Wie Design-Student Ferhan Hizli den Campus mitgestaltete

Neues Leit- und Orientierungssystem und international preisgekröntes Logo für die Universitätsbibliothek

Seit kurzem führt das neue Leit- und Orientierungssystem tausende Studierende sicher über den Campus der Bergischen Universität und auch am Eingang der Universitätsbibliothek gibt es eine Neuerung: Ein Logo, das mittlerweile zwei internationale Design Awards erhielt, begrüßt dort die Eintretenden. Für beides ist Design-Student Ferhan Hizli (mit-)verantwortlich. Im Interview hat er uns erzählt, wie er den Campus mitgestalten konnte und wie ihm diese Arbeit über seine Studienzweifel hinweghalf.

Ferhan Hizli und das von ihm konzipierte Campus-Leitsystem - Foto: Canan Kis

blickfeld: „Hallo Ferhan, vielen Dank, dass du dir Zeit für uns nimmst. Magst du uns erklären, wie du an die Bergische Universität Wuppertal gekommen bist?“

Ferhan: „Schon als Schüler habe ich meine Zukunft in der Kreativität gesehen. Meine Zeit an der Bergischen Universität Wuppertal begann jedoch inmitten einer tiefgreifenden Orientierungslosigkeit. Hierzu zählte sowohl der damals noch unüberschaubare Campus als auch meine unüberlegte Studienwahl, durch die ich mich in die Korridore der Wirtschaftswissenschaften verirrte. In dem Trugschluss, dass Kunst brotlos sei, dachte ich, dass ich etwas Standfestes studieren muss. Ein Schlüsselmoment, der sich über mehrere Marketing-Vorlesungen aufgebaut hatte, bildete rückblickend meinen persönlichen Wegweiser zum Ausgang: die Faszination für Logos, die ich immer intensiver in den Präsentationsfolien wahrnahm. Fortan besuchte ich nur noch diese Vorlesung und skizzierte Logos bis zu dem Tag, an dem ich endgültig beschloss, Design studieren zu wollen. So fand ich zurück zur Kreativität und den Studiengängen Mediendesign und Designtechnik sowie Design interaktiver Medien.“

Das neue Leit- und Orientierungssystem auf dem Campus entstand aus einer Idee für ein Raumleitsystem der Universitätsbibliothek

blickfeld: „Die Universitätsbibliothek besaß fünfzig Jahre lang kein Logo. Wie kam es dazu, dass du das erste Logo seit der Gründung im Jahr 1972 gestalten konntest?“

Ferhan: „Der erste Entwurf ist 2018 in einem Projektseminar entstanden. Studierende der Fakultät für Design und Kunst wurden beauftragt, ein Logo für die Universitätsbibliothek zu gestalten. Mein damaliger Entwurf wurde in einer überarbeiteten Fassung zum 50. Jubiläum im Jahr 2022 eingeführt. Mir war es wichtig, dass das Logo eine erkennbare visuelle Verbindung zwischen der Universität und ihrer Bibliothek herstellt. Daher habe ich vor allem die Schriftgestaltung aus dem Logo der Universität übernommen und die Bildmarke im Zuge der Überarbeitung an den „Uni-Löwen“ angeglichen. Das wird insbesondere an den Viertelkreisen an den Enden der sieben Linien deutlich, die einerseits eine Bücherreihe, andererseits die sieben Fachbibliotheken darstellen. Zugleich porträtieren sie die senkrecht verlaufenden Sonnenschutzlamellen des Lesesaals, die einen Blick über den Campus eröffnen. Darüber hinaus wurden wir beauftragt, ein Raumleitsystem für die Universitätsbibliothek zu konzipieren. Meine Entwürfe hierzu bildeten die Vorlage für das später eingeführte Leit- und Orientierungssystem auf dem Campus und für das Raumleitsystem, das in Gebäude H exemplarisch umgesetzt werden soll.

Übersicht der Schilder – Grafik: Hizli

blickfeld: „Wie lief die Arbeit am Campus-Leitsystem ab?“

Ferhan: „Hinter dem neuen Leit- und Orientierungssystem liegt ein intensiver dreijähriger Design- und Planungsprozess, deren Hauptziele vor allem darin lagen, eine verständliche und ansprechende Lösung zu erarbeiten. In der Konzeptionsphase wurde ich hierbei von Timocin Uzun, während der späteren Realisierung von Susanne Schäfer unterstützt.

Die enorme und zugleich einzigartige Komplexität des Campus Grifflenberg erforderte eine memorierbare und konsistente Informationsvisualisierung. Um dies zu erreichen, haben wir beschlossen, alle bestehenden Lösungsansätze auf dem Campus zu verwerfen und ein völlig neues und insbesondere maßgeschneidertes System zu konzipieren.

Wir haben lediglich an den alten orangefarbenen ‚Buchstabenschildern‘ aus den 70er Jahren festgehalten, deren Form und Farbigkeit wir überarbeitet und zu einem zentralen grafischen Element geformt haben. Auf diesem baut die wegweisende Logik des neuen Leit- und Orientierungssystems auf, das aus zehn verschiedenen Schild- und Stelentypen besteht und die auf jede Raumsituation zugeschnitten entwickelt wurden. Diese umfassende Auseinandersetzung mit den Anforderungen an das System spiegelt sich auch im Design wider. Um eine sich gegenseitig auratisierende Einheit zwischen Architektur und Orientierung zu bilden, haben wir uns von dem Architekturstil auf dem Campus inspirieren lassen und eine Neuinterpretation des Brutalismus gewagt. Dies resultierte in einer skulpturalen Formensprache, aus der wir dieselbe raumgreifende und markante Ästhetik schöpfen konnten, wie sie an den Gebäuden auf dem Campus abgelesen werden kann.

Einige Aspekte des Systems wurden seit der Gründung der Universität im Jahr 1972 erstmals eingeführt. Hierzu zählt unter anderem die Bereitstellung der Informationen in englischer Sprache sowie Hinweise zu barrierefreien Eingängen, die den Campus-Alltag für Menschen im Rollstuhl und mit Kinderwagen erleichtern sollen.

Das Ergebnis ist eine auf dem gesamten Campus wahrnehmbare identitätsstiftende Wirkung, durch die wir die eingangs erwähnte Unüberschaubarkeit aufbrechen konnten.“

„Indem ich gelernt habe, meinen Mitmenschen den Weg zu zeigen, habe ich meinen eigenen gefunden.“

blickfeld: „Welchen Einfluss hatten das Studium und diese beiden Projekte auf dich?“

Ferhan: „Beim Leit- und Orientierungssystem wurden wir über das Design hinaus in allen anderen Umsetzungsschritten, etwa in die Ausschreibungs-, Fertigungs- und Bauphase in projektleitender Position eingebunden. Das sind sehr frühe und dadurch umso wertvollere Erfahrungen, die ich für zukünftige Projekte verinnerlichen konnte. Sowohl mein Studium als auch die Projekte haben meine Sicht auf die Welt signifikant verändert. Die Tatsache, dass Design das Leben eines jeden Menschen unausweichlich umgibt und beeinflusst, ist mir noch viel bewusster geworden. Fast alles, was uns im Alltag begegnet, wurde von Menschen gestaltet. Nun, und das habe ich selbst noch nicht ganz realisiert, habe ich mich mit dem, was ich selbst gestaltet habe, auf meinem Campus verewigt. Das ist ein unbeschreiblich magisches Gefühl. Indem ich gelernt habe, meinen Mitmenschen den Weg zu zeigen, habe ich meinen eigenen gefunden.“

Das Logo der Universitätsbibliothek erhielt den Worldwide Logo Design Award in Gold und den International Creative Media Award in Bronze – Foto: Gabriele Conoscenti

blickfeld: „Und jetzt wurde das Logo der Universitätsbibliothek gleich zweimal international preisgekrönt. Wie fühlst du dich?“

Ferhan: „Das Logo erhielt den Worldwide Logo Design Award in Gold und den International Creative Media Award in Bronze. Mit letzterem wurden in der Vergangenheit bereits kreative Arbeiten ausgezeichnet, die unter anderem für Brands wie Lamborghini, Lufthansa oder BMW entstanden sind, was mich besonders ehrt. Ich blicke vor allem auf eine entwicklungsreiche Zeit zurück, in der ich an und mit diesem Logo gewachsen bin. Der erste Entwurf entstand relativ zu Beginn meines Studiums. Eingeführt wurde das Logo vier Jahre später zum Ende meines Studiums. Die Entwicklung machte sich vor allem dadurch bemerkbar, dass ich den Drang verspürte meinen ursprünglichen Entwurf zu überarbeiten und um ein wichtiges Detail zu ergänzen, da ich in der Zwischenzeit die Designlehre verinnerlichen und einen weitreichenderen gestalterischen Anspruch ausbilden konnte. Die internationalen Auszeichnungen bilden einen krönenden Abschluss meines Studiums, den ich mir schöner nicht hätte vorstellen können.“

Bietet aktuellen und künftigen Studierenden Orientierung am Campus: Das neue Leitsystem – Foto: Hizli

Studierende erhielten große kreative Freiräume für ihre Arbeit

blickfeld: „Wie würdest du deine Zeit an der Universität und ihre Unterstützung in beiden Projekten beschreiben?“

Ferhan: „Für beide Projekte wurden große kreative Freiräume geschaffen, für die ich mich an dieser Stelle ausdrücklich bedanken möchte. Ein besonderer Dank gilt dem ehemaligen Rektor Lambert T. Koch, meiner Projektpartnerin Susanne Schäfer, meinen beiden Professoren Dr. AnneMarie Neser und Kristian Wolf sowie Uwe Stadler, dem Direktor der Universitätsbibliothek als auch meinem Team. Ohne ihre Initiative und Unterstützung wäre die Umsetzung nicht möglich gewesen. Die Zeit an der Bergischen Universität Wuppertal bildet einen signifikanten Abschnitt in meinem Leben, der mich persönlich geformt hat. Das Kapitel endet mit einer Verewigung auf dem Campus, von der vielleicht eines Tages meine künftigen Kinder ihren Kommilitonen erzählen werden, sollten sie an der Bergischen Universität Wuppertal studieren.“

blickfeld: „Vielen Dank für das Gespräch!“

Ferhan: „Ich bedanke mich für die Einladung und wünsche allen eine inspirierende Zeit an der Universität.“

Mehr zu Ferhan Hizli

Webseite: ferhanhizli.de
LinkedIn: Profil
Instagram: @ferhan

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