„Sie haben kein Geld um Miete, Essen und sonstige Kosten zu tragen“

Jenny Stacker, 26 Jahre alt und Studentin im Master „Kindheit, Jugend und soziale Dienste“, engagiert sich als Parlamentarierin (Juso-Hochschulgruppe) und Mitglied des Präsidiums im Wuppertaler Studierendenparlament (StuPa). Aktuelles Thema im Parlament: Die Situation von studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräften (SHKs, WHFs und WHKs) an der Bergischen Universität Wuppertal (BUW).

Wosnitza: Das StuPa setzt sich derzeit mit den Arbeitsbedingungen von SHKs, WHFs und WHKs auseinander. Vor kurzem fand auch eine Vollversammlung zu diesem Thema statt. Wie kam es dazu?

Stacker: Die Thematik ist bereits seit längerer Zeit aktuell. Das Problem liegt in den langen Bearbeitungszeiten der Arbeitsverträge. Teilweise vergehen bis zu drei Monate, bevor die Angestellten ihren ersten Lohn sehen. Das zuständige Landesamt für Besoldung (LBV) kann erst nach erfolgter Bearbeitung von Seiten der Universität zahlen.
Diesen Umstand haben wir im letzten Semester gegenüber Rektor Koch und Kanzler Kischkel im Rahmen einer StuPa-Sitzung angeprangert. Die Situation hat sich jedoch nicht verbessert. Daher kam die Initiative auf eine Vollversammlung abzuhalten, um die Betroffenen direkt zu hören, sie zu organisieren und ihre Fälle zu sammeln.

Wosnitza: Wie viele TeilnehmerInnen kamen zur Vollversammlung?

Stacker: Es nahmen über 50 Studierende an der Vollversammlung teil. Ferner kamen auch zahlreiche Meldungen per Mail, über die sozialen Netzwerke und aus dem direkten Bekanntenkreis rein.

Wosnitza: Und was haben die Betroffenen berichtet?

Stacker: Wie erwartet haben die meisten die Bearbeitungsdauer der Verträge kritisiert. Es wurde aber auch von Fällen berichtet, in denen die Vertragsbedingungen einseitig abgeändert wurden. Sei es, dass der Vertragsbeginn verschoben oder die Stundenzahl reduziert wurde. Auch wurde die Kommunikation seitens der Verwaltung beanstandet. Eine Kontaktaufnahme sei schwierig. Jedoch möchte ich die SachbearbeiterInnen in Schutz nehmen. Sie trifft keine Schuld. Für die Masse an Arbeit ist einfach zu wenig Personal da. Hier muss seitens der Universitätsleitung angesetzt werden.

Wosnitza: Ist die zuständige Abteilung der einzige Flaschenhals?

Stacker: Die Bearbeitungszeit kann sich an einigen Stellen verlängern. Verträge sollen zwar frühzeitig eingereicht werden, damit ausreichend Puffer zur Bearbeitung da ist, doch sieht die Realität anders aus. Oftmals werden Verträge kurz vor Arbeitsantritt geschlossen. Dann müssen diese vom Dozenten, vom Dekan und unter Umständen auch vom Personalrat unterzeichnet werden. Erst dann gehen sie in die Verwaltung und ballen sich aufgrund ihrer Masse dort.
Die dortige Personalsituation hatte ich bereits erwähnt, doch sind die Gründe für die Studierenden egal. Sie haben kein Geld um Miete, Essen und sonstige Kosten zu tragen. Die Aufnahme von Krediten oder das Anpumpen von Freunden und Familie sind dabei keine Seltenheit. Die ankommenden Mahnungen wollen bedient werden. Dieser prekäre Umstand wird meines Erachtens durch die Universitätsleitung gar nicht so wahrgenommen.

Wosnitza: Gab es auf die Vollversammlung eine Reaktion von der Universitätsleitung?

Stacker: Vor der Versammlung haben wir als Studierendenparlament eine Anfrage rausgeschickt und die Universität um Stellungnahme gebeten, wie dieser Umstand behoben werden soll. Kanzler Kischkel hat in seiner Reaktion angekündigt, dass zur Bearbeitung der Verträge eine neue Stelle besetzt werden soll. Ab wann dies der Fall sein wird, ist jedoch unbekannt. Ich hoffe beim anstehenden Rektoratsgespräch morgen diesbezüglich mehr zu erfahren.

Wosnitza: Vielen Dank für das Gespräch. »mw«

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