Seilbahn: Drei Fragen an beide Bürgerinitiativen

Die Seilbahn vom Hauptbahnhof, über die Universität und bis zum Küllenhahn wird kontrovers diskutiert. Ab Anfang Mai können alle Wuppertaler Bürgerinnen und Bürger über das Projekt abstimmen. An deren Meinungsbildung wirken auch zwei Bürgerinitiativen mit: Pro Seilbahn Wuppertal und Seilbahnfreies Wuppertal. Diesen haben wir jeweils drei Fragen gestellt.

Eine Seilbahn gegen volle Busse?
© Wuppertaler Stadtwerke (links) // blickfeld (rechts)

Beiden Initiativen standen je Frage 800 Zeichen (inkl. Leerzeichen) zur Beantwortung zur Verfügung. Die Antworten veröffentlichen wir nun ohne Wertung unsererseits.

1.) Wie bewerten Sie die aktuelle Verkehrssituation zwischen Hauptbahnhof und Universität für pendelnde Studierende und AnwohnerInnen an den Routen der verschiedenen Buslinien zum Campus?

Das sagt 'Seilbahnfreies Wuppertal':

Die WSW reduzierte die Zahl der Fahrten (UniExpress & Freudenberg) mit der Eröffnung des Busbahnhofes vormittags von 40 auf 31 und verzichtete größtenteils auf die Anbindung des Hauptbahnhofs. Bei morgendlichen Untersuchungen waren die Busse Anfang November mit bis zu 80 Fahrgästen gut gefüllt. Es gab aber in der gleichen Zeit auch UniExpress-Fahrten mit unter 20 Fahrgästen. Außerdem fahren zum Ende des Semesters messbar weniger Studierende. Die ÖPNV-Nutzenden, die zur Augustastraße fahren, werden punktuell durch Studierende in den Linien 615 und 645 beeinträchtigt, das Fahrgastaufkommen ist allerdings mit denen der Busse zur Marienstraße vergleichbar. Abgesehen von den gestrichenen UniExpress-Fahrten und die Abfahrtsproblematik ab Hauptbahnhof scheint das ÖPNV-Angebot angemessen.

Das sagt 'Pro-Seilbahn-Wuppertal':

Die Situation zwischen Hauptbahnhof und Universität ist geprägt von hohem Autoaufkommen und hoher Lärm- und Schadstoffbelastung. Mit Bau des neuen Döppersbergs bei dem nahezu ausschließlich die Belange des Kfz-Verkehrs berücksichtigt wurden, hat sich die Situation erneut verschärft: Die abseitige Lage des zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB), fehlende Busspuren, vieler unkoordinierter Ampeln behindern und verteuern den Busverkehr erheblich. Die Fahrzeit bis Hahnerberg hat sich von früher 10 Min. auf nun 20 Min. verdoppelt. Uni-Expresse fahren den neuen ZOB gar nicht erst an. Die Fahrzeit zur Uni incl. Geh- und Wartezeit ist mit 15-20 Min. nicht attraktiv. Zur Kostensenkung erfolgen seit Jahren regelmäßig Buskürzungen, die aber nur Diskussionsthema werden, um sie der Seilbahn anzulasten.

2.) Welche Verbesserungsvorschläge hätten Sie auf Grundlage der bestehenden Verkehrsinfrastruktur, um die Mobilität für Studierende und AnwohnerInnen zu verbessern?

Das sagt 'Seilbahnfreies Wuppertal':

Der Einsatz des UniExpress sollte an die Nachfrage angepasst werden. Durch den festen Fahrplan kann nicht auf Zugverspätungen mit über hundert Fahrgästen reagiert werden. Es hilft auch nicht, alle halbe Minute einen 30-Sitzer-Kleinbus abfahren zu lassen, denn ab 2025 sollen sich die Fahrgastzahlen verdoppeln und dann steigen über 200 Studierende aus einem Zug aus. Auch ohne zusätzliche Bus- und Schwebebahnfahrgäste wären die 30-Sitzer schnell überlastet und Wartezeiten von bis zu zehn Minuten täglich die Regel. Der flexible Einsatz von zwei Gelenkbussen hintereinander wäre in diesem Fall genau das Richtige. Für die Anwohnenden wäre außerdem der Einsatz des UniExpress vor den normalen Linien optimal, der für Studierende mit 6 Minuten (Kleeblatt-Uni) die schnellste Verbindung darstellt.

Das sagt 'Pro-Seilbahn-Wuppertal':

Der Busverkehr müsste – auch zu Lasten des Individualverkehrs – deutlich beschleunigt werden. Hierzu dient die umfassende Neuverteilung des Verkehrsraums, Einrichtung von 2 Busspuren bis Stadthalle, die 2. Zufahrt zum ZOB, Wiederherstellung des Busspurenrings auf dem Campus und eine konsequente Ampelvorrangschaltung. Von der Politik ist aber eher nicht zu erwarten, dass sie sich auf dieses Konfliktfeld begibt. Ein bloßer Wechsel der Antriebsart (E- statt Dieselbus) bringt keine Vorteile für die Fahrgäste. Hinzu kommen künftig neue „On-Demand“ Systeme: Sie ermöglichen in der unteren Südstadt eine Bedienung bis vor die Haustür. Und schließlich auch noch der Aufzug Hbf – Südstadt. Die Fahrzeiten der Seilbahn lassen sich aber selbst dann nicht erreichen, wenn alle Vorschläge umgesetzt würden.

3.) Warum ist für Sie eine Seilbahn, wie sie derzeit von den Wuppertaler Stadtwerken geplant wird, (k)eine Lösung?

Das sagt 'Seilbahnfreies Wuppertal':

Seilbahnen sind gute Verkehrsmittel, wenn große Umwege zu fahren sind. Allerdings fahren parallel zur Trasse 8 Buslinien. Außerdem müssen ca. 25 Mio. € an Eigenmitteln und die kompletten Betriebskosten durch Buskürzungen finanziert werden. Somit werden in der Südstadt 50% aller Bus-km gestrichen. Anwohnende Cronenbergs, der Jägerhof- und Ravensberger Straße werden weniger ÖPNV nutzen und wieder aufs Auto zurückgreifen. Studierende am Freudenberg haben morgens nur noch 3 statt 9 Fahrten. Die geplante Seilbahn wird daher den ÖPNV nachhaltig schädigen und für die in Wuppertal Lebenden richtig teuer. Die WSW plant außerdem mit einer halben Mio. € Fahrgeld Mehreinnahmen. Da gutachterlich bestätigt Fahrgastzahlen zurückgehen, wird das Geld mutmaßlich bei Studierenden eingesammelt.

Das sagt 'Pro-Seilbahn-Wuppertal':

Die Seilbahn ist nicht allein von den WSW geplant, sondern ein Bürgerprojekt, gemeinsam u.a. mit ProBahn und mehreren Uni-Fachbereichen! Mit ihr erhält die Uni endlich die bislang fehlende leistungsfähige ÖV-Anbindung. Die Seilbahn ermöglicht attraktive, verlässliche Reisezeiten nahezu ohne Warten. Auch im Winter können Uni und Südhöhen zuverlässig erreicht werden. Sie ist barrierefrei, verkehrt lautlos und mit geringem Stromverbrauch. Eine Seilbahn ist schnell und kostengünstig zu bauen, es müssen keine Gebäude abgerissen werden. Die Südstadt würde deutlich vom Kfz-Verkehr, Lärm und Abgasen entlastet, ohne dass Fahrverbote o.ä. gegen den Pkw-Verkehr erforderlich wären. Der Busverkehr würde in verkehrlich vertretbarer Weise angepasst und durch neue Mobilitätsformen ergänzt.

Weitere Informationen zu den Initiativen

Pro-Seilbahn-Wuppertal

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