Delhi Daily #4

Liebe Freunde,

nun hatten wir schon Bergfest! Nein, hier handelt es sich ausnahmsweise einmal nicht um ein weiteres hinduistisches Fest aus dem reichhaltigen Kalender – tatsächlich haben wir schon über die Hälfte unserer Zeit hier verbracht und es drängt sich allzu sehr auf, Bilanz zu ziehen:

Es dauert tatsächlich mehrere Wochen, sich einzuleben. Man sollte sich dessen gewahr sein und es bleiben, dass man in dem Schwellenland, das man im Begriff ist zu besuchen, mehr als nur einen kürzeren Aufenthalt verbringt, sondern einen Alltag gestaltet.

Der Taj Mahal © Yann @ wikipedia

Doch gibt es auch sonnige Momente des Urlaubs. In den letzten Wochen habe ich das Goldene Dreieck (Jaipur-Delhi-Agra) erkunden und das/den Taj Mahal sehen können (hier verhält es sich ähnlich wie mit der Frage, ob man der, die oder das ’nutella‘ sagt) und bin drei Stunden gen Süden geflogen – über dieses eine, riesige Land… In der nächsten Woche werden wir schließlich eine indische Hochzeit besuchen. Ein bisschen Urlaubsflair und die abenteuerliche Erkundung der Fremde schimmern also doch im staubigen Sonnenlicht. Und genau das ist manchmal, wenn der Magen besonders schmerzt oder der Tag ein arbeitsamer ist, Balsam für die Seele: ‚Masala fürs Herz‘ gewissermaßen.

Novembertage © vs

In Wuppertal sind die Novembertage ungewöhnlich sonnig wie ich höre und es fehlt mir, auf dem Weg herunter zur Mensa durch orangerotes, trockenes Laub zu rascheln. Auch den feuchten Duft der Regentage trage ich hier nur im Herzen mit mir. Obschon Indien alles in sich zu vereinen scheint, sind es die Kleinigkeiten, die mich Heimweh bekommen lassen.

Er ist auch ein Weg zu sich, der Weg in die Fremde. Doch zum Glück ist man auch dort mit seinen Gedanken nicht allein. Weit weg sein von seinen Freunden und denen, die einem lieb sind, kann man doch miteinander in Kontakt bleiben. Das geschriebene Wort über die Distanz nicht misszuverstehen und jeder einzelnen Zeile in Gedanken nachzuhängen, ist dabei nicht immer einfach. Wenn man anfängt, selbst in den animierten Smileys sein Gegenüber erkennen zu wollen, dann sollte man sich sorgen. Doch in der Realität löst sich alles wieder auf in Zeichen und Pixel und verschwimmt zu einer Krokodilsträne sorgsam hinter verschlossenen Türen gehaltenen Heimwehs. Ein paar wenige Worte und müde Augen bleiben übrig, da die Zeitverschiebung mittlerweile, dank der deutschen Winterzeit, auf 4,5 Stunden gewachsen ist. Und während es hier schon längst dunkel ist, rascheln in Deutschland noch Studenten durch das Laub… »bf«

Gastautorin: Birte Fritsch – »bf«

Foto: Birte Fritsch

Birte Fritsch studiert derzeit Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Bergischen Universität. In den letzten Jahren war sie unter anderem Mitglied des Studierendenparlamentes, des Fachschaftsrats des Fachbereichs A, der FSRK und des AStA (als Referentin für Kultur und Shop).


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