Von wegen faul: Wie ein junger IT-Azubi die Klischees über Gen Z widerlegt

Sie gelten als arbeitsscheu und anspruchsvoll: Die Geburtsjahrgänge 1995 bis 2010, auch bekannt als Gen Z, haben mit allerlei Vorurteilen zu kämpfen. Aber sind alle von ihnen wirklich so faul, wie unterstellt wird? Henri Materne aus Leichlingen wurde 2006 geboren und begann in diesem Jahr eine Ausbildung als Fachinformatiker für Systemintegration bei der Firma Blaschke IT in Haan. Er schildert als Zugehöriger der Gen Z, wie er mit der Situation in der Arbeitswelt umgeht und ob er schon mit Vorurteilen zu kämpfen hatte.

Henri Materne - Foto: ws

Erst im September 2024 verkündete die Bundesagentur für Arbeit im Kreis Mettmann, dass die Arbeitslosenquote innerhalb von einem Monat von 7,2 Prozent auf 7,0 Prozent gesunken ist. Erfreulich sei dabei, dass besonders junge Menschen im Alter bis zu 24 Jahren im Anschluss an ihrer Ausbildung direkt eine Festanstellung fanden. Menschen mit einem Berufsabschluss hätten die besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt, da 80 Prozent der ausgeschriebenen Stellen eine abgeschlossene Ausbildung voraussetzen.

Um die eigene Zukunft zu sichern, ist es also wichtig, sich um eine Ausbildungsstelle zu bemühen. Das dachte sich auch Henri Materne aus Leichlingen. Der 18-Jährige begann seine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration Anfang August bei der Blaschke IT in Haan. Viele Bewerbungen musste er nicht schreiben, bis er die Stelle gefunden hatte. Im Laufe seiner Schulzeit absolvierte er bereits zwei Praktika in dem IT-Unternehmen und so kam die Firma von sich aus auf ihn zu und bot ihm einen Ausbildungsvertrag an. Ursprünglich wollte Henri Veranstaltungstechniker werden, doch im IT-Bereich gefiel es ihm so gut, dass er beschloss, in diese Berufssparte zu gehen.

Die Kritik an seiner Generation kennt Henri, aber er misst ihr nicht viel Bedeutung zu. Im Familien- und Bekanntenkreis habe er noch nie mit Vorurteilen zu kämpfen gehabt. Alle hätten sich für ihn gefreut, als er eine Ausbildungsstelle fand. Die kritischen Stimmen gegenüber seiner Generation kennt er nur von Social Media, doch mangelnde Arbeitsbereitschaft, etwa Überstunden zu machen, kenne er weder aus seinem Bekannten- noch Freundeskreis. „Ich mache auch schon mal Überstunden, weil der Kunde manche Dinge sofort fertig haben möchte. Keiner zwingt mich dazu, aber ich habe dann ein besseres Gefühl“, berichtet er.

Generation Z im Kreuzfeuer der Vorurteile

Felicia Ullrich, Fachfrau für Azubi-Marketing und Recruiting-Trends, führt seit 2012 jährlich die Azubi-Recruiting-Trends-Studie durch, um eine bessere Orientierung für Auszubildende und auch Ausbilder:innen zu bieten. „Was mich unendlich nervt? Dieses Gen-Z-Bashing. Jede Generation ist anders, aber gut so, wie sie ist. Was ich nicht leiden kann, sind Ignoranz und Arroganz, unberechtigte Vorwürfe und Ungerechtigkeit“, schreibt sie auf ihrer Homepage. Ihren Studienergebnissen zufolge sind Menschen zufriedener, wenn ihre Arbeit einen Sinn ergibt und nicht Quartalsergebnissen hinterhergejagt werden muss. Überhöhte Ansprüche konnte die Studie bei der Gen Z nicht feststellen, sondern eher bei Gen Y (1980 bis 1994) und X (1965 bis 1980). Sie würden mehr Wert auf freie Wochenenden, flexible Arbeitszeiten und Homeoffice legen, berichtet sie im Interview mit dem IHK-Magazin Bergische Wirtschaft.

Mehr Freizeit ist für Henri nicht das Wichtigste an seinem Job. Wenn man ihn fragt, welche Ansprüche er hatte, dann geht es eher um die Atmosphäre am Arbeitsplatz. „Hauptsache nette Kollegen, mit denen man sich gut versteht“, nennt er als erstes. Trotzdem freut er sich über den Firmenwagen, den die Firma ihm zur Verfügung stellt. Das deckt sich auch mit den Ergebnissen von Ullrichs Studie. Sie sagt im Interview: „Auszubildende wollen nicht weit fahren, da dies den Verlust von Lebenszeit bedeutet. Doch selbst wenn sie ihre Arbeitsstätte direkt um die Ecke haben, müssen sie lange Wege zur Berufsschule hinnehmen.“ Arbeitgeber müssten sich schon Mühe geben, um Azubis zufrieden zu stellen.

Work-Life-Balance und Arbeitsatmosphäre: Was Gen Z wirklich will

Seine Work-Life-Balance hat Henri erreicht: „Es war natürlich eine große Umstellung, von der Schule ins Arbeitsleben zu kommen. Hier bist du acht bis neun Stunden am Tag, aber du bekommst ja auch was dafür“, sagt er. Sein größtes Hobby ist die Musik. Zuhause oder bei Freunden legt er gerne auf und streamt es auf Twitch. Für Gaming hat er allerdings nicht mehr viel Zeit. „Manchmal ist es etwas schwierig, aber ich freue mich, dass ich den Job habe und er mir Spaß macht.“ Viel Urlaubserfahrung hat Henri noch nicht. Er hat bis jetzt nur einen einzigen Tag freinehmen wollen und der wurde auch sofort genehmigt.

Was Henri zukünftigen Generationen für den Arbeitsmarkt raten würde, ist, dass sie keine Angst haben sollten, über ein Praktikum etwas Neues auszuprobieren. „Einfach mal gucken, ob es was für dich ist, und wenn du hinterher rausgehst und sagst, dass es nicht gepasst hat, dann mach was anderes.“ Darüber hinaus ist Kommunikation sehr wichtig für ein gutes Miteinander auf der Arbeit: „Man sollte mit dem Arbeitgeber immer offen reden. Wenn dich etwas stört, dann sprich es an, oder wenn mal jemand zu dir kommt, dann hör’ es dir an und denk mal darüber nach. Das beruht auf Gegenseitigkeit.“ »ws«

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