Mampferando – Warmes Essen für Überlebenskünstler:innen auf der Straße

Inflation, Krieg und Corona - die Zahl der Bedürftigen wird höher und die Straßen in Wuppertal damit immer voller. Vor allem während des ersten Lockdowns, als das soziale Leben wegbrach, reduzierten sich die ehrenamtlichen Hilfsangebote enorm. Um den Menschen auf der Straße zu helfen, gründeten Dean Blažević und seine Schwester Johanna Thomé deshalb im Jahr 2020 Mampferando: Eine ehrenamtliche Initiative, die hilfsbedürftige Wuppertaler:innen kostenlos und unkompliziert mit warmen Mahlzeiten versorgt.

Eine warme Mahlzeit dank Mampferando - Foto: Rebecca Hoven

„Wir können das nicht mit Luft und Liebe machen“

Am Anfang waren es noch geliehene Lastenräder und zehn Portionen pro Tag. Mittlerweile konnte sich das Mampferando-Team durch Spenden eigene Räder für die Touren finanzieren. Ebenso hat sich die Gruppe aus Köch:innen, Abholer:innen und Verteiler:innen vergrößert. Über 40 Freiwillige stehen hinter der Initiative – auch Deans und Johannas Familie. Unterstützung gibt es einerseits vom Café Tacheles, einem Erwerbslosen- und Sozialhilfeverein, aber auch Mutter Regine übernimmt einige Vereinsaufgaben. Mit ihrem Lokal „Wo Gine kocht“ stellt sie ihre Cateringküche zur Verfügung, falls das Team der Köch:innen einmal ausfällt. Johanna lebt mittlerweile zwar in Frankfurt, kümmert sich von dort aus aber weiterhin um die Organisation und den Austausch mit den Freiwilligen – und das ehrenamtlich. „Ohne Spenden wäre das alles nicht möglich. Wir können das nicht mit Luft und Liebe machen. Das Essen, die Lastenräder – das wurde uns alles durch Spenden finanziert“, erzählt Dean.

Frisches Essen aus der Küche auf die Straße

Inzwischen verteilt Mampferando jedes Wochenende, sowohl samstags als auch sonntags. Die Kommunikation und Aufgabenverteilung laufen über WhatsApp-Gruppen. So können die ehrenamtlichen Helfer:innen flexibel entscheiden, wann sie welche Aufgabe übernehmen wollen und können.

Zubereitet werden 60 Portionen pro Tag, also 120 für ein Wochenende. Acht bis zehn ehrenamtliche Köch:innen unterstützen Mampferando bei dieser Aufgabe. Sie entscheiden über die Rezepte, erledigen die Einkäufe und nutzen die eigenen Küchen, um die Speisen zuzubereiten.

Beate Hahn-Regneri ist seit November 2021 dabei, in der Regel hilft sie einmal im Monat ehrenamtlich mit. Dabei plant sie ihre Einsätze länger im Voraus und kocht vor allem mit einer Zutat: Freude. Warum sie bei Mampferando dabei ist? „Es ist relativ einfach, jemandem etwas Gutes zu tun und ein Gefühl von Wertschätzung zu geben. Deshalb mache ich es.“ Mittlerweile weiß sie, dass Hausmannskost, wie ihr Kartoffel-Curry-Möhren-Hack-Eintopf, besonders gut ankommen: „Ich glaube fast, dass es so ein Gefühl von Heimat oder von Zuhause gibt.“

Die fertigen Gerichte werden schließlich von einer Gruppe der Abholer:innen zum Café Tacheles gefahren und für die Auslieferung auf die Lastenräder gepackt. Pro Tag machen sich dann zwei Freiwillige auf den Weg, die gekochten Speisen, Heiß-/Kaltgetränke, Kekse und weitere Knabbereien in der Stadt zu verteilen.

Dean Blažević und Isabel Breitenborn im Einsatz für Mampferando – Foto: Rebecca Hoven

Doppelschichten, Multi-Tasking… und Abfahrt!

Vor der Abfahrt wirkt es in der Küche bei „Wo Gine kocht“ auf den ersten Blick etwas wuselig, aber Dean hat alles im Blick. Neben seinem regulären Job und seinem Studium übernimmt er schon öfter Doppelschichten bei Mampferando, wenn Köch:innen oder Verteiler:innen ausfallen. Dean ist Multi-Tasking gewöhnt: Während er Zwiebeln schneidet und die Béchamelsauce anrührt, bereitet er Isabel Breitenborn auf den Tag vor. Die Psychologie-Studentin ist neu dabei und gespannt auf ihre erste Mampferando-Fahrt: „Ich wohne in der Innenstadt und sehe da echt viele Leute. Ich hatte Lust, mich wieder zu engagieren und habe mich daraufhin hier gemeldet, um zu unterstützen.“ Gemeinsam mit Dean wird sie heute heißen Kaffee, Reis mit Hühnergeschnetzeltem und Lasagne verteilen. Dean ist inzwischen ein erfahrener Koch und weiß, dass am Ende des Tages selten eine Portion übrig bleibt. Stammgruppen, aber auch wechselnde und neue Gesichter werden vom Mampferando-Team versorgt. Dean fällt auf, dass stetig mehr Menschen auf ihre Hilfe angewiesen sind: „Gerade am Ende des Monats merkt man, dass die Nachfrage größer wird.“

Lasagne per Lastenrad – Foto: Rebecca Hoven

Essen für alle, die hungrig sind

Mit den Lastenrädern werden die „Hotspots“ der Wuppertaler Innenstadt abgefahren. Mittlerweile hat Dean dabei eine feste Route und wird schnell erkannt. Durch die regelmäßigen Touren kommen die Erfahrung und das Wissen, wo sich die Menschen aufhalten. Manchmal spricht er sie an, viele kommen aber direkt auf das Team zu: Mampferando hat sich in der Stadt herumgesprochen. Dabei ist das Essen grundsätzlich für alle da, die Hunger haben. Zu den Stammkund:innen von Mampferando zählen vor allem obdachlose Personen, Rentner:innen, Sozialhilfeempfänger:innen und andere Überlebenskünstler:innen. Wichtig ist Dean dabei für mehr als nur warmes Essen zu sorgen. Mampferando will sich kümmern. An Weihnachten wird besonders aufwendig gekocht, zum Geburtstag gibt es auch mal ein Stück Kuchen mit einer Kerze darauf oder eine Packung Tabak. „Es ist ein gutes Verhältnis auf Augenhöhe“, findet Dean. An einer der letzten Stationen, dem Deweerthschen Garten, werden Dean und Isabel bereits erwartet. Während sich der zweite Warmhaltebehälter mit Lasagne langsam leert, kommt man ins Gespräch. Die Menschen berichten von einer familiären Stimmung untereinander. Einer von ihnen ist Völker Urbanek. Völker erzählt davon, dass auch er bereits auf der Straße gelebt hat und heute dankbar über Mampferando ist. Ein besonderes Lob seinerseits: „Ich bin beeindruckt, dass sie bei Wind und Wetter herkommen.“ Auch Arno Kannewurf schätzt, dass sein Kumpel Völker ihm von Mampferando erzählt hat. Arno ist froh, eine Mahlzeit zu den Medikamenten nehmen zu können, auf die er angewiesen ist.

Mampferando-Lastenrad mit Kontaktdaten – Foto: Rebecca Hoven

Teamwork steht an erster Stelle: Mampferando sucht weitere Helfer:innen

Wie lange das Projekt weitergeht, weiß niemand genau. Solange Hilfe gebraucht wird, will das Mampferando-Team weitermachen. Isabels erste Tour soll auf jeden Fall nicht die letzte gewesen sein: „Es haben sich alle gefreut und es war unkompliziert für mich. Wieso sollte ich es nicht nochmal machen?“ In den drei Jahren Mampferando ist noch kein Wochenende ausgefallen. Damit das weiterhin möglich ist, sucht das Team dringend und immer wieder Verstärkung. Denn gemeinsam kann man mehr erreichen. »bak & hvn«

Mampferando

Spenden an: Tacheles e.V. (Verwendungszweck „Mampferando“)
IBAN: Einsehen unter tacheles-sozialhilfe.de

Im Web:

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