Wuppertaler Literat erobert Poetryland

Patrick Salmen

Student, Poet und Wortkünstler

Es war ein Samstagabend im vergangenen Jahr, als das Publikum der Jahrhunderthalle dem 14. deutschen Poetry-Slam Meister mit stehenden Ovationen zum Sieg applaudierte. Patrick Salmen gewann in einem mehrtägigen Wettbewerb gegen zwei weitere Poetry-Slamer im Stechen den Titel im Einzelwettbewerb. Seine zynischen Texte beeindruckten neben dem Publikum und der Jury auch die anwesenden Fachkenner der Poetry-Szene aus dem deutschsprachigen Raum.

Wuppertals kulturelles Leben hat in letzter Zeit viel einstecken müssen. Finanzielle Probleme im Wuppertaler Haushalt haben leider dazu geführt, dass dieses an Substanz verloren hat. Orte, wo man Kultur erleben kann, werden geschlossen und so suchen Künstler unserer Stadt neue Orte und neue Möglichkeiten sich auszudrücken. Man trifft sich nicht mehr im kleinen Literaturkreis, um seine Texte vorzustellen, und Musiker suchen nicht mehr nach Nischen, um mal vor Publikum auftreten zu können. In das kulturelle Leben sind die „Slams“ eingezogen. An verschiedenen öffentlichen Orten wie Bars, Cafés, kleine Kulturzentren entstehen Räume wo sich Künstler präsentieren können. Künstler treten gegen Künstler des eigenen Genres an, um sich zu messen und Feedback zu erhalten. Noch sind die „Slams“ klein und familiär, aber wie man an den Meisterschaften gesehen hat, besteht öffentliches Interesse an dieser neuen Art von Kultur. Es gibt keine Jury, die den Sieger ermittelt, sondern das Publikum entscheidet, welcher Künstler am Abend als Sieger nach Hause fährt. Poetry-Slams gibt es in jeder Stadt. Nachwuchsdichter, -denker und -literaten gibt es überall und hier haben sie die Möglichkeit ihre Texte vorzustellen.

Patrick Salmen – Foto: Dennis Scharlau

Auch Patrick Salmen hat auf kleinen Slams im Umland angefangen seine Texte zu inszenieren. Meist am Wochenende lieferte er sich Wortduelle mit Freunden und Gleichgesinnten. So nahm alles seinen Lauf. Der Ruf seiner Texte verbreitete sich im Land und nachdem er von Ort zu Ort reiste und viele Slams gewann, entschied er sich an der Deutschen Meisterschaft teilzunehmen. Ein Wuppertaler ging für die Düsseldorfer „Slamerfamilie“ an den Start und gewann. Jetzt ist er auf Tour – nicht nur durch Deutschland. Denn auch die europäischen Poetry-Slam Begeisterten wollen ihn hören und so reist er von Stadt zu Stadt. Aber sein Repertoire geht über nachdenkliche und zynische Texte hinaus. Er ist nicht nur Slamer, sondern vielmehr Literat, der das Wort zu seiner Kunst gemacht hat. Gedichte und Kurzgeschichten sind Formen, in denen er es schafft neben Gefühlen, Witz und Zynismus auch immer eine nachdenkliche Message zu verpacken. Sein Weg geht weiter. Noch ist er Student an unserer Bergischen Universität und studiert hier unter „uns“ Germanistik und Geschichte. Wohin ihn aber sein Weg genau führen wird, weiß niemand. Jetzt zur Leipziger Buchmesse hat er sein erstes Buch mit dem Titel „Distanzen“ in den Handel gebracht.

Neben Gedichten finden sich auch viele seiner Kurzgeschichten darin. Zurzeit ist er mit seinem Buch auf Reisen und liest auf verschiedenen Bühnen daraus vor. Er organisiert hier in Wuppertal „unsere Lesebühne“, die jeden 3. Donnerstag stattfindet. Zudem gibt es mit ihm Workshops zum „kreativen Schreiben“. Bald werden wir im Buchhandel stehen und seinen neuen Roman oder Kinderbücher von ihm lesen, die in Arbeit sind. Wir wünschen unserem Literaten, denn nur Poet oder Slamer ist er nicht mehr, alles Gute und viel Erfolg und wir hoffen, dass es auch weitere Wuppertaler Künstler trotz der schwierigen Lage hier im schönen Wuppertal schaffen, sich zu entfalten. Denn dass wir Künstler mit Potential haben, wissen wir nicht erst durch Patrick Salmen. Aber durch seinen Erfolg werden wir wieder darauf aufmerksam gemacht, dass Kunst und Kultur aus Wuppertal trotz sterbender Kulturörtlichkeiten erfolgreich sind und nicht nur in unserer Stadt, sondern im ganzen Land. »aw« – Erstveröffentlichung des Artikels in der Printausgabe 01-2011, erschienen im April 2011.

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