Abschluss – und dann? Lehramtsschmiede Wuppertal

Seminare, Prüfungen, Hausarbeiten und dann die abschließende Thesis. Hat man sich erst einmal für ein Studium entschieden, ist der Weg eigentlich klar. Nur wie geht es weiter, wenn die letzte Klausur geschrieben ist, alle Noten eingetragen sind und man ratlos mit dem Zeugnis in der Hand die Universität verlässt? Dann beginnt für die einen die Suche nach der geeigneten Stelle und für die anderen, für die Glücklichen, die diese bereits gefunden haben, das Arbeitsleben. Wir haben mit Absolventinnen und Absolventen der Bergischen Universität gesprochen und berichten in der Reihe »Abschluss - und dann?« von ihrem Weg durch das Studium bis in die Arbeitswelt.

Nach dem Abitur erst einmal ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Das ist für viele Schülerinnen und Schüler ein nicht ungewöhnlicher Schritt in Richtung Beruf. Das FSJ bietet nach dem Schulabschluss die Möglichkeit, sich auszuprobieren und sich zu orientieren. Der Einsatzort kann sehr unterschiedlich sein. Neben Kindertagesstätten und Schulen können die FSJler/-innen ihr Jahr unter anderem in Krankenhäusern, Senioren- oder Pflegeheimen oder in thematischen Beratungszentren absolvieren. Auch Yannick Folsche (25) entschied sich dafür, zunächst diesen Weg zu gehen.

Freiwilliges politisches Jahr

Ein klassisches FSJ im Schulalltag sollte es aber nicht werden, sondern ein „Freiwilliges Soziales Jahr im politischen Leben“, in dem die politische Bildung unterstützt wird. Für Yannick hieß das, viel an den Schulen NRWs unterwegs zu sein, um beispielsweise Vorträge und Workshops zu politischen Themen anzubieten. Während dieser Zeit festigte sich auch sein Wunsch eine Lehrerlaufbahn anzustreben. Neben der Fächerkombination Mathematik und Sozialwissenschaften war auch der Studienort schnell klar: „Wuppertal war Option A, da sind auch keine Zweifel aufgekommen.“

Am Lehramtsstudium in Wuppertal gefiel Yannick besonders die Kombination aus fachwissenschaftlichen Inhalten und Didaktik. Besonders die Veranstaltung Einführung in die Wirtschaftswissenschaft bei Prof. Dr. Witt ist ihm in guter Erinnerung geblieben: „Das war irgendwie ein guter Einstieg in die Uni, weil eine Brücke zwischen Schule und Studium geschlagen wurde.“ Mathe dagegen könne zu Beginn erst einmal abschreckend sein, so Yannick. Das läge auch an den hohen Durchfallquoten: „Ich glaube zu Beginn waren wir ungefähr 250 Studierende, am Ende nur noch so 40 bis 50.“

Einblicke in den Beruf gibt es bereits früh

Einige Einblicke in das Lehrer-/innen-Dasein erhielt Yannick bereits im Bachelorstudium. „Das Lehramtsstudium ist da recht gut strukturiert“, erklärt er. Bereits im Bachelor müssen zwei Praktika in einer Schule absolviert werden. Im Master folgt dann ein Praxissemester. So richtig spiegeln diese Praxiserfahrungen den späteren Alltag aber nicht wieder, findet er: „Man überblickt das System da noch nicht unbedingt. Du unterrichtest zwar auch, aber das ganze Drumherum kommt dann oft erst im Referendariat.“ Das ganze Drumherum, das sind Konferenzen, Elterngespräche, Vor- und Nachbereitungen des Unterrichts und vor allem lange Planungen, die jederzeit wieder zunichte gemacht werden können, weil zum Beispiel eine andere Lehrkraft ausfällt. „Der Unterricht selbst rückt dann häufig in den Hintergrund und der Fokus verschiebt sich“, fasst Yannick zusammen.

Nebenjob und Ehrenamt

Neben seinem Studium kam Yannick zunächst während seiner Nebentätigkeit als Nachhilfelehrer mit Schüler-/innen in Kontakt. Ungefähr acht bis zehn Stunden arbeitete er bei einem Institut in Wuppertal. Auf den Arbeitsalltag habe es ihn nicht wirklich vorbereitet. Positiv sei aber, so Yannick, dass man mit dem Lehrplan und dem Stoff in Berührung komme: „Ich habe die entsprechenden Schulbücher von A bis Z kennengelernt und wusste also schon, wann welches Thema behandelt wird.“ Dies sei eine massive Erleichterung in der Vorbereitung auf den Unterricht, auch, weil Yannick so schon einiges an Material ansammeln konnte.

An der Uni engagierte Yannick sich ehrenamtlich bei der Zentralen Studienberatung und fungierte als StudiGuide für interessierte Schülerinnen und Schüler. Ihnen zeigte er den Universitäts-Campus und stand mit Ratschlägen zur Seite. Eine ähnliche Tätigkeit führt er noch immer bei seinem weiteren Ehrenamt bei Arbeiterkind.de aus, eine Organisation, die Schüler-/innen und Erwachsenen aus Familien ohne akademischen Hintergrund unterstützend zur Seite steht. Das Team aus Mentoren berät unter anderem bei der Studienfinanzierung, hält aber auch Vorträge an Schulen.

Etwa ein Jahr bevor er sein Referendariat antrat, arbeitete Yannick dann als Vertretungslehrer. „Da war ich dann als ganz normaler Lehrer eingesetzt. Habe eine 5., eine 7. und eine 9. Klasse unterrichtet.“ Diese Zeit beschreibt Yannick als äußerst lehrreich, aber auch als eine deutliche Mehrbelastung zum Studium.

Ausbildung nach dem Masterabschluss

Mit der bestandenen Masterarbeit begann dann, wie bei den meisten, auch für Yannick das Referendariat. Hierfür bewirbt man sich beim Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung und gibt die präferierte Region an, in der man das Referendariat absolvieren möchte. Dabei komme einem unter anderem ein frühzeitiges Ehrenamt zugute, so Yannick. Dadurch werden Sozialpunkte gesammelt, was eine Zuteilung in das Wunschgebiet begünstigen kann. In den meisten Fällen erfolgt die Zuteilung beim ersten Versuch. „Wenn man sich für ein Referendariat bewirbt, bekommt man meistens auch einen Platz, die Frage ist nur oft, wo“, erklärt er.

Auch das Referendariat spiegelt nicht zu hundert Prozent den Arbeitsalltag eines Lehrers wieder. Zusätzlichen Arbeitsaufwand bringen die Unterrichtsbesuche mit sich, die einer besonderen Vor- und Nachbereitung bedürfen. Yannick erklärt dazu: „Das Ref ist keine einfache Zeit. Es kann super lehrreich sein, aber durch den ständigen Leistungsdruck und die vielen Unterrichtsbesuche ist es auch sehr belastend.“

Traumberuf Lehrer?

Letztendlich ist Yannick mit seiner Studien- und Berufswahl zufrieden. Trotz hoher Belastung und großem zeitlichen Aufwand überwiegen die positiven Erfahrungen in der Interaktion mit den Schüler-/innen und nicht zuletzt die erfolgreiche Vermittlung von Wissen: „Man begleitet die Schülerinnen und Schüler auf einem Teil ihres Lebensweges und verfolgt ihre Entwicklung. Man bekommt also auch etwas zurück und der Austausch ist sehr bereichernd.“

Yannicks Tipp um erfolgreich durch den Schulalltag zu kommen: „Man versinkt allzu schnell in der Arbeit und verliert den Überblick. Da ist es wichtig mit den Schülern zu arbeiten, denn oft wissen sie ganz genau, wie guter Unterricht funktioniert.“ »wm«

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert