Geschichte im Blickfeld: Der Historische Materialismus

Unter dem Titel „Habermas und der Historische Materialismus“ wird vom 23.- 25. März an der Bergischen Universität eine Tagung stattfinden, auf der neben Habermas weitere namhafte Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen Vorträge mit anschließenden Diskussionen zu der marxistischen Theorie des Historischen Materialismus und ihrer aktuellen Relevanz halten werden.
Doch worum genau handelt es sich bei diesem Historischen Materialismus? Der Begriff des Materialismus ist im alltäglichen Sprachgebrauch zwar durchaus geläufig, bezeichnet dort aber hauptsächlich ein individuelles Interesse an Geld und materiellen Reichtümern im Allgemeinen. Wenn jedoch in einem philosophischen Kontext von einer materialistischen Position die Rede ist, bezieht sich diese für gewöhnlich auf einen seit Jahrtausenden andauernden Streit um die Frage, welches von beiden ursprünglicher ist, das Materielle oder das Ideelle. Die Vertreter des Materialismus stehen auf dem Standpunkt, dass das Materielle dem Ideellen vorangeht, während Anhänger des Idealismus die umgekehrte Position vertreten. Eine klassische idealistische Sichtweise findet sich beispielsweise in der biblischen Schöpfungsgeschichte, wenn beschrieben wird, wie Gott mit seinem „Wort“ aus dem Nichts zunächst unbelebte Materie erschafft und im Anschluss daran Pflanzen, Tiere und Menschen. Für die Materialisten hingegen steht die Materie am Anfang und das Ideelle, Geistige ist das Produkt einer besonderen Formation der Materie, die sich in einem langen Entwicklungsprozess herausgebildet hat.

Mit dem Historischen Materialismus wandten Marx und Engels die materialistische Weltanschauung auf die Geschichte der Menschheit an, erweiterten diese aber um die Besonderheiten der menschlichen, gesellschaftlichen Praxis. Während Geschichte zuvor häufig als eine Abfolge der Taten entweder erfolgreicher oder erfolgloser Herrscher und Staatsmänner betrachtet wurde, stellten Marx und Engels die Bedingungen ins Zentrum, unter denen die Menschen verschiedener Epochen ihren Lebensunterhalt produzierten. Davon ausgehend betrachteten sie die Menschheitsgeschichte als eine Abfolge von Gesellschaften, die sich durch die dominierende Produktionsweise voneinander unterschieden. Diese beginnt mit den klassenlosen Urgesellschaften, worauf die antiken Sklavenhaltergesellschaften, das auf Leibeigenschaft basierende mittelalterliche Feudalwesen und schließlich der von Lohnarbeit dominierte moderne Kapitalismus folgen. Die Produktionsweise ist nach Marx und Engels die „Basis“ einer jeden Gesellschaft, Phänomene wie Politik, Recht, Religion, Kunst, Wissenschaft etc. deren „Überbau“. Basis und Überbau stehen in einem direkten Zusammenhang, so kann beispielsweise ein mittelalterliches Lehnswesen nur in einer agrarisch geprägten mittelalterlichen Gesellschaft existieren. Als sich in der Neuzeit zuerst die Manufaktur und später die Industrie entwickelte, erwiesen sich feudale Strukturen zunehmend als untauglich, diese neue Produktionsweise zu organisieren und so ergriff das mit der Industrie sich im Aufstieg befindliche Bürgertum auf revolutionärem Wege die Macht und zerschlug das Zunftwesen und die Leibeigenschaft, um sie durch Vertragsfreiheit und Handelsfreiheit, unabdingbare Voraussetzungen für die Entwicklung des Kapitalismus, zu ersetzen.

Dieses Basis-Überbau-Modell ist als eines der Kernelemente des Historischen Materialismus stets Gegenstand kontroverser Diskussionen gewesen und ist es nach wie vor. Während Marx und Engels die Wechselwirkungen zwischen Basis und Überbau betonten, wurde das Verhältnis zwischen den beiden Elementen im Stalinismus dahingehend verflacht, dass der Überbau einseitig von der Basis bestimmt wird, weshalb diese Position häufig als ökonomistisch kritisiert wurde. Demgegenüber stellte der italienische marxistische Philosoph Antonio Gramsci die „relative Autonomie“ des Überbaus heraus, um so die vernachlässigte Rolle des handelnden Subjektes wieder zu stärken. In der Theorietradition Gramscis stand u.a. der griechische Politologe Nicos Poulantzas, der darauf bestand, dass dem Überbau nicht nur die Funktion zukomme, Einfluss auf eine bereits vorher existierende Basis auszuüben, sondern dass die Basis bereits im Prozess ihrer Konstituierung nicht vom Überbau getrennt betrachtet werden kann. Das Modell ist nach Poulantzas also nicht so zu verstehen, dass sich zuerst eine Basis aus sich selbst heraus entwickelt, aus dieser daraufhin dann ein Überbau entsteht und dieser wiederum auf die Basis einwirkt. Habermas geht in diesem Punkt sogar noch einen Schritt weiter und macht letztendlich den Überbau zum entscheidenden Moment, wenn er die These formuliert, dass die Entwicklung neuer Normen und Prinzipien notwendig sei zur Steigerung der Produktivkräfte.

Offensichtlich herrscht, was das Verhältnis von Basis und Überbau betrifft, längst keine Einigkeit. Wer sich jedoch für diese oder weitere Fragen des Historischen Materialismus, die in der Kürze eines solchen Artikels leider nicht ausführlich behandelt werden können, interessiert, dem sei der Besuch der Tagung „Habermas und der Historische Materialismus“ sehr empfohlen. Wer sich darüber hinaus mit der dem Historischen Materialismus zugrundeliegenden Literatur beschäftigen möchte, der sollte vor allem von Karl Marx „Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte“ und das von Marx und Engels verfasste „Manifest der Kommunistischen Partei“ berücksichtigen. Wer sich besonders für Habermas und seine Positionen interessiert, der sollte sich die „Theorie des kommunikativen Handelns“ genauer ansehen und wer eine allgemeine Einführung in den Marxismus sucht, der ist mit „Einführung in den Marxismus“ von Ernest Mandel sehr gut bedient. »dk«

Gastautor: Dominic Kleinebenne – »dk«

Dominic Kleinebenne studiert derzeit Geschichte, Philosophie und Klassische Philologie an der Bergischen Universität. Er ist seit einigen Jahren hochschulpolitisch engagiert und aktuell Mitglied des Studierendenparlamentes.

Titelbild:© Azlan McLennan

  1. Außerordentlich schlecht geschriebener, peinlicher Kinderartikel. Dass soetwas hier veröffentlicht wird, spricht nicht gerade für die Qualität dieser Seite. Ihr solltet euch in Zukunft überlegen, wen ihr hier alles Artikel schreiben lasst…

  2. Doofemschmirtz

    Der Artikel ist schlecht verfasst und sehr fragwürdig zusammen gesetzt.

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