Lokal und klimafreundlich: ClimAid-Limonade aus Haan als Vorbild

Stephan Römer und Maximilian Lein sind schon seit Jugendtagen Freunde. Gemeinsam haben sie ClimAid gegründet, ein Limonaden-Start-up aus Haan. Bei der Umsetzung werden Regionalität, Klimaneutralität und Klimaschutz miteinander verbunden. Wie das im Detail aussieht, haben sie uns im Interview erklärt.

ClimAid-Gründer Maximilian Lein (l.) und Stephan Römer (r.) - Foto: ClimAid

blickfeld: „Hallo Stephan, hallo Maximilian, vielen Dank, dass ihr euch Zeit für uns genommen habt. Woher kennt ihr beide euch?“

Maximilian: „Stephan und ich kennen uns seit Schultagen. Unsere Freundeskreise haben sich vermischt und so ist der Kontakt enger geworden. Zudem sind wir beide bei der Haaner Felsenquelle beschäftigt.“

Das ClimAid-Motto lautet: „Denk global. Trink lokal.“

blickfeld: „Wie kam es zu der Idee, ClimAid zu gründen?“

Stephan: „Bei der Haaner Felsenquelle betreuen Max und ich mehrere Getränke-Start-ups und darüber kam der Gedanke auf, ein eigenes Projekt umzusetzen. Geprägt durch die Umwelt- und Klimadiskussion war für uns von Anfang an klar, dass die damit verbundenen Themen einen Schwerpunkt unserer Gründung bilden sollen. Unser Motto lautet: Denk global. Trink lokal.“

Maximilian: „Damit haben wir etwas Neues geschaffen. Andere Getränkehersteller sind beispielsweise im sozialen Bereich aktiv oder kümmern sich um den weltweiten Zugang zu sauberem Trinkwasser. Uns ist es wichtig, bereits im Herstellungsprozess aktiv zu werden.“

Kleinere Kund:innen im Umkreis von 30 km werden mit dem eigenen E-Transporter beliefert – Foto: ClimAid

blickfeld: „Wie habt ihr diesen Schwerpunkt in eurem Produkt umgesetzt?“

Maximilian: „Besonders der Transportweg hat einen hohen Anteil am CO2-Abdruck eines Getränks. Daher beliefern wir von Haan ausgehend einen Umkreis von maximal 100 Kilometern, damit unsere Limonade nicht quer durch die Republik gefahren wird und keine hohen Emissionen entstehen.“

Stephan: „Zugleich ist auch die Herstellungskette der Getränke ein erheblicher Faktor der Emissionsbelastung. Das fängt mit der Anlieferung an, geht über die Abfüllung und bis zur Lagerung. Deshalb haben wir durch ClimatePartner – ein Unternehmen, das uns dabei unterstützt, klimaneutral zu werden – berechnen lassen, welche Emissionen unsere Produktion auslöst.“

Durch ClimAid wurde auch die Haaner Felsenquelle klimafreundlicher

blickfeld: „Wie erreicht ClimAid die angestrebte Klimaneutralität?“

Maximilian: „Zuallererst hat die Zielsetzung von ClimAid auf unser Partnerunternehmen, die Haaner Felsenquelle, ‚abgefärbt‘ und dort interne Prozesse verbessert. So wurde die unternehmenseigene Photovoltaikanlage ausgebaut sowie die Lichter sukzessive auf LED und die Gabelstapler auf E-Stapler umgestellt. Zudem können wir unsere Lieferungen mit denen der Felsenquelle kombinieren und dadurch Synergien schaffen.“

Stephan: „Weiter haben wir mit ClimatePartner eine Strategie entwickelt, die nicht gänzlich zu vermeidenden CO2-Emissionen auszugleichen. Konkret unterstützen wir ein Waldschutzprojekt in Sambia. Das verwundert manchmal und führt zu der Frage, warum wir unseren CO2-Abdruck nicht in unserer Region ausgleichen. Kurz gesagt: Da Deutschland bereits eigene Klimaziele hat, können lokale Projekte nicht zusätzlich im Rahmen des freiwilligen Klimaschutzes zertifiziert werden.“

Lokales Engagement: ClimAid forstete mit dem RVR Ruhr Grün einen Wald auf – Foto: ClimAid

Maximilian: „Das heißt aber nicht, dass wir auf ein lokales Engagement verzichten – im Gegenteil! Projekte im Klima- und Umweltschutz, die sich in unserem Lieferradius befinden, unterstützen wir mit einem Euro pro verkauftem Kasten. Mit dem RVR Ruhr Grün haben wir als eine erste Maßnahme einen Hektar Wald in Hagen-Breckerfeld aufgeforstet und die Grundlage für einen 5 000 Bäume umfassenden Mischwald geschaffen.“

Ein Euro pro ClimAid-Kasten geht in den Klima- und Umweltschutz

blickfeld: „Wie ist der Name entstanden und wie lief euer Start?“

Stephan: „Wir haben in puncto Namen ganz klassisch rumgesponnen. Unsere Intention ist es, dem Klima zu helfen – Klima Hilfe, climate aid, ClimAid. Den Namen haben wir uns einige Tage durch den Kopf gehen lassen und sind dann zu der Entscheidung gekommen: Er ist es!“

Maximilian: „Anfang 2020, nachdem Entwicklung und Gründung abgeschlossen waren, haben wir mit den Sorten Zitrone, Mandarine-Orange, Pink Grapefruit und Rhabarber sowie zwei Arten von Mineralwassern angefangen. Kurz nachdem wir mit dem Vertrieb starten wollten, stellten sich erste Corona-Schließungen ein, die auch die Gastronomie- und Eventbranche umfasst haben. Das hat Vieles über den Haufen geworfen.“

Stephan: „Auch nachdem viele pandemiebedingte Maßnahmen ausgelaufen sind, haben wir als junge Marke schwer Fuß fassen können. Die im Existenzkampf befindliche Gastronomie war zurückhaltend, sodass wir vor allem auf den Lebensmitteleinzelhandel setzen mussten. Wir haben uns durchgekämpft, doch nicht auf dem Niveau, was wir uns anfangs vorgestellt haben.“

Direktsaft-Apfelschorle von ClimAid gibt es nur so lange, „wie die Ernte reicht“

blickfeld: „Wie lokal ist euer Produkt und strebt ihr eine Bio-Zertifizierung an?“

Maximilian: „Grundsätzlich würden wir am liebsten nur regionale Früchte verwerten, doch das Angebot im Umfeld eignet sich nicht für die Getränkeproduktion oder kann unseren Bedarf nicht decken. Bei unserer Direktsaft-Apfelschorle ist es uns gelungen, die Produktion ausschließlich mit Streuobst von Wiesen in Baden-Württemberg und dem Bergischen Land umzusetzen. Die Sorte wird es nur so lange geben, wie die Ernte reicht.“

Pro ClimAid-Kasten gehen einen Euro in lokale Umwelt- und Klimaschutzprojekte – Foto: ClimAid

Stephan: „Eine Bio-Zertifizierung steht auf unserer Entwicklungsliste. Bio heißt jedoch nicht automatisch klimafreundlich, wie am Beispiel der Bio-Avocado mit einem hohen Wasserverbrauch und der langen Transportwege deutlich wird. Zudem muss unser Produkt auch preislich attraktiv bleiben. Unsere ersten Überlegungen gehen dahin, zunächst einzelne Bio-Sorten anzubieten.“

ClimAid-Community soll über Klima- und Umweltschutzprojekte entscheiden

blickfeld: „Was sind eure Pläne für die nahe Zukunft?“

Maximilian: „Wir haben – passend zur Beerensaison – jüngst Brombeere und Heidelbeere als neue Sorten eingeführt. Zudem möchten wir unser regionales Engagement für Klimaschutz ausbauen. Wie schon erwähnt, geht pro verkauftem Kasten ein Euro in entsprechende Projekte. In welche genau, soll in Zukunft unsere Community entscheiden. Initiativen können sich um eine Finanzierung bewerben und die Community kann darüber abstimmen, was schlussendlich durch ClimAid unterstützt wird.“

Stephan: „Wir streben zudem Kooperationen mit weiteren Getränkeproduzenten an, die ClimAid als Getränk, aber auch als Konzept übernehmen wollen – sprich: Prozesse, Herstellung und Infrastruktur im Sinne des Klimaschutzes ausrichten. Damit möchten wir ein generelles Umdenken anregen und mit ClimAid ein Vorbild bieten.“

blickfeld: „Vielen Dank für eure Zeit und das Gespräch!“

Das Interview führte Martin Wosnitza

Weitere Informationen zu ClimAid aus Haan

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ClimAid im Internet:

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