Bereits zum zweiten Mal fand unter dem Sheddach der alten Düsseldorfer Schraubenfabrik „Boui Boui Bilk“ am 2. und 3. September das „Tae Tu – Urban Ink & Art Festival“ statt. Trotz des unbeständigen Wetters fanden rund 2.500 Besucher den Weg in die markante Lokation, wo sie vor Ort die Arbeiten von rund 100 Tätowierern und Ausstellern, darunter auch von internationalen Gästen, hautnah erleben und bestaunen konnten.
Als Kernidee der Veranstalter steht der künstlerische Aspekt im Vordergrund, welcher neben den kreativen Hautbildern durch die Arbeiten von Illustratoren, Grafiker, Kleidung- und Schmuckdesigner erweitert wird. Das Besondere bei diesen Teilnehmern – viele Geistes- und Naturwissenschaftler sowie Akademiker aus kreativen Fachrichtungen, welche sich umorientiert haben und anstatt der Forschungsergebnisse das Tätowieren auf hohem Niveau der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Festival der modernen Hautkunst
Begonnen hat die Geschichte von „Tae Tu – Urban Ink & Art Festival“ vor wenigen Jahren, als vier Freunde – darunter eine Modedesignerin und eine Tätowiererin – sich spontan dazu entschieden haben der Welt eine andere Form der Tattoo-Kunst zu präsentieren, ohne dies in eine klischeehafte erotisch angehauchte Model-Show zu verwandeln. Aus diesem Grund wird im Rahmen der Veranstaltung auf das Piercen und auf eine unterhaltende Bühnenshow verzichtet. Melanie Schmitz aus dem Veranstalterquartett erklärt, dass sie einen großen Wert auf die Persönlichkeit und die Arbeit der Tätowierer als Künstler lege, was sich von der Idee her von herkömmlichen Messen und Conventions stark unterscheide und besteht darauf, dass ihr „Tae Tu – Urban Ink & Art Festival“ als ein Festival der Hautkunst betrachtet werden soll. Qualität habe bei dieser Veranstaltung die höchste Priorität und so werden aus mehreren Hunderten Bewerbern nur die besten und kreativsten Köpfe ausgesucht, so Schmitz.
Trendige Old School
Unter den Teilnehmern sind auch in diesem Jahr einige internationale Repräsentanten aus der Türkei, Italien, Spanien und Hollywood vertreten. Kahn, Tätowierer aus Çanakkale, Türkei, erzählt, dass er bereits zum fünften Mal in Deutschland auf Conventions und Messen auftrete, doch dieses Festival für ihn etwas Neues und eine schöne Erfahrung sei – „not like other competition“ – sagt der Künstler, weil es sich um keinen Wettbewerb handle, was die Tätowierer und ihre Kunden in einer besonders entspannten und vertrauten Atmosphäre arbeiten lässt. Er teilt außerdem mit, dass dieses Jahr vor allem realistische Körperbilder, Old School, Watercolor, sowie Scratch- und Blacktattoos den Trend machen. Viele Teilnehmer sind bereits bekannte Gesichter auf dem „Tae Tu — Urban Ink & Art Festival“. Die Teilnehmerin aus Duisburg, Esdera, erzählt, dass sie bereits letztes Jahr teilgenommen habe und beschreibt die Atmosphäre als „schön und entspannt“. Falls auch nächstes Jahr das Festival stattfinden sollte, wäre sie sofort wieder dabei.
Für jeden Anspruch das Passende
Neben den Tattoo-Künstlern findet man auch andere Teilnehmer als Vermittler eines neuen Lebensstils mit Modeartikel, Skateboards, E-Zigaretten und gesunder Ernährung auf diesem modernen Lifestyle-Markt. Manveer Singh aus Gladbeck bietet noch unentschlossenen oder unerfahrenen Tattoo-Interessenten nicht-permanente Henna-Bilder an. Sie erzählt, dass Henna längst keine weibliche Tradition mehr sei und männliche Kunden keine Seltenheit wären. Diese ließen sich öfters Māori-Ornamente aufbringen, welche an eine Kriegsbemalung anlehnen. Olga Demidow, eine junge, talentierte Zeichnerin aus Oldenburg, realisiert ihre an Tattoo-Vorlagen angelehnte Bilder auf Kleidung und Taschen. Sie erzählt, dass sie auf solchen Veranstaltungen von den Leuten wichtiges Feedback bekomme, weil diese ihre Kunst mit anderen Augen betrachten und das sei ihr besonders wichtig.
Sowohl die Veranstalter als auch Teilnehmer und Besucher schätzen die kreative Idee und den hohen Spaßfaktor hinter dem „Tae Tu – Urban Ink & Art Festival“ und wünschen sich, dass das Festival nach zwei erfolgreichen Jahren zu einem festen herbstlichen Programm des Düsseldorfers urbanen Lifestyles wird. »xedel«
Titelbild: Neben Kleidung und Schmuck wurde auch einiges am Tattoo-Equipment angeboten © xhatz