„Ecke Wunderland“ – ein Kuriositätenkabinett für Freigeister und Tattooliebhaber

Im letzten Jahr machte sich die ehemalige Wuppertaler Kunststudentin Laura Adams gemeinsam mit ihrem Freund selbstständig. Seither verkaufen sie in ihrem Laden in der Weststraße Kunst und Tattoos. „Ecke Wunderland“ hat sie ihn getauft – und dementsprechend bekommt der Kunde ein Kuriositätenkabinett zu sehen, das Seinesgleichen sucht. Ihre Tattoos zeichnet und sticht sie selbst, aber auch ihre Malerei kann im Laden erworben werden.

Aller Anfang …

Im Studium begann die Künstlerin damit, Vorlagen für andere Tätowierer zu zeichnen. Ihr Kunststudium und ihre Neigung zu illustrativem Arbeiten kamen ihr dabei zugute. Aber die Tätowierer stachen die Tattoos nicht so, wie Laura sie gezeichnet hatte. So richtig war sie mit den Ergebnissen nicht zufrieden. Sie fragte ihren eigenen Tätowierer, ob er ihr nicht zeigen könne, wie das geht. Als Tätowierer kann man nämlich keine „Ausbildung“ im herkömmlichen Sinn machen, sondern „man muss jemanden finden, der einen anleitet“. Anschließend musste sich Laura vieles selbst beibringen. Sie übte an Schweinehäuten, die sie sich vom Metzger holte, dann an sich selbst. „Die meisten meiner Tattoos sind an meinen Beinen, weil ich da gut drankomme“.

Foto: Ecke Wunderland

Ihr Stil sei eine Mischung aus „Blackwork, Dotwork und Linework“. Es gebe in Deutschland nicht sehr viele Tätowierer, die das machen. Nachdem sie ihr Können und ihren Stil perfektioniert hatte, arbeitete Laura zunächst als Gasttätowiererin in verschiedenen Studios, zum einen, um sich zu erproben, zum anderen, um zu überlegen, ob ihr die Arbeit gefällt. Als Laura allmählich mit ihrem Bachelor-Studium in Kunst und Germanistik fertig wurde, hat sie sich gemeinsam mit ihrem Freund überlegt, ein Ladenlokal für ein gemeinsames Tattoostudio zu suchen. Ein Fünkchen Glück war auch dabei, denn in der Nähe der Uni wurde nach elf Jahren ein Geschäft frei. Da entschlossen sich beide, dies anzumieten und den Versuch zu wagen – und hatten damit Erfolg.

Wie eröffnet man ein Geschäft?

Wie schwierig ist es eigentlich, sich selbstständig zu machen? Muss man da nicht sehr viel Mut haben? Ein Gewerbe anzumelden, sagt Laura, sei noch das einfachste. Viel schwieriger seien die vielen Formalitäten, die damit einhergehen. Für Gewerbetreibende fielen mehr und andere Gebühren an als für Privatpersonen. So müsse sie zum Beispiel ihr Geschäft versichern, ihren Müll anmelden, wenn sie Musik im Laden spielen wolle, GEMA-Gebühren zahlen, es gibt andere Preise beim Internet und auch die IHK bekommt bestimmte Mitgliedsbeiträge. „Es gibt viele Kleinigkeiten, an die man zuvor gar nicht denkt.“ Man müsse besonders bei einem Tattoobetrieb an die Kontrollen vom Gesundheitsamt denken. Am nervigsten findet sie allerdings das Finanzamt und dessen Bürokratie. „Am besten macht man seine Steuererklärung erstmal mit einem Steuerberater zusammen.“ Als Tipp für alle, die überlegen, sich selbstständig zu machen, hat Laura die Beratungsgespräche bei der IHK: „Die geben hilfreiche Tipps und sagen einem, an was man alles denken muss.“

Foto: Julia Matthes

Auf die Frage, ob eine Gründung ein großes persönliches Risiko sei, antwortet Laura: „Natürlich, am Anfang ist es immer ein Risiko, weil man nicht weiß, ob es ein Erfolg wird. Keiner schenkt dir etwas. Es gibt keine Garantie, dass es klappt. Aber wenn man gut ist in dem, was man macht, dann klappt das auch. Du bekommst, was du gibst.“ Und finanziell? Als Studentin habe sie mit so wenig Geld auskommen müssen, dass das, was sie im Studio verdient hat, gleich sehr viel für sie war.

Kunst und Tattoo – eine perfekte Kombination

Inwiefern hing Lauras Tattookarriere mit ihrem Studium zusammen? Natürlich sind die Zeichnungen, die zu Tattoovorlagen geführt haben, im Zusammenhang mit dem Kunststudium entstanden: Das Studium, so Laura, habe ihr bei der Entwicklung ihrer Kunst und ihrer Tattoos sehr geholfen: „Es schärft den Blick und verändert die Perspektive auf die eigene künstlerische Arbeit. Wenn ich nicht Kunst studiert hätte, wären meine Arbeiten nicht so gut.“

Eingelegte Schwertfische im Glas – Foto: Julia Matthes

Wie unterscheidet sich ihre Malerei von ihren Tattoos? „Bei den Tattoos steht illustratives Arbeiten im Vordergrund. Es sind schöne gefällige Studien, bei denen die Ästhetik des Schönen oder auch Hässlichen im Vordergrund stehen.“ In der Malerei hingehen stehe nie die Ästhetik im Vordergrund. Hier spielen andere Kriterien eine größere Rolle, zum Beispiel die Fragen: Was ist natürlich? Was ist künstlich? Wie verändert sich die Wahrnehmung, wenn Dinge in andere Räume gesetzt werden? Dies kann im Geschäft auch bewundert werden, da viele ihrer Malereien an den Wänden hängen. Daneben finden Besucher ein buntes Kabinett an Kuriositäten: ein altes Motorrad, eingelegte Fische, Piranhas im Aquarium, zwei Gottesanbeterinnen u.ä. Wer kein Tattoo auf seinem Körper tragen möchte, kann auch tätowierte Lederportemonnaies erwerben.

„Wenn es das richtige Motiv ist, merkst du es“

Laura selbst hat inzwischen ungefähr 25 eigene Tattoos. Da diese ineinander übergehen, lässt sich das nicht mehr so genau sagen. Ihr aktuelles Lieblingstattoo ist ein Marilyn Manson-Portrait auf dem Oberschenkel, das sie sich selbst gestochen hat. Ihre Lieblingsmotive stammen aus dem Bereich des Okkulten, Mystischen und Düsteren, beispielsweise Schädel, Memento Mori- oder Bibelgeschichten und Fantasy- oder Hexereimotive. In der Malerei hingegen inspirieren sie vor allem Tiere, Natur und aktuell Kleider. Welchen Tipp gibt Laura für die Motivauswahl eines Tattoos? „Wenn es das richtige Motiv ist, merkst du es.“ Intuition spielt dabei also eine große Rolle.

Tattoovorlagen, aus denen man sich noch etwas aussuchen kann – Foto: Julia Matthes

Und wie steht es um die Uni? Hat sie noch eine Beziehung zu ihr? Sie habe sehr gerne studiert, aber leider komme sie nicht mehr sehr oft dazu, Seminare zu besuchen, weil ihr einfach die Zeit fehle. Am liebsten besuche sie hin und wieder ein Philosophie-Seminar.

Der Weg zum eigenen Tattoo

Was macht ihr nun, wenn ihr bei Laura einen Termin vereinbaren wollt? Erstmal Kontakt aufnehmen oder zu den Öffnungszeiten hingehen, euch beraten lassen und dann ein Tattoo auswählen. Laura ist bereits acht Wochen im Voraus ausgebucht, also geht frühzeitig hin. Wenn ihr eigene Ideen für euer Tattoo habt, braucht Laura einige Zeit, bis sie die umgesetzt hat. Ein bis zwei Wochen vor dem Tätowier-Termin schickt sie euch ihre gezeichnete Vorlage. Dann habt ihr Zeit, darüber nachzudenken oder Änderungswünsche anzubringen. Anschließend folgt der Termin zum Stechen. Größere Tattoos werden in mehreren Sessions gestochen. »jm«

Weitere Informationen zum Tattoo-Studio „Ecke Wunderland“

  • Anschrift: Ecke Wunderland, Weststraße 78, 42119 Wuppertal
  • Öffnungszeiten:
    Mittwoch und Donnerstag von 18:00 bis 21:00 Uhr
    Freitag und Samstag von 13:00 bis 21:00 Uhr
  • E-Mail: ecke.wunderland@web.de // Telefon: 0202 / 431910
  • Preise: ab 80€ (Minitattoo) aufwärts
  • Facebook: www.facebook.com
  • Instagram: instagram.com/ecke_wunderland

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  1. Ich möchte selbst ein Tattoo Studio eröffnen. Der hier beschriebene Stil aus Blackwork, Dotwork und Linework ist klasse. Ich selbst mache momentan vor allem Linework.

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