Drachenboot-WM: Zweimal Vizeweltmeister

Thomas Wiechers (25), Wuppertaler Masterstudent und künftiger Grundschullehrer, kann auf eine erfolgreiche Weltmeisterschaft (September 2014 in Ravenna/Italien) zurückblicken. Der Weg dahin war anstrengend und mit vielen Herausforderungen verbunden. blickfeld sprach mit ihm über seine Leidenschaft, das Drachenbootfahren, sein Studium und seine Zukunftspläne im Sport.

Lehramtsstudent Thomas Wiechers kehrt gemeinsam mit den Neckardrachen erfolgreich aus Ravenna (Italien) zurück

Martin: Thomas, Glückwunsch zur erfolgreichen WM! Wie war es in Ravenna?

Thomas: Ravenna war meine erste Weltmeisterschaft und gleichzeitig war es die größte WM seit Bestehen des Verbandes. Es nahmen rund 6.000 Sportler aus 21 Nationen, darunter auch China, Tschechien und Ukraine, teil. Die Tribünen waren seit der Eröffnungsfeier stets voll und beim Einlauf der Nationen tobten die Zuschauer. Mir lief es kalt den Rücken runter und ich hatte tierische Gänsehaut. Es war gewaltig. Der Wettbewerb wurde auch per Livestream ins Internet ausgestrahlt. Meine Familie sowie die „ganze Welt“ konnten zuschauen. Keine Frage, der Druck war groß, gerade für mich als Steuermann, auf den es bei den Wendemanövern ankommt, da dort die Karambolagengefahr am größten ist.

Doch mit dem Startschuss war die Nervosität verflogen und nur das Rennen zählte. Mein Team, die Neckardrachen, konnte sich dabei in die Weltspitze einreihen. In keinem Rennen schnitten wir schlechter als Platz 4 ab. Zweimal wurden wir sogar Vize-Weltmeister.

Siegerehrung zur Vizeweltmeistertitel © Daniela Reinke

Im Mixedboot über 2000m fuhren meine Emotionen nach dem Rennen Achterbahn. Auf der ersten Ergebnisliste wurden wir als Weltmeister aufgeführt. Mit Freudentränen in den Augen lief ich zu meinen Teamkollegen, um kurz darauf die Enttäuschung zu erfahren. Ein Team legte erfolgreich Protest gegen eine gegen sie verhängte Zeitstrafe ein und war so am Ende „schneller“ als wir. Wir waren anschließend „nur“ noch Vize-Weltmeister. Die Enttäuschung verflog aber bei der Siegerehrung. Wir standen auf dem Podium, ein Moderator rief uns auf und das Publikum feierte uns. Unbeschreiblich!

Zur Abschlussparty war dann bei allen die Anspannung gänzlich verflogen. Es war ein richtig gutes Gefühl, mit Sportlern aus anderen Ländern zu reden und Erfahrungen auszutauschen.

Martin: Der Weg zur WM war aber nicht ganz problemlos. Du musstest Ende 2013 eine Verletzungspause in Kauf nehmen. Wie hast du dich zurückgekämpft?

Thomas: Im Oktober 2013 hatte ich mich an der Leiste verletzt. Eine dreimonatige Verletzungspause folgte. Von September 2013 bis März 2014 saß ich in keinem Drachenboot. Die Weltmeisterschaft und viele nationale Wettbewerbe schienen für mich gelaufen. Darunter litt auch meine Motivation. Gedanklich kreiste ich bereits beim Karriereende.

Matthias Kaja (l.) und Thomas Wiechers (r.) freuten sich auch über eine Bron­ze­me­dail­le © Thomas Wiechers

Doch holte mich mein Trainer Matthias Kaja zurück. Er kümmerte sich um mich und sah in der Pause eine Chance. Die Weltmeisterschaft war für ihn alles andere als abgeschrieben. Er sollte Recht behalten. Anfang 2014 bekam ich von meinem Arzt das „Okay“ und konnte das Training langsam wieder beginnen. Dank eines von meinem Trainer speziell auf mich zugeschnittenem Konzeptes kam ich schnell wieder in Form und konnte den ersten Härtetest bestehen. Ich gewann mit den Neckardrachen die Deutsche Langstreckenmeisterschaft. Das ist ein Wettbewerb über 11km Distanz. Die WM-Teilnahme wurde für mich von da an immer wahrscheinlicher.

Martin: Deutsche Meisterschaften, WM-Teilnahme und umfangreiche Trainingseinheiten – Leistungssport ist zeitintensiv. Wie vereinbarst du Sport und Studium? Wie gehen Mitstudierende und Dozierende damit um?

Deutschen Meisterschaft in Schwerin – Thomas als Steuermann © Holger Visser

Thomas: Das ist in der Tat alles andere als einfach. Neben dem Studium, was immer an erster Stelle bei mir steht, bin ich als Vertretungslehrer an einer Grundschule tätig. Zudem bin ich nicht nur aktiver Sportler, sondern auch Trainer. Ich trainiere einmal die Woche das Drachenboot-Team der Stadtsparkasse Wuppertal. Meine Kommilitonen und meine Dozenten bekommen davon meist nichts mit. Nur diejenigen, die mich besser kennen, fragen mich ebenfalls, wie ich Studium, Job und Sport unter einem Hut bekomme. Das kann ich selbst gar nicht so genau sagen. Es klappt einfach. Diesen Sommer werde ich voraussichtlich fertig, so dass ich im November in den Vorbereitungsdienst gehen kann.

Martin: Wie es nach dem Studium weitergehen soll, hast du schon gesagt. Was steht im Sport für 2015 an?

Thomas: Ich freue mich auf viele nationale Wettbewerbe, bei denen ich auf bekannte Gesichter treffen werde. Vor allem aber freue ich mich auf die Club-Europameisterschaft in Frankreich. Eine weitere internationale Regatta, die ich nun mitbestreiten darf. Mein Ziel ist dabei, einmal ganz oben zu stehen und Europameister zu sein.

Martin: Danke für das Gespräch und viel Erfolg für dein weiteres berufliches und sportliches Fortkommen. »mw«

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