Studieren mit Kind: Einfacher durch die KidsBox?

"Wer mit Kind studiert, promoviert oder arbeitet, muss die Uni und Familie miteinander vereinbaren. Das ist anstrengend, aber es funktioniert", schreibt das Familienbüro an der Uni Wuppertal auf seiner Homepage. In puncto Betreuungssituation sieht es dabei aber eher mau aus: Für die ganz Kleinen gibt es die Krabbelgruppe "Uni-Zwerge", getragen von einem Elternverein, finanziert durch den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA). Hier stehen 16 Plätze einer etwa gleichgroßen Warteliste gegenüber. Beim Hochschulkindergarten sieht es noch dramatischer aus: Über 100 Kinder warten auf einen von 35 Plätzen. Alternativen werden gebraucht - auch weil der Ausbau der Betreuung an der Universität schon länger stockt. Eine davon soll die "KidsBox – das mobile Kinderzimmer an der Universität" sein, die das Familienbüro verleiht. Wir haben uns diese genauer angeschaut.

Vier rollende Kinderzimmer sollen das Studieren mit Kind an der Uni Wuppertal erleichtern

Die Kidsbox ist eine Gemeinschaftsproduktion der Familienservicestelle an der Uni Würzburg und der Firma Polzer. Letztere verkauft diese zum Preis von 3.130 Euro. Bislang wurden nach Herstellerangaben rund 200 Exemplare abgesetzt – an „Institute, Jobcenter sowie Gerichte und Landratsämter“ und vier an die Bergischen Universität. Zwei stehen am Campus Grifflenberg und je eine am Haspel und Freudenberg.

Jeder Campus hat eine eigene KidsBox © mw

Seit dem letzten Sommersemester insgesamt 20 Mal verliehen

Laut den Produzenten gehört auch die Wuppertaler Universität zu den üblichen „Bestellwiederholern“, also zu denen, die mehrere Einheiten der KidsBox nacheinander gekauft haben. Zum Anfang des Sommersemesters war sie nur am Grifflenberg verfügbar, die beiden übrigen Uni-Standorte folgten zur Mitte des Semesters und wurden bislang folgendermaßen genutzt (Stand Ende 2017):

  • Campus Grifflenberg: 10 Mal verliehen; KidsBox am Gleichstellungsbüro überwiegend an Beschäftigte (z.B. für Arbeitssitzungen), KidsBox am Familienbüro an Studierende während der Eltern-Kind-Treffen, welche einmal im Monat stattfinden.
  • Campus Haspel: acht Mal an Beschäftigte der Universität verliehen.
  • Campus Freudenberg: zwei Mal verliehen an je eine Studierende und eine Beschäftigte.
Das Innere der Kidsbox © mw

123 cm hoch, 66 cm tief und rund 80 kg schwer:
Wohin mit der KidsBox als Studierende/r mit Kind?

Studierende Eltern, die wir zu dem Angebot befragt haben, zeigten sich mehrheitlich skeptisch. Eine Mutter sagte uns: „Meine Große (4 Jahre) nimmt sich, wenn sie mal mitkommt, immer selbst was zum Malen mit. Denn wenn sie mit in die Uni kommt, dann „muss“ sie mit in ein Seminar und eine Vorlesung. Und ob die Dozenten das so toll finden, wenn sie dann so einen Schrank auspackt, der bestimmt auch nicht leise ist, ist fraglich.“

„Nach vorheriger Absprache mit der/dem Lehrenden darf die KidsBox für Seminare und Veranstaltungen ausgeliehen werden“, heißt es von Seiten der Uni-Verantwortlichen, die ergänzen: „Da die gesamte KidsBox je nach Raumzugängigkeit nur schwer in den Hörsaal transportiert werden kann, dürfen auch einzelne Bestandteile der KidsBox – Spielsachen, Malutensilien etc. – von den Studierenden für die Veranstaltungen ausgeliehen werden.“

Räumlichkeiten, in denen nicht gerade Übungen, Seminare oder Vorlesungen stattfinden, sind an der Uni rar gesät. Zum Lernen beliebt ist die AStA-Ebene in Gebäude ME. Von Seiten der AStA-Verantwortlichen spreche nichts dagegen, die KidsBox dort zu nutzen oder das Großraumbüro dafür zu öffnen: „Bisher haben wir in dieser Sache noch keine Anfragen von Studierenden mit Kind bekommen.“ Schwierig dürfte es auch sein, die KidsBox vom Familien- oder Gleichstellungsbüro etwa zur AStA-Ebene, in die Uni-Bibliothek oder an andere, größere Räumlichkeiten zu fahren.

In der Kidsbox befinden sich Spiel- und Malsachen, Bücher und Mobiliar wie bspw. ein Reisebett, ein Klemmsitz und eine Yoga- und Gymnastikmatte © mw

An der Uni Würzburg vor allem bei Kongressen genutzt

Laut Hersteller gäbe es bislang nur positive Rückmeldungen zur KidsBox: „Wir haben einige nette Zuschriften bekommen, zum Teil mit Foto. Negativmeinungen kamen noch keine, dafür ein paar Verbesserungsvorschläge, die wir in der aktuellen Produktion fast alle umgesetzt haben.“ Zudem wurde das Angebot kürzlich um eine „Mini“-Variante der KidsBox ergänzt, die kleiner und etwa 15 kg leichter ist. Diese biete sich laut dem Hersteller insbesondere für den Transport in Gebäuden ohne Fahrstuhl an.

An der Uni Würzburg wird die Kidsbox insbesondere wegen ihrer Flexibilität geschätzt. Sie werde primär bei Veranstaltungen, wie Kongressen, als mobile Spielecke genutzt, wenn TeilnehmerInnen ihre Kinder mitbringen. Studierenden stehe die Box grundsätzlich auch zur Leihe zur Verfügung, das sei aber noch nicht vorgekommen (Stand Ende 2017).

Auch eine Klappmatratze und Wickelmaterial sind enthalten © mw

KidsBox: Eine „hervorragende Beschäftigungsmöglichkeit fürs Kind“ bei Betreuungsengpässen

Auch die Verantwortlichen der Bergischen Universität ziehen eine positive Bilanz. Die bisherige Resonanz sei „ein wichtiges Signal für die Bedeutung dieses Angebots für mehr Familienfreundlichkeit an unserer Universität.“

Weiter heißt es von Seiten der Universität: „Gerade aufgrund kurzfristiger Betreuungsengpässe stellt die KidsBox eine hervorragende Beschäftigungsmöglichkeit fürs Kind dar, während seine Eltern ihrer Berufstätigkeit / ihrem Studium nachgehen.“

Eine Lösung für den Betreuungsengpass an der Bergischen Universität?

Ob angesichts der langen Wartelisten der grundsätzliche Engpass in der Kinderbetreuung damit gelöst wird, ist unwahrscheinlich. Die Lösung dieses Problems, nämlich eine Erweiterung der bestehenden Kapazitäten, zieht sich bereits seit Jahrzehnten. Aktuell heißt es von Seiten der Universitätsleitung dazu: „Hochschul-Sozialwerk und Universität sehen derzeit in einer vom BLB (Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Anm. d. Red.) vorgenommenen Kostenschätzung für den Erweiterungsbau keine tragfähige Grundlage für eine Beauftragung des BLB. Aktuell wird daher geprüft, ob der Erweiterungsbau auch ohne Beteiligung des BLB verwirklicht werden kann.“

Die blickfeld-Redaktion bleibt an diesem Thema dran. »mw«

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