Die letzte Frage lässt sich ganz einfach beantworten. Ja, es wird noch öfter passieren. Ab Oktober werden die Türme der Uni dauerhaft erleuchtet. Anlässlich des vierzigsten Geburtstags der Bergischen Universität wurde das ausschließlich durch Spenden finanzierte Kunstprojekt realisiert. Die Idee dazu hatte Rektor Prof. Dr. Lambert Tobias Koch, der sich mit dem Künstler Mischa Kuball zusammen tat. Das Ziel sollte sein, mit Hilfe einer Lichtinstallation einen Weg zu finden, um Uni und Stadt einander näher zu bringen.
Das klingt vielleicht verwunderlich, denn die Uni ist seit 40 Jahren fester Teil des Wuppertaler Stadtbildes. So reagierte auch Mischa Kuball ein wenig erstaunt, wie er uns verriet. „Wenn man den 40. Geburtstag feiert“, so Kuball, „sollte die Uni in der Stadt angekommen sein und auch wahrgenommen werden“. Nach reichlicher Überlegung sagte der Künstler seine Mitarbeit zu. Das Konzept entstand in direktem Zusammenhang zur Uni und wurde ganz darauf ausgelegt, eine Beziehung zwischen Stadt und Uni entstehen zu lassen. Sicher ist das Gebäude auch so gut zu sehen, aber dennoch scheint vielerorts nicht bewusst zu sein, was es heißt, eine Uni in der Stadt zu haben.
Wie Mischa Kuball erklärte, entstand die Installation aus 125 Lichtlinien, die insgesamt 900 Meter lang sind. Sie betonen die Oktaederform der Institutionsgebäude und sollen diese in der Stadt gut sichtbar machen. Entgegen dem Bild, welches während der Tests entstand, handelt es sich nicht um statisches Licht. Es ist in Bewegung und soll somit „eine lichtgewordene Metapher des Wissenstransfers sein“, so Kuball. Dies aufzuzeigen sei immer wichtig, da es bei einer klassischen Pendleruniversität schwer ist, das, was an der Uni passiert, in der Stadt zu spiegeln.
Der Titel „MetaLicht“ entstand während des ganzen Prozesses. Er soll noch einmal verdeutlichen, dass das Licht sowohl über der Uni als auch über der Stadt schwebt und somit ein Bindeglied ist, das vieles sichtbar macht. So wird auch die stellenweise überarbeitungswürdige Fassade der Uni zusätzlich betont, was bei vierzig Jahre alten Gebäuden nicht verwunderlich ist. Licht ist zudem auch Kommunikationsträger. Die Geschwindigkeit, mit der das Licht das Tal erreicht, ist gleichzusetzen mit der Geschwindigkeit, mit der die Botschaft der Uni dort ankommt. Es scheint wie ein großes Hinweisschild zu sein. Dabei bilden die Lichter mehr einen funktionalen Rahmen als eine eigenständige Skulptur.
Zwischen erster Idee und der Realisierung lagen viele Monate der genauen Planung. Wie alles, was mit hellem Licht zu tun hat, darf es den Flugverkehr nicht stören. Dann mussten die Details des Anbringens der Lichtröhren geklärt werden. So manch ein Student erinnert sich sicher noch daran, wie sich auf einmal Männer an den Türmen der Gebäude abseilten. Bei ihnen handelte es sich um erfahrene Industriekletterer, die diese nicht einfache Arbeit übernahmen. Dabei lag die komplette Planung und Anfertigung des Konzepts bei Mischa Kuball und Lambert Koch. Erst im nächsten Schritt wand man sich an potentielle Sponsoren und an den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB), dem die Universität gehört. Um auch die Nachfolgekosten für die Universität klein zu halten – für Licht benötigt man bekanntlich Strom und der ist teuer – werden innovative Windturbinen errichtet. Diese sollen das Lichtkunstwerk mit grünem Strom versorgen.
Dass Wuppertal eine wichtige und lebenswerte Stadt ist, zeigen nicht nur die großen Köpfe, die sie hervor gebracht hat, sondern auch all jene, die ein Leben lang an ihr festgehalten haben. Für Kuball sind es nicht nur Persönlichkeiten wie Pina Bausch oder Dr. Werner Jackstädt, die die Stadt so besonders machen, sondern auch die Universität und der dort stattfindende Wissenstransfer. „Es gefällt mir, dass mein Projekt über die Stadtgrenzen hinaus strahlt“, so der Künstler. Genau das scheint die Aufmerksamkeit zu sein, die sich die Uni wünscht. Das Licht scheint sagen zu wollen: „Hallo. Hier sind wir. Nehmt uns wahr.“
Doch grade von studentischer Seite sind die Stimmen laut, die dieses Projekt als Geldverschwendung ansehen. Dies kann Kuball, der selber an der Kunsthochschule in Köln doziert, verstehen. Dennoch wäre eine Umwidmung des Geldes nicht möglich gewesen. Die Gelder kamen für das Projekt und wurden nicht ziellos zur Verfügung gestellt. Für ihn stellt sich eher die Frage, ob es nicht möglich sei, einen Sponsor für Inventar, Erneuerungsbauten oder gar Ausbaumaßnahmen zu finden. Dies sollte durch ein Projekt wie „MetaLicht“ leichter fallen, da die Uni sich als Volluni im nationalen Universitätskanon heraus stellt und einen Schritt auf die Bürger zu geht. Für ihn ist das Ganze nicht nur ein Projekt, sondern ein Anfang. Ein Anfang, mit dem die Uni auf sich aufmerksam macht, aber auch auf die bestehenden Probleme, die sich sinnbildlich in der bröckelnden Fassade der Gebäude wiederfinden.
Ein grundsätzliches Problem ist für Kuball dabei die Entpolitisierung der Universitäten. Sie versuchen sich gänzlich aus dem öffentlichen Leben heraus zu halten. Dass das nicht unbedingt förderlich ist, zeigt sich am Wuppertaler Beispiel. „MetaLicht“ ist dort der erste Schritt in die richtige Richtung. Dabei wirkt die augenscheinlich bedeutungsfreie Struktur der Installation in der ersten Wahrnehmung zusammen mit der starken Struktur der Uni. Um es mit Kuballs Worten zu sagen: „Weniger Beleuchtung, mehr Ausstrahlung“. »ack«
In Kürze wird die Lichtinstallation Meta-Licht in Betrieb genommen. Ziel des Projekts ist eine Annäherung zwischen Uni und Stadt. Was hälst du von der Idee? Sag uns deine Meinung über die Kommentarfunktion auf dieser Seite oder über unsere Facebook-Fanpage.
Galerie zum Meta-Licht
Fotos: Pressestelle der Bergischen Universität Wuppertal
Hatte ich jetzt irgendwie ein bisschen mehr erwartet…