12 Euro pro Stunde: Studentische Hilfskräfte erhalten ab Oktober den gesetzlichen Mindestlohn

Studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte erhalten ab dem 1. Oktober mehr Geld. Die Bergische Universität passt die Stundenlöhne an. Einen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte lehnt die Hochschulleitung ab. Das wird von gewerkschaftlicher Seite kritisiert.

Ab dem 1. Oktober 2022 gilt ein gesetzlicher Mindestlohn in Höhe von 12 Euro pro Stunde. Zum gleichen Stichtag passen die Verantwortlichen an der Bergischen Universität Wuppertal die Stundenlöhne für studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte an:

  • Stud. Hilfskräfte (SHK): aktuell 10,75 Euro, ab 1. Oktober 2022 12 Euro (+ 11,6 Prozent),
  • Wiss. Hilfskräfte (Bachelor): aktuell 12,53 Euro, ab 1. Oktober 2022 14 Euro (+ 11,7 Prozent) und
  • Wiss. Hilfskräfte (Master): aktuell 16,61 Euro, ab 1. Oktober 2022 18 Euro (+ 8,4 Prozent).

Die Veränderungen können im Einzelnen in den jeweiligen Mitteilungen der Bergischen Universität eingesehen werden:

Löhne für Hilfskräfte steigen an der Bergischen Universität Wuppertal das erste Mal seit 2014 (*)

Hochschulen in Nordrhein-Westfalen legen die Stundenlöhne für Hilfskräfte selbst fest. Die Bergische Universität hat diese zum letzten Mal vor acht Jahren (*) angepasst. Dazu erklärt eine Uni-Sprecherin, dass diese „zum Zeitpunkt ihrer Festlegung und über mehrere Jahre hinweg im Spitzenbereich der nordrhein-westfälischen Universitäten“ lagen. Daher habe es keinen Anlass für eine Erhöhung gegeben. Zudem gab es „unter dem haushaltsrechtlichen Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit auch kein Spielraum für eine frühere Anpassung.“

Für die Zukunft hat das Rektorat eine Überprüfung der Vergütungssätze für Hilfskräfte im Rhythmus von zwei Jahren beschlossen: „Dabei werden einerseits jeweilige Rahmenbedingungen einbezogen, die für die Vergütung dieser Beschäftigungsgruppe relevant sind, andererseits sind auch die Fakultäten aufgerufen, daran mitzuwirken. Die nächste Überprüfung ist für das Jahr 2024 vorgesehen.“

Mindestlohn für diejenigen, „die Forschung und Lehre an der Universität am Laufen halten“

Studentin und Gewerkschafterin Julia Schnäbelin – Foto: Schnäbelin

Für Julia Schnäbelin vom Hochschulinformationsbüro (HIB) der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am Standort Wuppertal ist die kommende Lohnerhöhung ein „Schlag ins Gesicht“ aller studentischen Beschäftigen an der Bergischen Universität. „Als Studierendenvertreter:innen fordern wir bereits seit einiger Zeit eine Lohnerhöhung, schon aufgrund der steigenden Lebensunterhaltskosten. Nun gibt es für die Studierenden, die Forschung und Lehre an der Universität am Laufen halten, genau den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn, so wie er ab Oktober gelten wird.“ Das macht aus Sicht der Studentin und Gewerkschaftsvertreterin andere Jobs attraktiver, denn „in diesen wirst du nicht abends vom Professor angerufen, musst noch nach Feierabend etwas fertigmachen und weißt bis kurz vor knapp nicht, ob dein Vertrag verlängert wird.“ Sie wünscht sich mehr als den Mindestlohn und für wissenschaftliche Hilfskräfte eine höhere Wertschätzung ihres Studienabschlusses.

TVStud-Kampagne: Wuppertaler Hochschulleitung lehnt Tarifvertrag für studentische Beschäftigte ab

Die gewerkschaftsnahe Kampagne TVStud wirbt für einen Tarifvertrag für studentische Beschäftigungsverhältnisse, der zum Beispiel jährliche Lohnerhöhungen und Mindestvertragslaufzeiten beinhaltet. Die Hochschulleitung der Bergischen Universität sieht eine tarifvertragliche Regelung als nicht notwendig an und „hält die vorhandenen gesetzlichen Instrumente zur Ausgestaltung guter Beschäftigungsbedingungen für angemessen.“

Diese Haltung kritisiert Schnäbelin ebenfalls: „Ein Tarifvertrag für Studierende würde nicht nur einen fairen Lohn bedeuten, sondern auch klare Regeln, beispielsweise bei Urlaubs-, Arbeits- und Vertragslaufzeiten – und vor allem eine echte Personalvertretung, die im Problemfall erste:r Ansprechpartner:in ist und auch rechtlich eingreifen kann. Studentische Hilfskräfte sind die einzige Gruppe unter den Uni-Beschäftigten ohne eigene Vertretung.“ »mw«

Korrektur

Korrektur (20. Juli 2022): In der ursprünglichen Version haben wir geschrieben, dass die Löhne für studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte das letzte Mal vor sechs Jahren bzw. 2016 erhöht wurden. Das ist nicht korrekt. Die letzte Erhöhung erfolgte 2014. Die Hochschule erklärt dazu, dass eine Erhöhung seitdem nicht erfolgte, „da wir zu dieser Zeit und die Jahre danach zu den Top Unis hinsichtlich der Gehaltsstrukturen gehören.“

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