shanghai erlernt.

Die Idee zu den Stolpersteinen kam während eines Projektseminars bei Herr Prof. Kristian Wolf. Norman spielte einige Anwendungsideen durch. Eine andere Kommilitonin wollte sich den Wuppertaler Stolpersteinen widmen. Technik und Thema fanden so zueinander und die App-Idee war geboren. „Leider hat die Kommilitonin das Seminar nicht weiter verfolgt, wodurch ich das Projekt alleine übernahm und mich in die Stolperstein-Thematik vertiefte“, erklärt uns der Tutor für „After Effects“ im Fachbereich F.

Bestehende Bilder und Videos werden durch Live-Einblendungen ergänzt. © Norman Fischer

Nachdem ein Testlauf geglückt war, wurde die Entwicklung fokussiert. Bis zur LOOP-Ausstellung stand die erste Demo: Per QR-Code konnten sich die Besucher/innen die App für ihr Handy oder Tab runterladen und selbst die fünf ausgedruckten und am Boden befestigten Teststeine einscannen und weiterführende Informationen betrachten.

„Der Prototyp funktioniert, doch ist man noch weit entfernt von einer finalen App-Realisierung“, erklärt Norman gegenüber blickfeld. Noch sind nicht alle technischen Probleme ausgeräumt. „Als Referenzpunkt zur Erkennung dienen Fotoaufnahmen der Stolpersteine. Ungeklärt ist die Frage, wie eine schlechte Witterung sowie andere Einflüsse die Scanqualität beeinflussen“, gibt Norman zu bedenken. Ferner sei auch die inhaltliche Grundlage ungeklärt: „Eine umfassende App kann nur auf Basis einer aktiven Community erstellt werden, die den Aufbau einer Datenbank, samt Bild- und Textmaterial, begleitet.“ Laut Norman ist ein größeres Portal denkbar: „Neben der reinen Scananwendung könnten auch eine Übersichtskarte, News, Wissenswertes, Bildergalerien wie auch Videodokumentationen implementiert und per Klick erreichbar werden. Ferner könnten Nutzer direkt oder über eine Koppelung an den sozialen Netzwerken mit den Inhalten interagieren.“

Der Prototyp funktioniert © Norman Fischer

„Die Idee steht und funktioniert, jetzt braucht es eine Förderung für die weitere Umsetzung“, erklärt Norman, der bereits im Kontakt mit dem Stolpersteine Wuppertal e.V. steht, abschließend. »mw«

Weiterführende Links zum Thema Stolpersteine:

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