UniCard – All in one?

Der Studierendenausweis, die Kopierkarte, der Bibliotheksausweis, die Sportscard, bis vor kurzem das Semesterticket und – nicht zu vergessen – das Mensa-Kleingeld: Portemonnaies von Studierenden sind auch ohne Geld immer prall gefüllt. Die Forderung nach einer UniCard, die alle Funktionen vereint, hält sich seit über einem Jahrzehnt – man werfe mal einen Blick in alte StuPa-Wahlzeitungen. Auch blickfeld berichtete darüber vor rund vier Jahren. Das zum Thema „Was bisher geschah“ – und jetzt?

Wunsch nach UniCard ist groß

Laut Johannes Bunsch, Leiter der Universitätskommunikation, würden die Verantwortlichen der Bergischen Universität „die Einführung einer UniCard sehr begrüßen.“ Wünschenswert wäre aus Sicht der Uni-Spitze eine Funktionen-Bündelung aus „Semesterticket, Studierendenausweis und Bibliothekskarte“. Auch zusätzliche Funktionen wie „Mensakarte oder Zugangskarte für Sporteinrichtungen (…) wären denkbar.“ Letzteres wünscht sich auch die Hochschulsport-Leiterin Katrin Bührmann. Derzeit müssen sich Studierende ihre Sports- und FitnessCard ausdrucken. Beim Semesterticket ist dies kürzlich entfallen: Studierende können dies mittlerweile auch digital auf ihrem Smartphone mitführen. Grundsätzlich zeigen sich aber auch die Wuppertaler Stadtwerke offen für Gespräche hinsichtlich einer UniCard, wie blickfeld kürzlich erfahren hat.

Hochschul-Sozialwerk verwarf Überlegungen einer eigene Bezahlkarte

Das Hochschul-Sozialwerk (HSW) hat sich laut Ulla Sparrer, Abteilungsleiterin der Allgemeinen Verwaltung, bereits „in den 90er Jahren ausführlich mit der Thematik beschäftigt.“ Die damalige Überlegung eine Mensakarte einzuführen sei jedoch aus Kostengründen verworfen worden. Die Anschaffung und der Aufbau der technischen Infrastruktur für die zahlreichen Einrichtungen, die Verwaltung und der notwendige Personaleinsatz führten in der Kalkulation zu dem Ergebnis, dass sich eine solche Umstellung schlicht nicht „rechnete“. Da die Universität damals noch keine Pläne zur Einführung eines Studierendenausweises hatte, der gleichzeitig als Mensakarte hätte dienen könne, wurden die Pläne vorerst verschoben.
Zudem stelle sich grundsätzlich die Frage, ob neben der Mensakarte auch weiter Bargeld akzeptiert werden soll. Das Problem: Laut Ulla Sparrer würden bei einem Nebeneinander der Bezahloptionen, so Erfahrungen anderer Studierendenwerke, die freiwilligen Kartenzahler im Höchstfall rund 25% ausmachen. „Würde die Kartenzahlung für alle verpflichtend eingeführt und die Barkassen geschlossen, so schließe man Gäste oder gelegentliche Besucher aus oder muss dafür eine technische Lösung – bspw. über Gästekarten – finden“, gibt Sparrer zu bedenken.
Derzeit können Studierende bar oder auch mit dem Geldkartenchip auf ihrer Bankkarte bezahlen. „Letztere Möglichkeit wird leider nur von ca. einem Prozent unserer Gäste genutzt“ so Sparrer, die sich grundsätzlich offen und diskussionsbereit für das Thema UniCard zeigt.

Kritische Stimmen zur UniCard

Der RCDS, die United Lions sowie der Bund Internationaler Studierender (BIS) haben sich in ihren Programmen zur letzten StuPa-Wahl für eine UniCard ausgesprochen. Der RCDS sieht laut Wahlzeitungs-Beitrag 2016 eine solche Karte als „Standard“ an, den es „an anderen Universitäten“ bereits gäbe. „Durch langfristiges Engagement“ will man sich für eine Einführung einsetzen, um die „Vielzahl an Uni-Ausweisen“ abzuschaffen. Die Grüne Hochschulgruppe sieht die UniCard eher kritisch. So sei die „häufig angepriesene Praktikabilität“ fragwürdig, da bei Verlust „ein Ersatz sicher nicht so schnell bei der Hand“ sei wie z.B. beim Semesterticket. Zudem müsse auch die Kostenfrage abschließend diskutiert werden, die auch eine Beteiligung durch die Studierendenschaft beinhalten könnte. Nach Meinung der Grünen sollten die Studierenden daher selbst im Rahmen einer Urabstimmung über die Einführung einer UniCard entscheiden.

Beispiel Duisburg/Essen: Multifunktionale Chipkarte

An der Universität Duisburg-Essen (UDE) ist sie bereits Realität: Hier sind Studi-Ausweis, Mensa-Bezahlkarte, Bib-Ausleihkarte, Semesterticket und auch die Kopierkarte auf einem Chipträger vereint. Viereinhalb Jahre ist die Karte nach der ersten Aushändigung zum Anfang des Studiums gültig. Bei Verlust sind zehn Euro fällig.
„Das Feedback der Studierenden ist durchweg positiv. Wir haben seit Jahren eine Akzeptanz von 100%“, so Ludwig Ciesielski, Sachgebietsleiter Einschreibungs- & Prüfungswesen an der UDE. Die Chipkarte wurde 2001 erst an der Universität Essen und nach der Fusion mit der Universität Duisburg 2003 auch am zweiten Standort eingeführt. „Die Motivation war die Ablösung der damaligen Papierausweise und die Idee, den Service für die Studierenden zu verbessern. Dies gelang dadurch, dass sich die Bibliothek und das Studentenwerk ebenfalls an der Einführung der Chipkarte beteiligten“, erklärt Ciesielski weiter. Datenschutzrechtliche Bedenken habe es – auch von Seiten des Datenschutzbeauftragten sowie der Studierendenschaftsvertretung – nicht gegeben. Die Einführungskosten lagen „damals für ca. 18.000 Studierende bei ca. 400.000 DM.“ Sponsoren übernahmen über die Hälfte der Kosten. Daneben kamen noch laufende Kosten hinzu, wie Hardwarekosten, Support etc., die jedoch nicht kurzfristig bezifferbar seien.

Zukunftsvision UniCard?

Wann und ob es die UniCard auch an der BUW geben wird, lässt sich momentan noch nicht sagen. Laut Universitätsleitung findet Ende Mai ein Workshop der Hochschulverwaltung statt, in dem auch der Funktionsumfang und die Kosten einer UniCard thematisiert werden sollen. Problem: Mit Universitätsbibliothek, Hochschulsport, Hochschul-Sozialwerk, Wuppertaler Stadtwerken sowie AStA und Hochschulleitung sind insgesamt sechs verschiedene Stellen an dem Vorhaben beteiligt. Wie schnell sich hier ein gemeinsamer Nenner finden lässt, bleibt offen. Auch die Frage, ob eine UniCard überhaupt noch zeitgemäß ist oder ob eine Integration der gewünschten Funktionen in die UniApp sinnvoller sein könnte, sollte diskutiert werden. »mw«

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  1. was ist denn aus dem Workshop geworden?

  2. Sascha Dr.

    Wie ist denn der Zwischenstand zum Thema unicard?
    Oder müssen wir auf eine Fusion mit der Uni Duisburg-Essen hoffen?

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