Zwischen Mythos und Realität – mit Odysseus im Botanischen Garten

Umgeben von fremdländischen Pflanzen, naturgetreuer Hintergrundmusik und knapp 30 Zuschauern, begeisterte Miko Greza von den Wuppertaler Bühnen die Zuschauer mit seiner Ein-Mann-Show bei der Premiere der „Odyssee“ am vergangenen Donnerstagabend im Botanischen Garten.

Homer’s Epos mal anders

Unter pompösem Blätterdach und bei exotisch riechenden Pflanzen wurden zwei der Glashäuser auf der Hardt zur Bühne für die mystischen Geschichten rund um den großen Kriegshelden Odysseus.
Der Inhalt des Epos bleibt, die Inszenierung wurde sagenhaft neu interpretiert.
Während Hauptdarsteller Greza mal energisch mal ruhig die Leidensgeschichte der 20 Jahre andauernden Odyssee erzählte, folgten die Zuschauer ihm durch die schmalen Gänge der Gärten und konnten so den Blickwinkel auf das Geschehen selbst bestimmen.
Durch eine hautnahe Inszenierung und Interaktion mit dem Publikum nimmt Regisseur Torsten Krug den Betrachter direkt mit in eine Welt voller Abenteuer, List und Leid – so als würde man mit Odysseus gemeinsam reisen, gar einer seiner Gefährten sein.

Begeisterte das Publikum: Miko Greza © Sebastian Eichhorn

Die Realität holt den Helden immer wieder ein

Trotz imposanter Schönheit und mitreißender Erzählung bleibt es die Geschichte eines vom Krieg traumatisierten Mannes. Da fragt ihn der Sohn Telemach, ob er gemordet habe – Odysseus antwortet nur: „Ich habe überlebt“.
Auch die Schattenseiten der Odyssee – die Morde und die Naivität, mit der der Kriegsheld heimkehrt und alles beim Alten vorzufinden glaubt, werden eindrucksvoll von Greza dargestellt.
So verkörpert er neben dem Sagenhelden auch vereinzelt eine vom Geschehen entfernte Erzählinstanz, singt mit den Sirenen oder ahmt das Röhren der Seeungeheuer nach.
Eine Inszenierung, die es durch überzeugende Kulisse und einen talentierten Hauptdarsteller schafft, in eine andere Welt zu entführen.

„Odyssee“ am vergangenen Donnerstagabend im Botanischen Garten © Sebastian Eichhorn

Offen für ein Theater der anderen Art (?)

Neben dem Abstieg in den Hades, bei dem der gebürtige Bayer Miko Greza sogar das Gewächshaus verließ und in die eisige Kälte stapfte, war auch das plötzliche Einspielen Penelopes Stimme eine erfrischende Überraschung im Stück.
Einzig die Frage, ob das Stück auch ohne Vorkenntnisse über die Geschichte der Odyssee hätte verfolgt werden können, bleibt offen – wo 75 Minuten vollständigen Monologs und fehlender Mitschauspieler doch ein sehr hohes Maß an Konzentration fordert . Aber vielleicht macht ja gerade diese Einzigartigkeit das Stück zu etwas Exklusivem – Neuem, Anderem und Speziellem. Eben ein Theaterbesuch, der der klassischen Bühnenvorstellung widerspricht. So muss jeder Zuschauer selbst entscheiden, ob er sich auf ein solch anderes Theater einlassen möchte.

Weitere Vorstellungen der „Odyssee“ finden noch bis Mitte März im Glashaus des Botanischen Gartens statt, die nächste bereits am 24.01.2017 um 19:30 Uhr. Tickets können ab sofort über die Kultur-Karte reserviert werden.
Für Studierende der Bergischen Universität gilt der Null-Tarif bei einer Buchung über die Bühnenflatrate zehn Tage vor Vorstellungsbeginn.

Mehr Informationen zum Stück oder den Wuppertaler Bühnen sind erhältlich unter: schauspiel-wuppertal.de »lyh«

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