Online City Wuppertal: „Kauf an der Wupper, nicht am Amazonas“

Die Idee für Online City Wuppertal entstand in den Köpfen von Christiane ten Eicken, verantwortlich für Projektmanagement und Pressearbeit bei der Wirtschaftsförderung Wuppertal, und Andreas Haderlein, Wirtschaftspublizist. Durch die erste finanzielle Förderung im Jahr 2014 wurde Wuppertal zur Pilotstadt für regionale Online-Marktplätze. Die Shop-Infrastruktur stellt das Dienstleistungsunternehmen Atalanda GmbH bereit. Die zunächst 20 teilnehmenden Geschäftsinhaber:innen besuchten Schulungen, denn obwohl einige bereits einen Online-Shop hatten, war für viele die Vermarktung im Internet Neuland. Geförderte Werbekampagnen und lokale Ausstellflächen, wie das „talKONTOR“, machten auf die Teilnehmenden aufmerksam. Sie bekamen Raum für den Austausch, gründeten Stammtische und Netzwerke. Gemeinsam mit Sponsor:innen entschied man 2016, dass die Idee von Online City Wuppertal dauerhaft fortgesetzt werden soll. Ein Jahr später kam die zweite finanzielle Förderung. Die Ziele blieben: Produkte online bringen, Mitglieder gewinnen und den Marktplatz immer weiter optimieren.

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Während des ersten Corona-Lockdowns war Online City Wuppertal nicht nur für die offiziellen Teilnehmenden da, sondern ermöglichte auch den vielen neu Dazugekommenen eine kostenfreie Beteiligung und erreichte somit den bisherigen Höchstwert an Kooperationen. Heute unterstützt die Wirtschaftsförderung Wuppertal rund 60 Händler:innen, denn auch ohne Lockdown fürchten die Gesichter hinter den lokalen Geschäften um ihre Existenz.

Lokale Händler:innen im Netz: Vielfalt der Stadt im Fokus

„Unser Ziel ist, auf die Vielfalt der Stadt aufmerksam zu machen“, erläutert Projektkoordinator Dominic Becker. Wovon Becker wenig hält, sind die Vergleiche mit den großen Online-Marktplätzen: „Ich sträube mich ein bisschen dagegen, uns damit zu vergleichen. Wir können diese 100-prozentige Warenverfügbarkeit nicht abbilden, das ist einfach utopisch.“ Trotzdem wird deutschlandweit geliefert und das kann sich sehen lassen. Mittlerweile werden 80 Prozent der Bestellungen durch die ganze Republik verschickt. Die restlichen 20 Prozent werden entweder in Wuppertal zugestellt oder können persönlich in den Geschäften abgeholt werden.

blickfeld probierte die dritte Möglichkeit aus: Eine Gastbestellung bei Menzel und Woelke, einem Fachmarkt für Bürobedarf. Im Warenkorb: Prägeband für ein Etikettiergerät, ein Textmarker und Korrekturband als nachhaltiger Ersatz für den typischen Tipp-Ex. Die 12,67 Euro werden online bezahlt – per Mail kommt die Bestellbestätigung und zwei Stunden später die Benachrichtigung, dass die Produkte abholbereit sind. „Wir wollen die Leute persönlich darstellen, den Händler oder die Händlerin mit dem Gesicht zeigen“, betont Becker. Vor Ort bei Menzel und Woelke zeigt sich, dass es funktioniert. Die Filialleiterin Iris Droste überreicht die Bestellung und man kommt sofort ins Gespräch.

Online-Marktplatz gegen das Innenstadtsterben: Multi-Channel-Gedanke als Überlebenschance

Es geht nicht um das „Großmachen“ von Online City Wuppertal, sondern um die Stärkung des Einzelhandels in der Stadt. Was der Schlüssel zum Erfolg sein soll und was Becker den Teilnehmenden nahelegt: „Stellt euch im Sinne des Multi-Channel-Gedankens auf. Je mehr Kanäle ihr bedient, desto besser.“

Reza Ghaderi, Inhaber des Bekleidungsgeschäfts Freaky Style betreibt das Familienunternehmen seit 33 Jahren und ist überzeugt: „Mode macht Menschen glücklich.“ Von Online City Wuppertal erfuhr Ghaderi in der Zeitung. Obwohl seine bis dahin gesammelte Erfahrungen bezüglich Digitalisierung eher negativ ausfielen, ist Freaky Style seit Tag eins ein treuer Partner des Online-Marktplatzes. Ghaderi ist dankbar für die Hilfe seitens der Wirtschaftsförderung Wuppertal. Das größte Kompliment für ihn: „Die Kundschaft, die treu geblieben ist, kommt mit dem Nachwuchs rein und erzählt ihnen von den ersten Chucks oder Dr. Martens, die Papa hier gekauft hat.” Dass viele Leute in den Laden kommen, Kleidung oder Schuhe anprobieren, um diese dann schließlich im Internet zu bestellen, ist Ghaderi klar: „Wir haben uns daran gewöhnt.“ Doch auch zu diesen Kund:innen bleibt er immer freundlich. Heute ist Ghaderi offen für neue Werbemittel, damit sein Geschäft nicht in Vergessenheit gerät. „Ich wünsche mir, dass die Verbraucher:innen wieder mit einer besseren Laune in die Innenstädte kommen und uns, die Einzelhändler:innen, gerne unterstützen“, offenbart der Geschäftsinhaber.

Neue Kundschaft dank Stadtgutschein

Ob Online City Wuppertal in zehn Jahren genauso aussehen wird wie heute? „Hoffentlich nicht“, antwortet Becker. Der Online-Marktplatz entwickelt sich rasant weiter. Ein Muss, da die Käufer:innen und ihre Wünsche sich ebenfalls verändern. Das momentane Projekt: der Stadtgutschein für Wuppertal. Obwohl dieser auch online eingelöst werden kann, werden 60 Prozent der damit bezahlten Einkäufe vor Ort getätigt. Das ist ein Erfolg, bedenkt man, dass die Gutscheine nicht ausschließlich an Wuppertaler:innen verschenkt werden, sondern ebenfalls neue Gesichter in die Stadt locken. Die Ziele werden weiterhin verfolgt: Händler:innen stärken und Käufer:innen zufriedenzustellen. So zitiert Becker einen Händler: „Mir egal, wo ihr kauft. Hauptsache, ihr kauft bei mir!“ »bak«

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