Hänsel und Gretel

Ein Märchenspiel für jeden

Weihnachtszeit ist Märchenzeit – nicht nur auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Laurentiusplatz oder in vielen Kinderzimmern der Stadt. Die Oper Wuppertal hat einen Klassiker aus dem Keller geholt, sorgsam abgestaubt und liebevoll auf die Bühne gebracht. Am fünften Dezember feierten die Wuppertaler Bühnen die Wiederaufnahme des Märchenspiels „Hänsel und Gretel“, das zuletzt 2006 im Tal aufgeführt wurde. Das Stück stammt aus dem Jahre 1893 und wurde in Wuppertal durch den in der Spielzeit 2013/2014 ausgeschiedenen Intendanten Johannes Weigand neu inszeniert.

Die Essenz der Geschichte ist wohl jedem bekannt und doch unterscheidet sich diese Fassung in den Details: Eine Familie mit zwei Kindern – Hänsel und Gretel – lebt in Armut in der Nähe des Waldes. Um Beeren zu pflücken werden die Kinder von der herrischen Mutter in den Wald geschickt, verlaufen sich und landen am Knusperhäuschen der Hexe. Bis zum Happy End ist es ein langer Weg, mit vielen Abenteuern und spannenden Begegnungen. So alt die Geschichte auch sein mag, die Inszenierung wurde modern gehalten. So kommt der Vater nicht nur mit einem Korn von der Arbeit nach Hause, sondern hat auch noch ein Sixpack Dosenbier in der Hand. Das Sandmännchen, das die armen Kinder in den Schlaf singt, kommt in einem Tretboot auf die Bühne gefahren und das Taumännchen, welches sie am nächsten Morgen wieder weckt, hat ein gelbes Fahrrad mit Propeller. Das Knusperhäuschen könnte genauso aus einer Haribotüte gefallen sein und die Engel, die Hänsel und Gretel im Schlaf bewachen, tragen Flip Flops in Kombination mit Blaumann und Melone. Zusammen mit den klassischen Stücken und den sanften Klängen des Orchesters bietet sich dem Zuschauer ein sehr rundes Bild.

Highlights gab es viele am Premierenabend. Die Besetzung ist ausnahmslos gut, sei es nun die sehr junge Dorothea Brandt als Gretel oder Boris Leisenheimer als Hexe, der nicht nur die kleinen Zuschauer zum Lachen gebracht hat. Der besondere Zauber des Operngebäudes, das auf Grund seiner Architektur und behaglichen Größe jeden nah an das Geschehen heran lässt, ist dabei der ideale Ort für die Aufführung. Das Publikum umfasste alle Altersklassen: Die jüngsten waren etwa fünf, die ältesten weit über 70. Grade der Enthusiasmus der kleineren Zuschauer hat für eine besondere Atmosphäre gesorgt.

Doch warum sollte grade der viel beschäftigte Student in der Vorweihnachtszeit in die Oper gehen? Gründe gibt es viele: Einen schönen und besonderen Abend hat sich jeder verdient. Selbst wenn man noch keine Berührungspunkte zur Oper hatte, bietet Hänsel und Gretel einen sehr guten und unterhaltsamen Einstieg. Es ist eine schöne Inszenierung, der Stoff ist bekannt und mit einer Länge von 2,5 Stunden nicht sonderlich lang. Zudem weckt es beim Zuschauer Kindheitserinnerungen – gerade vor Weihnachten bringt das einen gewissen Zauber mit sich. »ack«

Titelbild: Hänsel und Gretel © Wuppertaler Bühnen

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