Bundestagswahl: Kommen die Bedürfnisse und Themen der jungen Generation im Wahlkampf „unter die Räder“?

Matthias Anbuhl, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Studierendenwerks (DSW), sorgt sich, dass die Bedürfnisse und Themen der jungen Generation im beginnenden Wahlkampf "unter die Räder" kommen. Das antworten ihm drei Wuppertaler Bundestagsabgeordnete, die zur Wahl 2025 erneut antreten.

Miete, Essen, Mobilität: Die Kosten laufen den jungen Menschen davon, seien es Studierende und Auszubildende. Bei Umfragen unter jungen Wähler:innen stehen die Inflation und Mieten und der Wohnungsmangel ganz oben auf ihrer Agenda. Natürlich treffen diese Fragen die gesamte Bevölkerung – doch junge Menschen in einer ebenso kritischen wie prägenden Phase ihres Lebens besonders hart. Rund 54 Prozent ihrer Einnahmen müssen Studierende laut Statistischem Bundesamt in ihre Miete stecken, bei Auszubildenden sind es 42 Prozent. In der Gesamtbevölkerung sind es hingegen nur 25 Prozent“, führt Matthias Anbuhl aus und fordert die demokratischen Parteien auf, die Themen der jungen Generation zu adressieren, da sich diese sonst verstärkt den politischen Rändern zuwenden würden. „Nach der Corona-Pandemie gab es das Versprechen, dass die Belange der Jugendlichen nie wieder vernachlässigt werden dürften. Davon ist nicht mehr viel zu spüren.“

Deutsches Studierendenwerk fordert Paket für die junge Generation

Das Deutsche Studierendenwerk fordert die künftige Bundesregierung auf, ein Paket für die junge Generation zu fördern, was u. a.

  • die Verstetigung des Bund-Länder-Programms „Junges Wohnen“,
  • eine grundlegende Reform des BAföG,
  • ein weiterhin rabattiertes Deutschlandticket für Studierende sowie
  • eine klimagerechte Sanierung der Hochschulbauten, einschließlich der Mensen und Cafeterien, beinhaltet.

Wahlkampf und Wahlprogramme dürfen nicht an den Themen der jungen Menschen vorbeigehen“, so das DSW.

Das antworten Wuppertals Bundestagsabgeordnete auf die Sorgen des Deutschen Studierendenwerks

Helge Lindh (SPD), Jürgen Hardt (CDU) und Anja Liebert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) sind nicht nur amtierende Bundestagsabgeordnete, sondern treten 2025 erneut zur Wahl an. blickfeld bat alle drei um eine kurze, etwa 1.500 Zeichen (inkl. Leerzeichen) umfassende Stellungnahme zum DSW-Statement von Matthias Anbuhl. »red«

Anja Liebert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Anja Liebert MdB

Anja Liebert MdB

Unabhängig vom Einkommen der Eltern soll allen die Ausbildung ermöglicht werden, die zu ihren Fähigkeiten und Interessen passt. Mit drei großen BAföG-Reformen haben wir das BAföG in dieser Legislatur stark verbessert. Viele Studierende und Schüler*innen erhalten nun ein deutlich höheres BAföG. BAföG muss bedarfsdeckend und existenzsichernd sein, alle erreichen, die nicht von ihrer Familie unterstützt werden können und vor Armut schützen.

Dazu braucht es weitere Verbesserungen: Die Wohnpauschale im BAföG entspricht mit 360 Euro pro Monat bei Weitem nicht mehr den aktuellen Mieten für studentisches Wohnen. Wir wollen die Wohnpauschale im BAföG so anheben, dass davon die ortsüblichen Mieten für WG-Zimmer oder kleine Wohnungen auch finanziert werden können. Ein ortsabhängiger Wohnzuschuss würde darüber hinaus die hohen Mieten abfedern. Das Bund-Länder-Programm „Junges Wohnen“ für Studierende und Auszubildende ist ein wichtiger Baustein zur Minderung studentischer Wohnungsnot, der verstetigt werden sollte. Der Bund stellt insgesamt 1,5 Mrd. Euro bereit, um auch das Angebot an Wohnheimplätzen für Azubis und Studierende auszubauen und so die Trendwende einzuleiten.

Wir Grünen fordern eine langfristige Perspektive für ein bundesweites, solidarfinanziertes Semesterticket für Studierende zu einem stark vergünstigen Preis. Wir setzen uns für eine gemeinsame „Innovationsinitiative klimaneutraler Campus“ von Bund und Ländern ein, um die klimagerechte Modernisierung von Hochschulen voranzutreiben.

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Helge Lindh (SPD)

Helge Lindh MdB

Helge Lindh MdB

Die Sorgen junger Menschen hinsichtlich der steigenden Lebens-, Miets-, und Mobilitätskosten sind mehr als berechtigt. Als Bundestagsabgeordneter aus der Universitätsstadt Wuppertal ist es mir ein besonderes Anliegen, mich für die Belange von Studierenden und Auszubildenden einzusetzen.

Aktuell erleben wir ein Bildungssystem in Deutschland, welches soziale Ungleichheiten verschärft. Immer mehr Menschen bleibt der Zugang zum Studium und damit eine gesellschaftliche Teilhabemöglichkeit wegen finanzieller Hürden verwehrt. Das ursprüngliche Versprechen des BAföG, einen Bildungsaufstieg für alle zu ermöglichen, wurde bis heute nicht eingelöst. Stattdessen sind Studierende und Auszubildende aufgrund der steigenden Kosten prekären Lebensbedingungen ausgesetzt. Die Finanzierung der höheren Bildung ist somit wieder eine brandaktuelle soziale Frage, welche dringend Lösungen benötigt. Eine Priorität der nächsten Bundesregierung muss deshalb eine umfassende Reform des BAföG sein. Ebenso muss durch eine Ausweitung der Wohnungspauschale und der Schaffung neuer Wohnheimplätze garantiert werden, dass Studierende und Auszubildende in jeder Stadt bezahlbaren Wohnraum finden. Dass junge Menschen die Hälfte ihres Einkommens für die Miete aufwenden müssen, ist mit sozialdemokratischen Werten unvereinbar.

Schließlich dürfen die Stimmen der jungen Generation unter keinen Umständen unbeachtet bleiben. In Wuppertal und in Berlin suche ich immer das Gespräch mit Studierenden und Schulklassen und erhalte stets wichtige Einblicke in die Themen und Bedürfnisse junger Menschen.

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Jürgen Hardt (CDU)

Jürgen Hardt MdB

Jürgen Hardt MdB – Foto: Katja Julia Fischer

Die finanzielle und soziale Lage der Studierenden ist ernst. Die Inflation trifft sie besonders hart. Lebensmittel, Lehrmaterialien und Mieten sind deutlich teurer geworden. Letztere sind in Wuppertal noch moderat, in München hingegen dramatisch.

Studierende benötigten im Schnitt über 1.000 Euro im Monat, doch der BAföG-Satz bleibt weit hinter den Lebenshaltungskosten zurück. Viele Studierende müssen einen Nebenjob annehmen, was die Studienzeit verlängert. Die BAföG-Reform der Ampel-Koalition hat daran nichts verändert. Zudem verstehe ich nicht, warum das Bürgergeld um 12 % stieg und das BAföG nur um 5 %.

Auch das Verfahren muss reformiert werden. Studierende sollen studieren, statt sich durch Anträge zu kämpfen. Weniger Unterlagen und eine Verlängerung der Bewilligungsdauer auf die Regelstudienzeit mit Selbsterklärungen und Stichprobenkontrollen sind nötig. Weitere Anträge, etwa zur Studienstarthilfe, belasten alle Beteiligten unnötig.

Unser BAföG-Antrag bietet die notwendigen Vorschläge: So müssen z. B. die Regelsätze den realen Kosten entsprechen und regelmäßig angepasst werden. Wichtig ist ein Wohnkostenzuschlag aus Grundbetrag und Ortszuschlag.

Ein bundesweit gültiges, vergünstigtes Deutschlandticket für Studierenden ist sinnvoll und muss auch für Promotions-, Teilzeit-, Fern- und Weiterbildungsstudierende zugänglich sein.

Wir sprechen hier über die Zukunft einer Generation, die in einer komplexer werdenden Welt Verantwortung übernehmen soll. Diese kann nur getragen werden, wenn grundlegenden Bedürfnisse gedeckt sind. Nur so kann Bildung für alle zugänglich bleiben.

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