Extinction Rebellion in Wuppertal: Solidarität mit indigenen Völkern

Um für die „Caravana Mesoamericana por el Clima y la Vida“ zu werben, Solidarität zu zeigen, finanzielle Unterstützung zu organisieren und über die Thematik aufzuklären, veranstaltet die Gruppe Extinction Rebellion (XR) in mehreren deutschen Städten Solidaritätszüge – im Oktober fand dieser in Wuppertal statt.

Teil des Zuges war eine Aktion von XR bei der Teilnehmer:innen zu symbolischen Opfer des Klimawandels wurden - Foto: kb

Vom 10. bis 21. November 2025 findet in der brasilianischen Stadt Belém die 30. UN Climate Change Conference (COP30) statt. Die Wahl fiel nicht ohne Grund auf diese, am Rande des Amazonasbeckens gelegene Stadt, denn Brasilien will die Wichtigkeit der (Tropen-)Wälder als „Lunge der Erde“ hervorheben. Auch wenn die Abholzung in den letzten Jahren zurückgegangen ist, stieg sie 2024 wieder auf einen Rekordwert an. Betroffen davon sind auch indigene Völker – um auf ihre Situation aufmerksam zu machen, startete am 12. Oktober 2025 eine Karawane von Mexiko in Richtung Belém. Diese besteht aus Repräsentanten der indigenen Völker, Klimaaktivist:innen sowie Vertreter:innen sozialer Bewegungen.

Ihre Anliegen gehen über die Umwelt hinaus und ihre durch den Kolonialismus geprägte Geschichte, die Invasion, Enteignung, Sklaverei, Patriarchat und Rassismus umfasst, ist nicht abgeschlossen – vielmehr setze sich dieselbe Logik heute fort. Die Völker leiden in Mittel- und Südamerika an Kriminalisierung, Justiz- und Militärgewalt, Verschwindenlassen von Dissident:innen, insbesondere von indigenen Gemeinschaften und ihren Kulturträger:innen. Somit versteht sich die Karawane nicht nur als Symbol für Klimagerechtigkeit, sondern als integrale Bewegung territorialer wie auch sozialer Gerechtigkeit und für das Recht auf Selbstbestimmung.

GAIA, die Mutter Erde – Foto: kb

Leuchtende Gaia zieht Blicke auf sich

Etwa 25 Teilnehmende versammelten sich am 18. Oktober 2025 auf dem Bahnhofsvorplatz in Elberfeld, wo auch eine erste Kundgebung stattfand. Die Aufmerksamkeit der Passanten zog vor allem eine Teilnehmerin der Aktion auf sich: die Puppe GAIA, die Verkörperung der Erde.

Die etwa drei Meter große, farbenfrohe Puppe GAIA suchte ganz bewusst den Kontakt mit Passanten und besonders Kinder waren ihr sehr zugetan. Es wurden Selfies aufgenommen, Hände geschüttelt, aber auch Flyer mit dem Anliegen von XR an interessierte Passanten verteilt. Das nächste Ziel hieß Von-der-Heydt-Platz. Nicht nur Mitglieder von XR begleiteten den Zug. Carmen, Studentin im Nachhaltigkeitsmanagement, kam von Bonn4Future hinzu: „Oft liegt der Fokus stark auf westlichen Themen, aber von den Folgen des Klimawandels betroffen sind meist Völker, die gar nicht zu seiner Entstehung beigetragen haben.“ Sie plant im Januar ein Auslandssemester in Kolumbien und sagt dazu: „Von wem kann man lernen? Wie können wir andere Perspektiven verstehen? Ich finde, das Mindeste, was wir tun können, ist unterstützen, wenn dort etwas Bedeutendes passiert.“ Ihr liegt die Vernetzung der Gruppen, die sich für Umweltbelange einsetzen, am Herzen: „Alle haben natürlich unterschiedliche Schwerpunkte, aber im Grunde dieselbe Sehnsucht – dieselbe Vision einer besseren Zukunft.“

Teilnehmer:innen des Zuges als symbolische Opfer der drohenden Klima-Katastrophe – Foto: kb

Leichentücher verbergen Schicksale

Auf dem Von-der-Heydt-Platz angekommen, baute sich die Gruppe erneut auf. Vor großen Bannern und untermalt mit mobiler Piano-Musik eines Mitglieds, hielt Susanne von XR ihre Rede. In dieser wies sie auf den Wohlstand hin, den unsere Gesellschaft auf Kosten anderer – besonders des globalen Südens – erlangt hat. Deren Geschichte zu erzählen und Solidarität zu bekunden, sei umso wichtiger, denn: Das Schicksal der Betroffenen drohe auch uns, und es wäre an der Zeit, sich zu entscheiden, auf wessen Seite man stehen will – der der Profiteure oder der der Opfer. Viele Passanten blieben stehen – von Interessierten bis zu Verärgerten. Manche murmelten sogar halblaut Beschimpfungen in Richtung der Rednerin.

Die Gruppe Extinction Rebellion ist bekannt für Aktionen neben ihren Kundgebungen: Teilnehmer:innen nahmen weiße Laken, legten sich auf den Boden und – wie Grabschilder – wurden kleine Tafeln auf den symbolischen Leichen verteilt. Auf diesen standen beispielsweise:

  • „Ich bin verhungert.“
  • „Gestorben durch Luftverschmutzung.“
  • „Ich wollte mein Land nicht verlassen und wurde erschossen.“

Die Puppe GAIA ging – die betroffene Stimmung war deutlich zu merken – von Tuch zu Tuch und streckte verzweifelt ihre Hände nach den Opfern aus. Das Schicksal der Erde – und die Erde machtlos.

Susanne von XR bei der Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz in Elberfeld – Foto: kb

Mit den Worten „Steh auf. Solidarisiere dich. Steh auf für die Erde, denn wir haben nur diese eine!“ erhoben sich die Teilnehmer:innen wieder. Anschließend ging es für die Gruppe weiter Richtung Laurentiusplatz.

Solidarität, Interesse aber auch Ablehnung

Sein Ende fand der Zug auf dem Laurentiusplatz. Inmitten des dort stattfindenden Street-Food-Festivals wiederholten die Teilnehmer:innen ihre Kundgebung und Aktion der Leichentücher. Obwohl laut XR zugesichert, wurde die dort laufende Musik nicht für einen Moment unterbrochen, sodass die Worte von Susanne etwas untergingen. Trotzdem zeigte besonders die Leichentuch-Aktion wieder Wirkung und einige Passanten blieben stehen – aber auch Köpfe wurden geschüttelt. Susanne von XR kommentierte dazu: „Es gab sehr unterschiedliche Stimmen. Ich denke, das war genauso gemischt wie die Bevölkerung insgesamt.“ Auf dem Laurentiusplatz gab es Stände, die kolumbianisches Essen verkauften und einen direkten Bezug zu der Thematik hatten. „Aber auch unterwegs haben wir viele Gespräche geführt – mit Menschen, die sich gefreut haben, uns gesehen zu haben, die vorher nichts davon wussten, die es weitertragen und unterstützen wollen.“

Währenddessen läuft GAIA weiter über den Platz, leuchtend – vielleicht ein kleiner Hoffnungsschimmer. »kb«

Über Extinction Rebellion (XR)

Extinction Rebellion (XR) heißt übersetzt: Aufstand gegen das Aussterben.

XR ist eine weltweite Umweltbewegung, die mit gewaltfreiem zivilen Ungehorsam auf die Klimakrise aufmerksam machen möchte und sofortige politische Maßnahmen fordert.

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