Die von Students for Future organisierte Podiumsdiskussion findet am 18. Mai 2021 um 18 Uhr per ZOOM-Konferenz (Zugangsdaten) statt. Sie soll neben der Energieversorgung der Bergischen Universität Wuppertal auch Themen wie die Wärmeversorgung oder die Rolle der Universität innerhalb der Stadt behandeln. Eingeladen sind:
- Dr. Roland Kischkel, Kanzler der Bergischen Universität,
- Oliver Wagner, Wuppertal Institut/Scientists for Future,
- Beate Petersen, u.a. Bergische Bürgerenergie Genossenschaft/Klimanetzwerk Wuppertal,
- Dennis Halbach, Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA),
- Prof. Dr.-Ing. Markus Zdrallek, Leiter des Lehrstuhls für „Elektrische Energieversorgungstechnik“ und
- Elmar Thyen, Wuppertaler Stadtwerke (WSW).
Wie wird die Universität in Zukunft versorgt?
Laut Students for Future gibt es von Seiten der Hochschulleitung keine Ambitionen, Nachhaltigkeitskriterien bei der Ausschreibung zu berücksichtigen. Die Studierendenvertreter/-innen aus AStA und Studierendenparlament (StuPa) fordern hingegen, dass nur noch Strom aus erneuerbaren Energien bezogen wird, der auch weitere Kriterien wie z. B. eine Förderung des Ausbaus erneuerbarer Energien erfüllt. Auch die Students for Future schließen sich dieser Forderung an: „Für uns ist es nicht ersichtlich, warum die BUW so weit hinter den notwendigen Veränderungen zurück hängt, denn wir erwarten, dass an einer Universität die Erkenntnisse der Wissenschaft nicht ignoriert werden“, erklärt Georg Winterseel. „Aus diesem Grund sollte die BUW gerade als ‚grüne‘ Universität als Vorreiterin fungieren – und das nicht nur auf symbolischer Ebene“, führt er weiter aus.
Wirtschaftlichkeit entscheidet über Grau- oder Ökostrom an der Bergischen Universität
Auf die Kritik der Studierenden erwidert eine Sprecherin der Bergischen Universität, dass diese ihren Strom seit vielen Jahren im Rahmen einer NRW-hochschulübergreifenden Ausschreibung beschaffe und diese gegenwärtig durch die Verwaltung der Universität Münster koordiniert werde. „Das aktuelle Vergabeverfahren läuft seit März 2021. Die Bergische Universität hat für die Ausschreibung einen jährlichen Strombedarf von 22 Millionen kWh angemeldet – ein Verbrauchswert, der seit mehreren Jahren trotz des starken Wachstums der Universität gehalten werden konnte.“
Im Hinblick auf die Herstellungsweise des Stroms sehe die Bedarfsmeldung der Bergischen Universität einen Weg vor, auf dem unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit eine Entscheidung für Graustrom (mit einem geringeren Anteil regenerativ erzeugten Stroms) oder Ökostrom (mit einem dominanten Anteil regenerativ erzeugten Stroms) getroffen werden wird. „Auf diese pragmatische und wirtschaftlich leistbare Weise wird der Anteil regenerativ erzeugten Stroms stetig steigen“, heißt es von Seiten der Universitätsverantwortlichen, die zugleich betonen: „Die Universitätsleitung ist zu dem Thema im Austausch mit den Students für Future und wird diesen gerne auch mit AStA und StuPa fortsetzen.“
Grün oder grau? Wie sieht es an anderen Hochschulen aus
Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und die Universität Duisburg-Essen beziehen laut eigenen Angaben Strom aus erneuerbaren Quellen. Die Technische-Universität Dortmund, die Ruhr-Universität Bochum und die Universität Konstanz sind ihre eigenen Stromproduzenten. Alle drei verfügen jeweils über Blockheizkraftwerke (BHKW). Die Details und weitere Informationen sind im blickfeld-Beitrag „Grüne Universität mit grauem Strom“ abrufbar. »mw«
Interessant. Ich hoffe, die Universitätsverantwortlichen meinen mit der Aussage nicht wirklich, dass man durch den Bezug von Graustrom hofft, irgendwann komplett erneuerbaren Strom beziehen zu können!? Der Anteil Erneuerbarer Energien (EE) am Graustrommix ist z.T. praktisch komplett beschränkt auf den zwangsweise vorhandenen Anteil durch das EEG, s. Strommix der Uni 2019. Freiwillig gefördert wird da nichts. Bis die Uni durch das EEG auf 100% EE kommen, kann es Jahrzehnte dauern… Problem nur, dass laut Klimagesetz der Landesregierung NRW die Universitäten bis 2030 komplett(!) klimaneutral sein sollen! Bis dahin sind nicht mal ansatzweise alle Kohlekraftwerke abgeschaltet und unser Strom 100% erneuerbar. Vom gesamten restlichen Bau & Betrieb der Universität mal ganz zu schweigen.
Die Wirtschaftlichkeitsbegründung erschließt sich mir gar nicht. Die Uni kostet es 0,5% (20.000€) mehr, auf Ökostrom umzusteigen, die Allgemeinheit wird dafür durch den Klimawandel laut Umweltbundesamt bis zu 3.000.000€ mehr zahlen müssen. Pro Jahr. Wirtschaftlich ist da gar nichts. Außerdem: Wenn die Universitäten nur an die Wirtschaftlichkeit gebunden wären, warum könnten sich so viele andere Hochschulleitungen dann doch für Ökostrom entscheiden? Eben.
Nicht zuletzt darf man nicht vergessen, dass noch viele weitere, hier ungenannte Unis aus NRW wie z.B. die Uni Köln ab nächstem Jahr auf Ökostrom umsteigen und sogar den CO2-Ausstoß der gesamten Uni bestimmen und verringern wollen (https://portal.uni-koeln.de/universitaet/aktuell/presseinformationen/detail/universitaet-zu-koeln-steigt-auf-oekostrom-um-und-wird-ihren-co2-fussabdruck-ermitteln). Da lässt sich die BUW gerade ziemlich abhängen 🙁
Es ist einfach nicht zu verstehen, warum die Bergische Universität ihre ungeheuren Potentiale zur Gewinnung eigener grüner Energie nicht nutzt. Die Bauwerke und Freiflächen auf allen Camupusbereichen bieten ein großes Potential. Wenn hier die „Intelligente Energiewende“ im Sinne der Sektorenkopplung, also der Verknüpfung von Wärme, Kälte, Strom und Mobilität, angewandt würde, dann könnte man nicht nur eine echt innovative und nachhaltige Energieversorgung entwickeln, sondern auch noch viel Geld sparen. Aber leider tötet die Bürokratie des BLB und der Universität derartige Ansätze und es versacken alle guten Ansätze im Nichts. Keine Ambitionen, kein wirkliches Wollen, keine guten Lösungen. Schade.