Klimaschutz an der Bergischen Universität: Über 2,5 Jahre ist nichts passiert

Der Senat der Bergischen Universität Wuppertal hat 2019 den Uni-Verantwortlichen per Beschluss empfohlen, "bei allen künftigen Entscheidungen die Verminderung von Treibhausgasemissionen zu berücksichtigen." Doch die dafür vereinbarte Arbeitsgemeinschaft gibt es bislang nicht.

Der Senat ist ein zentrales Organ einer Universität, das alle zwei Jahre neu gewählt wird und dem Hochschullehrer:innen, Mitarbeiter:innen und Studierende angehören. In Wuppertal hat dieses Gremium im Oktober 2019 auf Initiative der studentischen Vertreter:innen einen Grundsatzbeschluss gefasst. So schlossen sich die Senatsmitglieder der Forderungen zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens „einschließlich des ‚1,5-Grad-Ziels'“ an und befürworteten „einen schnellen Umstieg auf erneuerbare Energien sowie den Kohleausstieg bis 2030.“

Auch soll laut damaligem Beschluss die Hochschule selbst Verantwortung übernehmen und „bei allen künftigen Entscheidungen die Verminderung von Treibhausgasemissionen“ berücksichtigen. Dazu ist die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft (AG) vorgesehen, die auf Einladung des Uni-Kanzlers Roland Kischkel gebildet werden soll. Das ist jedoch bislang, über 2,5 Jahre nach dem Senatsbeschluss, nicht passiert.

Klima- und Umweltschutz: Corona-Pandemie führte laut Universität zur Verschiebung der Arbeitsgemeinschaft

Laut Jasmine Ait-Djoudi, Leiterin der Universitätskommunikation, habe es zwei Sitzungen einer temporären Arbeitsgemeinschaft gegeben, aus der eine ständige AG entstehen sollte: Doch wurde dies „aufgrund des immer aufwendigeren Einsatzes im Zuge des Corona-Krisenmanagements auf die Zeit nach der Pandemie verschoben. Die Hochschulleitung geht davon aus, dass eine nächste Einladung im Herbst diesen Jahres erfolgen kann.“

Zwischenzeitlich sind Studierende der Wuppertaler Students for Future-Gruppe und der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) selbst aktiv geworden. Gemeinsam luden sie Anfang des Jahres zum „Runden Tisch Nachhaltigkeit“ ein, mit dem Ziel „sich für eine bessere Umwelt, mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit an unserer Uni“ einzusetzen. Laut eigenen Angaben sollen mehr als 20 Studierende und über 40 Professor:innen und Mitarbeiter:innen der Universität am ersten Treffen teilgenommen haben. Die Ergebnisse sind auf der AStA-Webseite abrufbar und umfassen etwa die Themenbereiche Mobilität oder Campus-Gestaltung.

Ein Mitglied der Hochschulleitung war bei diesen und den Folgetreffen von Ende April bis Anfang Mai nicht zugegen. Die Begründung lautet: „Wenn die Hochschulleitung nicht an allen Runden teilnimmt, ist dies nicht zuletzt anderen zeitlich bindenden Herausforderungen – u.a. Pandemie – geschuldet.“

„Runden Tisch Nachhaltigkeit“: Kritik von Students for Future an der Hochschulleitung

Darüber hinaus sieht die Hochschulleitung alternative Foren gegeben: So ist das Rektorat „mit den gewählten Studierendenvertreter:innen (…) mehr als einmal pro Semester im persönlichen Austausch. Dort gibt es stets das Angebot, eigene TOPs, etwa auch zur Nachhaltigkeitsthematik, einzubringen.“ Zugleich begrüßt die Universitätsspitze das Engagement der Studierenden, das sich an weitere Hochschulangehörige richtet: „Die Bedeutung der Thematik hat es ohne Zweifel verdient, auf verschiedenen Ebenen mit unterschiedlichen Besetzungen vorangebracht zu werden.“

Harsche Kritik formulieren hingegen die Studierenden von Students for Future: „Wir finden es peinlich, wie sehr das Rektorat nicht nur den Senatsbeschluss, sondern auch die engagierte Arbeit des AStA und der anderen Menschen an der Uni ignoriert. Warum niemand von der Hochschulleitung wenigstens an einem Treffen teilnehmen konnte, wenn es für so viele Studierende, Mitarbeitende und Professor:innen möglich war, können wir nicht nachvollziehen. Es zeigt aber, für wie wichtig das Rektorat Nachhaltigkeitsbemühungen an der eigenen Uni wirklich hält, wenn man damit nicht das eigene Image pflegen kann.“ »mw«

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  1. Kleine Korrektur: Der runde Tisch war eine Initiative des AStA, die Students for Future haben nur teilgenommen und die Initiative auch auf ihren Kanälen beworben.

  2. Was für eine „temporäre Arbeitsgemeinschaft“ war das denn?

  3. Dieser Artikel beantwortet die Frage, wie sich ein Rektorat rausredet, dass:

    1. 2,5 Jahre lang einen Beschluss ihres höchsten Gremiums ignoriert – den es damals angeblich selbst befürwortet hat
    2. Angeblich keine Zeit für eine Aufgabe hat, um die sich Studierende in ihrer Freizeit kümmern können
    3. Angeblich an keinem einzigen Treffen vom Runden Tisch teilnehmen kann, weil kein einziges Rektoratsmitglied seit Monaten 2h Zeit dafür finden kann
    4. Trotzdem ein Nachhaltigkeitsbüro ablehnt, dass genau dieses Personalproblem lösen würde?‍♂️

    „Peinlich“ ist da schon nett formuliert…

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