blickfeld im Gespräch mit Sascha Soelau, QSL

Sichelschmidt: Was bedeutet eigentlich QSL?

Soelau: Die Abkürzung QSL steht für Qualität in Studium und Lehre. Unter dem Kürzel firmiert organisatorisch Zweierlei:

  • Der Uniservice QSL ist eine zentrale Dienstleistung für die Lehrenden und die Fachbereiche unserer Universität.
  • Das Netzwerk QSL steht für den Zusammenschluss der in den Fachbereichen und Fächern tätigen 20 Qualitätsbeauftragten. Unter das Netzwerk sind die weiteren 20 Zusatzkräfte für die Lehre zu subsumieren, die ein breiteres Angebot an einführenden Lehrveranstaltungen und Beratungsleistungen für Studierende ermöglichen.

Systematisch unterstützen der Uniservice QSL und das Netzwerk QSL alle Stufen eines Qualitätsregelkreises. Dies umfasst die Evaluation von Lehrveranstaltungen und Studiengängen, die Auswertung der erhobenen Daten sowie die Ableitung und Umsetzung von Maßnahmen zur Sicherung und Weiterentwicklung der Studienqualität. All dies geschieht in Abstimmung mit den verantwortlichen Gremien und Entscheidungsträgern.
Die Bandbreite der konkreten Tätigkeiten reicht von Aufgaben, die die Studienorganisation betreffen, bis hin zur Vorbereitung und Begleitung ganzer Akkreditierungen und Reakkreditierungen von Studiengängen. Die dezentralen Qualitätsbeauftragten sind zudem Ansprechpartner der Studierenden in Qualitätsfragen vor Ort.

Sichelschmidt: Wer arbeitet im QSL-Kreis?

Soelau: Im sogenannten „Q-Kreis“ treffen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Uniservice QSL und des Netzwerks QSL zum regelmäßigen Austausch und zur Koordination universitätsweiter Projekte.

Sichelschmidt: Gibt es einen ‚Leiter‘ des Q-Kreises?

Soelau: Der Begriff Netzwerk zeigt bereits an, dass die Arbeitsweise nicht hierarchisch strukturiert ist. Insofern hat der Kreis keine Leitung, die den Qualitätsbeauftragten direkte Weisungen zu erteilen hätte. Die Qualitätsbeauftragten der Fächer begegnen sich im Q-Kreis auf Augenhöhe. Gleichwohl agiert der Kreis nicht kopflos. Die Koordination des Kreises leisten die Mitarbeiter des Uniservice. Koordination meint hier, dass der von unterschiedlichen Fachkulturen, Erfahrungsständen sowie Interessenslagen geprägte Netzwerkdiskurs von den Mitarbeitern des Uniservice moderiert wird. Ziel dieser Moderation muss es sein, die Vorteile der dezentralen Struktur für alle Beteiligten nutzbar zu machen. Es gilt Heterogenität und Ziele zu vermitteln.

Sichelschmidt: Was ist Dein Job im Q-Kreis?

Soelau: Ich koordiniere das Netzwerk und leite gemeinsam mit meinen Kollegen Simon Görtz die Sitzungen des Q-Kreises. Wir bereiten die Kolleginnen und Kollegen auf hochschulweite Projekte wie den Tag des Studiums oder die EVA-QUEST-Umfragen vor, sondieren in den Sitzungen, welche Informationsbedarfe bestehen und klären selbst oder unter Rückgriff auf weitere Experten der Universität die anstehenden Fragen. Wir unterstützen die Aufgabenerledigung der Qualitätsbeauftragten in den Fächern. Dies umfasst auch die Unterstützung der Einarbeitungsphasen, der Weiterbildung im QM-Bereich sowie die Realisierung von Maßnahmen zur Festigung der Gruppenidentität.

Sichelschmidt: Was zeichnet die Qualitätsarbeit aus?

Soelau: Eine moderne Universität arbeitet regelmäßig unter den Bedingungen sich über Zeit verknappender Ressourcen und sich wandelnder Ansprüche der gesellschaftlichen Umwelten. Qualitätsmanagement, als Gesamtheit jener Strategien und Prozesse, die der Sicherung und der Entwicklung der Qualität der Lehre und der Studienorganisation dienen, ist in Reaktion auf diese Entwicklung und politisch gewollt Ende der 1990’er Jahre an dt. Universitäten eingeführt worden. Die Qualitätssicherung kann insofern begriffen werden als der Versuch, das Leistungsniveau einer Organisation auch dann stabil zu halten, wenn zur Erbringung der Leistungen weniger Personal und/oder Sachmittel zur Verfügung stehen. Die „Mangelbewirtschaftung“ bildet sozusagen das affirmative Moment des Qualitätsmanagements. Als Steigbügelhalter der Mangelbewirtschaftung ist die Qualitätssicherung bei Lehrenden und Studierenden nicht beliebt. Qualitätsarbeit und Überzeugungsarbeit gehen daher stets Hand in Hand. An der Bergischen Universität überzeugt das Qualitätsmanagement zuerst einmal durch eine ausgeprägte Serviceorientierung.

Sichelschmidt: Können sich auch Studenten beteiligen?

Soelau: Im Zuge der Qualitätsentwicklung kann sich vor allem eine breite und systematische Beteiligung der Studierenden als emanzipatorischer Effekt entfalten. Die Beteiligung an der Entwicklung jener Studienangebote, die die Studierenden selbst wahrnehmen, in denen sie sich wissenschaftlich zu qualifizieren wünschen, um für herausfordernde Tätigkeiten innerhalb oder außerhalb des Wissenschaftssystems gerüstet zu sein, könnte tatsächlich eine neue Form der konstruktiven Beteiligungskultur mit sich bringen und dadurch einen weiteren Qualitätssprung für die Studienangebotsentwicklung bedeuten. Die Studierenden müssen die ihnen eingeräumten Beteiligungsmöglichkeiten dazu allerdings noch intensiver zu nutzen lernen. Der diesjährige Tag des Studiums hat gezeigt, dass auch eine Beteiligungskultur erst erarbeitet werden muss

Sichelschmidt: Welche Projekte stehen gerade an?

Soelau: Aktuell befragen wir sämtliche Studierende des ersten bis fünften Semesters mit Hilfe eines Onlinesurveys zu ihren Einschätzungen der aktuellen Studienbedingungen an ihrer Bergischen Universität und in ihrem Studiengang. Diese Befragungen sind ein wesentlicher Bestandteil des Qualitätsmanagements an unserer Universität. Sie finden nach 2009 zum zweiten Mal statt.
Weiterhin wird der mit dem Bologna-Check 2010 erstmalig durchlaufene Qualitätsregelkreis zu überarbeiten und zu verstetigen sein. Im Vorjahr bestand der Regelkreis aus umfassenden Studierendenbefragungen, der Diskussion der Befragungsergebnisse und weiterem studentischen Feedback in Kommissionen aus Studierenden und Lehrenden, der Ausarbeitung eines Kommissionsberichts sowie schließlich der Umsetzung der Empfehlungen in Form von Prüfungsordnungsänderungen zum vergangenen Wintersemester. Da eine so grundständige Anpassung der Studienstrukturen in den Fachbereichen und der Verwaltung viele Ressourcen bindet, können nicht alle zwei Jahr die Prüfungsordnungen geändert werden. Im Zuge der Überarbeitung des Regelkreises wird auch die Arbeit der sog. Qualitätsverbesserungskommissionen zu berücksichtigen sein. Diese Kommissionen sieht das Gesetz zur Verbesserung von Chancengleichheit beim Hochschulzugang in Nordrhein-Westfalen vor. Das Gesetz regelt, wie die Strukturen zur Verausgabung jener Kompensationsmittel aussehen sollen, die das Land den Hochschulen nach dem Wegfall der Studienbeiträge zur Verfügung stellen wird.
Parallel zu den beiden genannten Beispielen laufen zahlreiche weitere Projekte, die von der Validierung und Optimierung der Lehrveranstaltungsbewertungsbögen bis hin zur aktiven Mitteleinwerbung reichen.

Sichelschmidt: An welcher Stelle haben die Studierenden Ergebnisse Eurer Arbeit konkret erleben können?

Soelau: In dieser Hinsicht stellt der bereits angesprochene Bologna-Check 2010 das wesentlichste Projekt der letzten zwei Jahre dar. Die Studierenden wurden in vielfacher Weise in den Prozess integriert. Die Beteiligung begann mit den Studierendenbefragungen in 2009. Sie fand ihre Fortsetzung in den Feedbackrunden der Fachbereiche Anfang 2010, mündete in die Arbeit der Kommissionen und fand ihren öffentlichen Höhepunkt mit dem ersten Tag des Studiums im Mai 2010. Die studentischen Vertreterinnen und Vertreter haben nachfolgend über die Realisierung von qualitätssichernden und -entwickelnden Veränderungen in den Gremien (Fachbereichsräte und Fachschaftsräte) mitentscheiden können. Mit dem Wintersemester 2010/11 konnten die Studierenden in 32 Studiengängen unserer Universität ihren Bachelor nach optimierten Prüfungsordnungen studieren.
Aber auch im Studienalltag wird die Arbeit des QSL sichtbar: Zum Ende eines jeden Semesters sind die Studierenden aufgerufen ihre Lehrenden mit Hilfe der Evaluationsbögen ein Feedback zu deren Lehrqualität zu geben. Dieses studentische Feedback bildet zugleich die Grundlage für die Vergabe der jährlich zu vergebenden Lehrpreise an unserer Universität. Schließlich stehen die Qualitätsbeauftragten in den Fächern und die Mitarbeiterin der zentralen Beschwerdestelle als Anlaufstellen für die Studierenden zur Verfügung. Hier können sie jederzeit Rückmeldungen zu den Studienbedingungen an ihrer Universität geben und Hilfestellung erhalten.

Sichelschmidt: Wie schafft ihr es, fachbereichsübergreifend zu kommunizieren und zu arbeiten?

Soelau: Das ist so einfach, wie aufwändig. Damit das Netzwerk funktioniert müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter permanent miteinander reden und in Abstimmung mit den Verantwortlichen in den Fachbereichen oder dem Rektorat handeln. Die Qualitätsbeauftragten diskutieren dabei das Verständnis von Qualität, sie sprechen über die Planung und Ausführung von Maßnahmen, sie tauschen sich über Erfahrungen aus, sie verständigen sich über Probleme sowie deren Lösungen und setzen sich über Ansprechpartner und Informationsquellen gegenseitig ins Bild.

Sichelschmidt: Wie finanziert sich die QSL-Arbeit?

Soelau: Die Stellen des Uniservice QSL werden aus regulären Haushaltmitteln finanziert. Seit der Einrichtung des Netzwerks QSL werden diese Stellen aus Studienbeiträgen finanziert. Mit dem Wegfall der Studienbeiträge verliert die BUW in der Summe zwar Gelder, da die bereits erwähnten Kompensationsmittel nicht die Einnahmen aus Studienbeiträgen aufwiegen werden, der Bestand des Netzwerks QSL bleibt jedoch gesichert. Die Maßnahme hat sich bewährt und findet quer über alle Fachbereiche eine hohe Akzeptanz.

Sichelschmidt: Vielen Dank für das Gespräch. »as«

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