Aktiv an der Uni: Warum soll ich mich am Campus engagieren?

Svenja Reinhardt (22) und Philip von dem Bussche (36) engagieren sich an der Bergischen Universität (BUW). Svenja ist u.a. beim von ihr gegründeten und geleiteten Market Team, sowie als Vorsitzende des Debattierclubs Redekunst e.V. aktiv. Philip leitet das Green Lion Racing Team, den Rennstall der Uni Wuppertal, der regelmäßig an der Formula Student teilnimmt. Beide teilen eines miteinander: Sie arbeiten zusammen mit weiteren Studierenden an einer Vielzahl von Projekten und investieren dafür einen großen Teil ihrer Freizeit. Doch warum eigentlich? Das haben wir beide bei einem Treffen gefragt.

Wuppertaler Studierende können sich bei zahlreichen Gruppen, Initiativen und Vereinen an der Uni einbringen

Für Svenja gehört das „sich engagieren“ einfach dazu. Schon zur Schulzeit hat sie sich in ihrer Gemeinde eingebracht und war zudem mit 16 im Vorstand eines Theater- und Zirkusvereins aktiv. An ihrem ersten Studienort, in Tübingen, was es ungewöhnlich, „wenn man nicht in einer Initiative engagiert ist.“ Anschluss finden, Leute kennen lernen, sich selbst verwirklichen und das Studium um eine wertvolle Facette ergänzen – all das gehört für sie zum Aktiv sein dazu: „Dabei eröffnen sich Möglichkeiten, die einem das Studium allein nicht bieten kann.“

Philip hat eine für einen Studierenden ungewöhnliche Vita hinter sich: Offizier bei der Bundeswehr, Bachelor in Sicherheitstechnik, Selbstständigkeit in der Automobilindustrie und nun zurück in den Hörsaal für den Master Qualitätsingenieurwesen an der BUW. Seine Leidenschaft fürs „Schrauben“ begann mit 15. Damals kaufte er sein erstes Auto, einen Totalschaden, den er bis zu seinem 18. Geburtstag wieder fahrtüchtig machte. Er möchte aber nicht nur selbst machen, sondern „Leuten auch etwas beibringen.“

Ein Engagement bietet Einblicke in viele Bereiche

Svenja und Philip sind nicht nur engagiert, sondern beide direkt in leitender Position tätig. Philip steht dem Green Lion Racing Team vor, das interdisziplinär aufgestellt ist: „Im Rahmen eines zweijährigen Projekts konstruieren wir nicht nur einen eigenen Rennwagen, wir entwickeln ein gesamtes Unternehmenskonzept. Dazu gehören: Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, Design, Fundraising, Team-Organisation, Business Plan und viele weitere Bereiche. Deshalb sind bei uns nicht nur Ingenieure gefragt: Im Team sind Studierende aller Fachrichtungen willkommen!“ Diese fänden beim Racing Team „die Infrastruktur zum Selbststudium“ vor, so Philip, den nicht nur die Technik in puncto Rennwagen reizt, sondern auch die Teamorganisation und -leitung, durch die er anderen Studierenden zahlreiche Möglichkeiten zum Sammeln von Erfahrungen ermöglicht.

Svenja hat sich mit ihrem Wechsel an die Uni Wuppertal nicht nur alle studentischen Initiativen und Gruppen angeschaut, sondern mit der Gründung des „Market Teams“ Wuppertaler Studierenden die Chance eröffnet, über Workshops, Projekte und Vorträge Kontakt zu Unternehmen und künftigen Arbeitgebern aufzubauen. Zudem mischt sie in der Verfassten Studierendenschaft mit, konkret beim Autonomen Frauen*referat des AStA, über das sie das Thema „Ungleichbehandlung von Frauen“ auf die Uni-Agenda bringt und die Arbeit organisatorisch sowie mit ihren Netzwerken unterstützt.

Bei Enactus, der Wuppertaler Initiative, die soziale und nachhaltige Projekte auf der ganzen Welt entwickelt und umsetzt, war sie lange Zeit Personalvorsitzende und hat sich um neue Mitglieder, deren Entwicklung und Motivation gekümmert. Zudem hat sie ein Projekt gestartet, dass geflüchtete Menschen porträtiert und so zu einem besseren Image der NeubürgerInnen beitragen soll.

Besonders angetan hat es der angehenden Soziologin der Debattierclub Redekunst e.V.: „Beim Debattierclub können Interessierte ihr Selbstbewusstsein stärken und Ängste, wie etwa sich vor Leuten hinzustellen und etwas vorzutragen oder über etwas zu diskutieren, ablegen. Zugleich bietet der Club einen geschützten Raum, in dem sich die Chance bietet, Kompetenzen für das spätere Berufsleben aufzubauen.“ Dabei kommt man auch viel rum, wie Svenja weiß: „Wir nehmen als Team an nationalen und internationalen Turnieren teil.“

Svenja und Philip sind sich einig – wer sich engagiert, erhält die „Möglichkeit, auch mal was falsch zu machen, ohne dass die Welt dabei untergeht.“ Zudem könne man so ausprobieren: „Ist das überhaupt das Richtige für mich, wo sind meine Stärken und wo meine Schwächen?“

Gut gerüstet für den Berufseinstieg

Die zwei Studierenden der Wuppertaler Universität wissen: Der Übergang vom Studium in die Jobwelt funktioniert am besten mit einem eigenen Netzwerk. Hier trumpft Svenja mit dem bereits erwähnten „Market Team“ auf: „Market Team ist ein Verein zur Förderung der Berufsausbildung. Wir bringen Studierende und UnternehmerInnen an der Universität zusammen, organisieren Vorträge, Workshops und auch Unternehmensbesichtigungen.“ Studierende haben hier die Möglichkeit, potenzielle ArbeitgeberInnen kennenzulernen und erste Kontakte zu knüpfen – sei es als interessierter Gast solcher Veranstaltungen oder als Teil des Market Teams, dass das Event organisiert. „Zusätzlich haben wir ein eigenes Karrierenetzwerk, in dem Praktikumsstellen vergeben, bundesweit Studierende und Unternehmen kennengelernt und auch Karten für Tagungen ergattert werden können“, ergänzt Svenja.

Gleiches gilt auch im Falle eines Engagements beim Green Lion Racing Team, wie Philip ausführt: „Das Racing Team agiert in seiner Summe wie ein Unternehmen und wird – so zum Beispiel beim Formula Student Wettbewerb – nicht nur auf Grundlage des gebauten Flitzers, sondern des gesamten Firmenkonzeptes von namhaften VertreterInnen der Automobilbranche bewertet.“ Zu den Partnern des Rennstalls selbst gehören lokale Größen wie Babtec, Schmersal oder Ferchau. Market Team pflegt Kooperationen etwa mit der REWE Group und Hays.

„Wer sich hier umschaut, bekommt ein Gefühl dafür, was erwartet wird. Zugleich kann in einzelnen Projekten erprobt werden, selbst Verantwortung zu übernehmen, was sich im Ergebnis auch positiv aufs Selbstbewusstsein niederschlägt“, weiß Svenja.

Hier engagieren sich Studierende für Studierende

Market Team, Green Lion Racing Team oder die Dutzenden weiteren studentischen Initiativen und Gruppen werden allesamt ausschließlich von Studierenden getragen. Manche erhalten Unterstützung von Seiten der Hochschule oder haben eineN ProfessorIn als SchirmherrIn. Doch ohne die Studierenden läuft nichts.

„In einer Rennsaison gewinnst du mehr Lebenserfahrung als während eines gesamten Studiums“, prophezeit Philip, denn „hier kannst du die im Studium erlernte Theorie, deine Ideen und Kreativität erproben, dich eigenständig Herausforderungen stellen und diese bewältigen.“ Dem kann Svenja nur beipflichten: „Skills erlernt man nicht nur während des Studiums, sondern auch durch Erfahrungen während eines Engagements – beispielsweise in einer studentischen Initiative -, die die Zeit an der Universität bereichern. Man braucht sie später im Job und muss sie auch nachweisen können – solche Aktivitäten während des Studiums machen sich gut im Lebenslauf und hinterher auch in der Bewerbung sowie im Job bemerkbar.“

Deshalb appellieren beide:
„Nutzt die Möglichkeiten, denn hier lernt ihr fürs Leben.“
»mw«

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