Ein Einblick in die Wuppertaler Museumslandschaft
Ob Street Art, klassische Malerei oder historische Ausstellungen; das Wuppertal bietet durch seine zahlreichen Museen, Galerien sowie Kunst-und Kulturvereine eine breite Palette an Kulturangeboten, die jeden Bildungsdurst zu stillen wissen.
Allen voran das über die Stadtgrenzen hinaus berühmte Von der Heydt-Museum, in dem auf einer Fläche von etwa 6500 m² 1000 Werke aus dem Bereich der bildenden Künste als Dauerausstellung zu sehen sind. Daneben werden weitere Exponate und Leihgaben anderer Museen als Wechselausstellungen präsentiert. Nach der überaus erfolgreichen Monet-Ausstellung mit über 100 Werken des französischen Malers Claude Monet, wird momentan in Form der ersten Einzelausstellung in Deutschland einem weiteren Impressionisten gehuldigt: Alfred Sisley. Seine landschaftlichen Motive dargestellt in vollkommener Ruhe lassen den Betrachter losgelöst von der Zeit in seine Werke fallen.
Für alle Fans der Bildhauerei bildet hingegen der Skulpturenpark von Tony Cragg ein absolutes Must See. Eingebettet in eine 15 Hektar große märchenhaft anmutende Landschaft rund um die Villa Waldfrieden werden dort 19 Skulpturen des in Wuppertal ansässigen Bildhauers ausgestellt. Die lebendig wirkenden Figuren faszinieren durch ihre dynamische Ausstrahlung und Zugänglichkeit. Der Skulpturenpark vereint Kunst und Natur auf einzigartige Art und Weise und ist somit perfekt für den klassischen Sonntagsspaziergang geeignet. Der ein oder andere Liebhaber der cineastischen Künste wird bei seinem Besuch zudem feststellen können, dass der Skulpturenpark als Drehort für einige Szenen des Films „Pina“ von Wim Wenders fungierte.
Wer sich hingegen mit Kindern auf eine kulturelle Entdeckungsreise begeben möchte, findet im Wuppertaler Kindermuseum Exponate, die ausschließlich von Kindern und Jugendlichen angefertigt wurden; darunter 1000 Postkarten aus aller Welt, auf denen Kinder ihre persönliche Sicht zum Thema „So wird meine Zukunft“ künstlerisch verarbeitet haben. Wen durch soviel Input das Malfieber packt, darf auch selber zum Pinsel greifen, denn dieser Ort versteht sich als „Mitmachmuseum“, an dem sich jeder Besucher unabhängig vom Alter auf vielfältige Art und Weise künstlerisch austoben darf. So warten u.a. mehr als 100 von Kindern entworfene Klangobjekte aus Sperrmüll darauf, entdeckt und ausprobiert zu werden.
Für alle historisch Interessierten finden sich in unserer geschichtsträchtigen Stadt ebenso zahlreiche Einrichtungen, die Geschichte lebendig werden lassen. Eine davon ist die Begegnungsstätte Alte Synagoge, die seit 1994 an die jüdische Gemeinde Wuppertals erinnert und sich genau an dem Ort befindet, wo die Elberfelder Synagoge stand, die in der so genannten „Reichskristallnacht“ von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Die seit dem letzten Jahr eingerichtete Dauerausstellung veranschaulicht mit Hilfe zahlreicher Exponate nicht nur die Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung, sondern rückt zugleich die im Schulunterricht zumeist nicht berücksichtigte Geschichte der Juden vor 1933 in den Fokus: Juden waren nicht nur Opfer des Holocaust, sondern eine gesellschaftliche Minderheit, die aktiv um ihre Rechte kämpfte und die Aufnahme in die bürgerliche und gebildete Schicht der christlichen Nachbarn anstrebte.
Gleichsam unbekannt ist so manchem auch, dass Wuppertal einst durch seine blühende Textilindustrie auch über die Landesgrenzen hinaus Berühmtheit erlangte. Hierzu sei ein Besuch im Historischen Zentrum empfohlen, das das Museum für Frühindustrialisierung beherbergt. Hier wird die frühe Entwicklung der Industrie in Wuppertal mit ihren technik-, sozial-, wirtschafts- und mentalitätsgeschichtlichen Ausprägungen thematisiert. Den Schwerpunkt bildet natürlich die Textilindustrie, deren Auswirkungen die Stadt nachhaltig geprägt haben.
Frische Akzente setzen verstärkt zahlreiche museale Orte in Form von offenen Ateliers, Galerien sowie Kunst- und Kulturvereinen mit vorwiegend zeitgenössischer Kunst auch abseits des Mainstreams. Allein rund 150 Lokationen öffneten 2011 im Rahmen der alljährlichen Veranstaltungsreihe WOGA (Wuppertaler offene Galerien und Ateliers) ihre Pforten für die Besucher.
Eine der partizipierenden Einrichtungen war der Neue Kunstverein in der Hofaue, wo momentan Werke von Martin Spengler ausgestellt werden. Der Künstler schnitzt kleinteilige Elemente aus Wellpappe, die er mit diversen Techniken bearbeitet und zu großformatigen Reliefs montiert. Die detailreichen und ornamentalen Muster schaffen ein außergewöhnliches Seherlebnis.
Ein weiterer kleiner aber einen Besuch lohnender Ort ist der Hebebühne e.V. in der Wuppertaler Nordstadt. In den Räumen einer ehemaligen Tankstelle organisieren Kulturbegeisterte regelmäßig Ausstellungen, Filmvorführungen und Events wie u.a. die Talkshowreihe „Das dem der liebe J. sein Wuppertal“ mit dem Schauspieler und Allroundtalent David J. Becher, der mit seinen Gästen über Gott, die Welt und natürlich Wuppertal plaudert.
Die Angebote sind in der Schwebebahnstadt dank des Engagements zahlreicher Kunst- und Kulturschaffender und trotz knapper Kassen schier unbegrenzt. Die Nutzung dieser lohnt sich ungeachtet der eigenen fächerspezifischen Ausrichtung im Sinne einer kulturellen Horizonterweiterung für jeden Studierenden.
Wer aber immer noch unschlüssig sein sollte, was er an seinem nächsten freien Nachmittag unternehmen kann, findet weitere Anregungen in unserem Veranstaltungskalender. Informationen zu den genannten Einrichtungen (Adressen, Öffnungszeiten und Eintrittspreise) könnt ihr den unten aufgeführten Infoboxen entnehmen.»lz« – Erstveröffentlichung des Artikels in der Printausgabe 01-2012, erschienen im Januar 2012.