In der Freistunde zum Blutspendezentrum Wuppertal

Was können Studierende in ihren Freistunden machen? In der Bibliothek etwas kopieren, die Sprechstunde des Prüfungsamtes besuchen oder Blut spenden gehen. Letzteres ist möglich, wenn der Lkw vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) vor der Mensa steht. Flexibler geht es im BZW Blutspendezentrum Wuppertal. Dort haben wir uns mit Spender Oliver Sommavilla und Pressesprecherin Brigitte Dingermann getroffen. Beide haben uns erklärt, warum Blutspenden wichtig sind und wie die Spende im BZW abläuft.

Oliver Sommavilla ist bereits langjähriger und regelmäßiger Spender: „Ich spende seit sieben Jahren und habe im Februar 2018 zum ersten Mal das Blutspendezentrum Wuppertal besucht.“ Er befindet sich aktuell in der Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten beim Ordnungsamt der Stadt Remscheid. Den Besuch einer Wuppertaler Berufsschule nutzt er, um im Anschluss einmal die Woche Blutplasma spenden zu gehen: „Zwischen den Plasma-Spenden brauche ich nur drei Tage Pause, kann also sogar zwei Mal die Woche hingehen.“ Vor seiner Ausbildung hat der gebürtige Remscheider dies auch so gehandhabt, während seiner Ausbildung ist das aber zeitlich nicht möglich, was er bedauert.

In den sich wandelnden Lebensumständen sieht Brigitte Dingermann einen von vielen Gründen, warum immer weniger Menschen Blut spenden: „Früher war der Gang zur Blutspende eine Gruppenaktivität. Da kamen die Zechenbelegschaft oder eine ganze Firmenabteilung nach Feierabend vorbei. Heute warten die Menschen in Bahnhöfen oder auf den Autobahnen, um endlich nach Hause zu kommen. Sie sind im Anschluss froh, in den eigenen vier Wänden zu sein und machen sich nicht noch zusätzlich zur Blutspende auf.“

Immer weniger Menschen gehen Blut spenden

Laut einer Erhebung des Paul-Ehrlich-Instituts aus dem Jahr 2018 gehen lediglich 78 von 1000 Menschen zum Blutspenden, 2010 waren es noch 92. „Dabei sind 75 Prozent der Menschen eines Tages selbst auf eine Blutspende angewiesen“, erklärt Dingermann. Bei Oliver Sommavilla hat ein Krankheitsfall im Bekanntenkreis zur Spende motiviert. Mehr noch, der „Dauerspender“ hat mittlerweile seine Ehefrau und seine Mutter davon überzeugt, Spenderinnen zu werden. In den sozialen Netzwerken, beispielsweise auf Instagram, wirbt er ebenfalls regelmäßig dafür.

Er sieht zudem weitere Vorteile: „Mit jeder Spende werde ich umfassend gesundheitlich durchgecheckt. So erfahre ich zum Beispiel, wie meine Blutwerte sind und ob ich womöglich an einer Infektionskrankheit leide.“ Hier ergänzt Dingermann: „Wenn bei den Laborkontrollen Unregelmäßigkeiten festgestellt werden, kontaktieren wir unsere Spenderinnen und Spender und legen einen Arztbesuch nahe. Zwei bis drei Mal im Jahr werden so auch ernste Erkrankungen, die sich dann oft noch im Anfangsstadium befinden, festgestellt. So kann zügig und rechtzeitig reagiert werden.“ Ferner würden Studien zeigen, dass aktive Blutspender/-innen „eher einen normalen Blutdruck und dadurch seltener einen Herzinfarkt und ein geringeres Schlafanfall-Risiko“ haben.

20 Euro für eine 10-minütige Vollblutspende

Wer im Blutspendezentrum Wuppertal spendet, erhält – je nach Spendenart – eine Aufwandsentschädigung zwischen 17 und 20 Euro pro Spende. Sommavilla finanzierte sich so vor seiner Ausbildung seinen wöchentlichen Einkauf: „Etwas Gutes tun, die eigene Gesundheit im Auge behalten und die Haushaltskasse aufbessern – ich kann Blutspenden nur empfehlen.“

Trotzdem sinkt die Spendenbereitschaft, was mitunter zu Engpässen in der Versorgung führt. Regelmäßig finden sich Berichte über verschobene Operationen in den Medien – so beispielsweise Mitte 2018 im Solinger Tageblatt. Im beschriebenen Fall mussten acht Blutkonserven mit der seltenen Blutgruppe 0 (Rhesusfaktor negativ) aus ganz Nordrhein-Westfalen zusammengesucht werden, um lebensbedrohliche Komplikationen bei einer Frau nach einer Geburt in den Griff zu bekommen. Aus Sicht von Dingermann ist die Lage auch heute dramatisch: „Wenn geplante Operationen kurzfristig verschoben werden müssen, ist das ein großes Ärgernis. Aber was, wenn in einer Notlage die Blutdepots leer sind?“

Strenge und zum Teil kontrovers diskutierte Richtlinien zum Blutspenden

Darüber hinaus würden auch die Richtlinien strenger werden, wie Frau Dingermann erläutert: „Deutschland hat strenge Richtlinien, die sich einerseits positiv auf die Qualität auswirken, andererseits viele Menschen von der Spende ausschließen.“ So dürfen etwa Spender/-innen, die sich in bestimmten Ländern oder Regionen aufgehalten haben, für eine bestimmte Zeit kein Blut spenden. „Davon war auch Österreich betroffen, weil dort Fälle des West-Nil-Fiebers festgestellt wurden.“

Kontrovers werden in Deutschland die Richtlinien im Hinblick auf Menschen diskutiert, „deren Sexualverhalten ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten, wie HBV, HCV oder HIV, birgt.“ Darunter zählen homosexuelle Männer, Heterosexuelle mit häufigen Sexkontakten, Prostituierte sowie Transsexuelle mit „sexuellem Risikoverhalten“. Erst 12 Monate nach „Beendigung des Risikoverhaltens ist eine Zulassung zur Blutspende (…) möglich“. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschlands kritisiert dies als faktisch dauerhaften Ausschluss homosexueller Männer und kritisiert eine mangelhafte Differenzierung. Männer, die Kondome nutzen oder in einer monogamen Beziehung leben, haben „mit Sicherheit ein weitaus geringeres Übertragungsrisiko als die (…), die das nicht tun.“

Solange die Richtlinie zur Hämotherapie nicht geändert wird, muss sich das Blutspendezentrum dem konform verhalten.

Während der Blutspende © Oliver Sommavilla

Blutspenden werden nicht nur für Operationen benötigt

Es wird zwischen drei Spendenarten unterschieden, die allesamt verschiedene Zwecke erfüllen:

  • Die Vollblutspende ist das, was die meisten Menschen unter einer Blutspende verstehen. Bei ihr werden ca. 500 ml Blut aus der Armvene entnommen, was ca. zehn Minuten dauert und bei Männern bis zu sechs Mal und bei Frauen bis vier Mal im Jahr möglich ist. Spenderinnen und Spender erhalten dafür eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 20 Euro. Das Blut kommt nicht nur bei Unfällen oder Operationen zum Einsatz, sondern auch bei Krebserkrankungen und Blutarmut (Anämie).
  • Die Spende von Blutplasma ist hingegen unabhängig vom Geschlecht maximal 60 Mal jährlich möglich. Mit 30 bis 45 Minuten dauert sie länger als eine Vollblutspende und umfasst – je nach Körpergewicht – zwischen 650 und 850 ml. 17 Euro gibt es pro Spende – ab dem 1. Februar 2020 sogar 20 Euro. Das Blutplasma, auch Blutflüssigkeit genannt, wird maschinell aus dem Blut extrahiert und unter anderem für die Herstellung von Medikamenten für die Krebstherapie oder bei einer Schwächung des Immunsystems genutzt.
  • Die Thrombozyten-Spende (Blutplättchen) ist am aufwändigsten. Sie dauert 50 bis 90 Minuten, kann bis zu 26 Mal im Jahr erfolgen und umfasst 500 ml. Dafür erhalten Spender/-innen eine Entschädigung von 60 Euro. Thrombozyten-Konzentrate werden etwa bei Leukämie oder großen Operationen benötigt. Diese Spendenart ist zurzeit nur in den Zentren in Oberhausen oder Duisburg möglich.

„Für welche Spendenart jemand geeignet ist, stellen wir im Rahmen einer Vollblutspende fest“, erklärt Dingermann, die weiter ausführt, worauf vor einer Blutspende zu achten ist: „Wichtig ist es, viel zu trinken und bereits am Tag vor der Spende auf fettiges Essen zu verzichten. Auch sollte vor und nach der Spende für einige Stunden auf das Rauchen verzichtet werden.“ Zudem rät sie, entspannt zu kommen und „den Personalausweis nicht zu vergessen.“ Zur Stärkung gibt es im Anschluss Kekse, Brötchen und Getränke. „Und das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben“, wie Sommavilla betont. »mw«

Blutspendezentrum Wuppertal

Anschrift:

  • BZW Blutspendezentrum Wuppertal
  • Erholungstraße 19 in 42103 Wuppertal

Kontakt:

Spendezeiten

  • Mo. bis Fr.: 10.00 bis 18.00
  • Sa.: 9.00 bis 13.00

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