Schon die Location verleiht der Ausstellung „rot_licht – Körper, Kampf und Kunst“ eine besondere Atmosphäre: Bis vor einigen Jahren befand sich hier ein Bordell samt Tabledance-Bar. Passend dazu werden Besucher:innen mit einem großformatigen Zeitstrahl an der Wand durch die Geschichte der Prostitution geführt – darunter auch die Geschichte der Sexarbeit in Wuppertal. Einzelne Meilensteine sind auf separaten Informationssäulen näher erläutert. „Die verantwortliche Gruppe hat hierzu intensiv im Stadtarchiv recherchiert“, erklärt Rebecca Hoven. Sie selbst war an der Konzeption der folgenden Station beteiligt.
Die eigene Wahrnehmung hinterfragen und neue Sichtweisen entdecken
Rotlicht spielt eine zentrale Rolle in der analogen Schwarz-Weiß-Fotografie. Doch nicht nur der Entwicklungsprozess entscheidet, was auf dem Bild sichtbar wird. Diese Station zeigt eine analoge Porträtserie zahlreicher Menschen und lädt dazu ein, hinter das Motiv zu blicken. „Es geht darum, das Zwischenmenschliche hervorzuheben, unseren ersten Eindruck von Menschen zu hinterfragen und neue Perspektiven zuzulassen“, erklärt Rebecca Hoven.
Dantes „Göttliche Komödie“ aus dem Jahr 1321 beschreibt die „Dunkelheit der Hölle, das wechselnde Licht des Läuterungsbergs und das strahlende Paradies“. Die dritte Station der Ausstellung greift dieses Motiv auf: Besucher:innen durchschreiten Dantes Pfad als Lichtinstallation und erleben die unterschiedlichen Wirkungen des roten Lichts. „Hier entfaltet das rote Licht seine volle Kraft: Es lockt und fasziniert durch seine Intensität, kann aber ebenso Gefahr signalisieren“, ergänzt Jenny Hust, die diese Station mit konzipiert hat.
Die letzte Station setzt sich – inspiriert von der heilenden Wirkung von Infrarotlicht – metaphorisch mit gesellschaftlicher Spaltung auseinander. Sie thematisiert eine Gesellschaft, die vor Herausforderungen steht und „Heilung braucht“. Dabei eröffnet sie zwei auf den ersten Blick gegensätzliche Perspektiven: als Widerstand, der laut, unnachgiebig und notwendig ist, und als etwas Intimes – sanft, ruhig und nahe.
Interessierte haben am Donnerstag, 27. März, und Freitag, 28. März 2025, von 17 bis 20 Uhr letztmals die Gelegenheit, die kostenlose Ausstellung der elf Studentinnen des Studiengangs Public Interest Design zu besuchen. Zur Vernissage am 14. März 2025 kamen bereits über 160 Besucher:innen.
Beteiligte Studierende profitieren doppelt von der Ausstellung
Für Rebecca Hoven und Jenny Hust war die Umsetzung von „rot_licht – Körper, Kampf und Kunst“ nicht nur inhaltlich lehrreich: „Dieses gemeinsame Projekt ist Teil unseres ersten Semesters. Mit der Konzeption haben wir im Oktober begonnen.“ Die Lernkurve war steil, wie beide berichten: „In unserem Studiengang kommen Designer:innen und Geistes- und Sozialwissenschaftler:innen zusammen und unterstützen sich mit ihrem Wissen gegenseitig. Zudem erhalten wir vom Studiengang aus Unterstützung bei Sponsoring-Fragen oder Konzeptarbeiten. Das Meiste erarbeiten wir aber eigenständig. Das war oft stressig – hat uns aber enorm weitergebracht.“
Das neu Erlernte können die Studierenden bald praktisch anwenden: Die nächsten Projekte sind bereits in Arbeit, Wuppertal kann gespannt auf den Sommer blicken. »mw«
Kurz und knapp: „rot_licht – Körper, Kampf und Kunst“
Ein Projekt der Studierenden des Masterstudiengangs Public Interest Design der Bergischen Universität Wuppertal
- Anschrift: Ehemaliges Eros-Center, Wesendonkstr. 18, 42103 Wuppertal (GoogleMaps)
- Ausstellungstage:
Donnerstag, 27. März 2025, 17 bis 20 Uhr
Freitag, 28. März 2025, 17 bis 20 Uhr - Instagram: @rotlicht.pid
- E-Mail: pid-ausstellung (at) uni-wuppertal.de
„rot_licht“ wird präsentiert von den Studentinnen:
Meret Biel, Cosima Dessin, Rebecca Hoven, Jenny Hust, Esther Kantorek, Noa Lategahn, Gianna Liggieri, Anna Potelova, Isabella Rath, Miriam Vollmeier und Sabrina Zabel