Universitätsleitung untersagt Veranstaltung der Islamischen Hochschulgruppe

Die Islamische Hochschulgruppe (IHG) ist sehr aktiv an der Bergischen Universität. Neben karitativen Events wie „Speisen für Waisen“, deren Erlös an syrische Waisenkinder im Libanon geht, organisiert die Gruppe auch Infoabende. Ein für den 9. Mai in Hörsaal 6 geplanter Infoabend sollte sich mit dem Thema „Islamic Finance“ und dem System der darauf basierenden Finanzdienstleitungen befassen. Kurz vor Beginn der Veranstaltung untersagte die Leitung der Bergischen Universität diese jedoch. Die Begründung seitens der Universität: Es gibt Bedenken zu den auf Facebook getätigten Aussagen des von der IHG zur Veranstaltung geladenen Referenten. Diese Äußerungen „zu Fragen des öffentlichen Lebens, insbesondere zum islamischen Verständnis eines Kalifats und der Unvereinbarkeit von Kalifat und Demokratie, legen die Annahme nahe, dass die geplante Veranstaltung […] einen Verlauf nehmen kann, der nicht mit den Geboten weltanschaulicher, kultureller und religiöser Neutralität und Toleranz vereinbar ist, die die Bergische Universität als Grundlage aller Aktivitäten auf dem Campus betrachtet.“
Auch der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) unterstützt die Entscheidung der Hochschulleitung uneingeschränkt, weil die Universität „kein Raum für extremistische Strömungen jedweder Art sein“ dürfe.

Worauf begründen sich die Vorwürfe?

Der geladene Referenten ist als selbstständiger Handelsvertreter für einen nach islamischen Grundsätzen agierenden Finanzdienstleister in Nordrhein-Westfalen tätig. Ihm wird in einer E-Mail an die Universitätsleitung, die auch der blickfeld-Redaktion vorliegt, die Nähe zu islamistisch-fundamentalistischen Ideologien vorgeworfen. Als Grundlage dafür wurden der E-Mail Facebook-Screenshots beigelegt, die einerseits „Gefällt mir“-Angaben des Referenten bei „fundamentalistischen, homosexuell-feindlichen und radikalen Predigern“, wie Dr. Zakir Naik oder Dr. Bilal Philips, zeigen und andererseits zahlreiche Äußerungen dokumentieren. So schreibt der Referent bspw. „Sharia gilt weltweit für alle Zeiten. Die Muslime sind verpflichtet überall für Gerechtigkeit zu sorgen“ oder „Wäre schön wenn sich Erdogan von der Demokratie lossagt und das Kalifat ausruft, ich wette er hat genug Anhänger um die Welt aus den Angeln zu heben […]“.
In der E-Mail heißt es abschließend: „Einer solchen Person eine Plattform zu bieten ist nicht hinnehmbar. Die geplante Veranstaltung darf so nicht stattfinden. Der Ruf der Bergischen Universität Wuppertal steht auf dem Spiel.“ Auf Rückfragen der blickfeld-Redaktion bei der/dem Verfasser/in der E-Mail erfolgte allerdings keine Antwort.

Wie reagiert der Betroffene auf die Vorwürfe?

blickfeld konfrontierte den Referenten mit den Vorwürfen, der dazu erklärte: „Ich habe weder die Absicht ein Kalifat auszurufen, noch bekämpfe ich die freiheitlich demokratische Grundordnung und habe auch nicht vor die Scharia hinterrücks zu implementieren.“ Er sieht seine Äußerungen aus dem Kontext gerissen und verweist darauf, dass diese Teil größerer Diskussionen aus „islamrechtlicher Sicht“ seien. Seine „Gefällt mir“-Angaben auf Facebook seien zudem nicht als Unterstützungsbekundung anzusehen, sondern dienten der eigenen Information über „die Inhalte und/oder Meinungen“ der gefolgten Personen.
Er erklärt: „Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen und genoss sehr gute Ausbildungen“ und äußert sein Bedauern darüber, dass die Veranstaltung untersagt wurde und „es leider keine Gelegenheit gab, die Angelegenheit gerade zu richten“.

Von Seiten der Islamischen Hochschulgruppe (IHG) heißt es zu der Angelegenheit: „Wir befinden uns zurzeit in der Klärungsphase dieser Vorgänge und können bis zum Abschluss der Klärung uns nicht weitreichend und abschließend äußern.“ »mw«

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  1. Da hat die Universitätsleitung die richtige Entscheidung getroffen!

  2. vielen Dank für diese richtige Entscheidung. Das geht einfach nicht:
    „fundamentalistischen, homosexuell-feindlichen und radikalen Predigern“, wie Dr. Zakir Naik oder Dr. Bilal Philips, zeigen und andererseits zahlreiche Äußerungen dokumentieren. .

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