Selbstständig, und dann? – Ein Jahresrückblick mit Amrei Feuerstack

In unserer Reihe "Abschluss, und dann?" berichten wir von AbsolventInnen unserer Universität, die den Einstieg in die Berufswelt geschafft haben. Die Wuppertalerin und noch-Studentin Amrei Feuerstack (29) hat einen etwas anderen Weg gewählt. Statt Bewerbungen zu schreiben, hat sie einen Businessplan ausgearbeitet. Seit April 2018 ist sie Chefin ihres eigenen Unternehmens: Feuerstack Events (blickfeld berichtete). Wir trafen die junge Gründerin zum gemeinsamen Jahresrückblick auf ihre fast einjährige Selbstständigkeit.

Das Zündstoff-Event im Codeks von Amrei Feuerstack

Auftakt mit eigenem „Zündstoff“-Event

Erfahrung in der Organisation von Großveranstaltungen hat Amrei bereits seit Jugendtagen. Ihr erstes Event als Freelancerin organisierte sie zur Feier ihrer Selbstständigkeit. Bei „Zündstoff“ konnten BesucherInnen u.a. am Speed Tasting mit dem Craft Beer Kiosk, bei der Ginvitation en route mit der Weinquelle Hornig oder am Barista Workshop mit der KIVAMO Kaffeerösterei & Werkstatt teilnehmen. Über 200 Gäste konnte die gebürtige Sprockhövelerin in der zu diesem Zeitpunkt erstmals genutzten codeks-Arena begrüßen (blickfeld berichtete). „Vieles ist gut gelaufen, einige Sachen sind aber auch schief gegangen, die ich nun als wertvolle Erfahrungen verbuchen kann“, erzählt Amrei rückblickend.

Zündstoff am 25. Mai 2018 im Codeks

Selbstständig gleich „selbst“ plus „ständig“?

Sie berichtet auch, dass sie das Event viel Kraft gekostet hat. Trifft die vermeintliche Formel Selbstständig gleich „selbst“ plus „ständig“ zu? „Das Einhalten von Grenzen ist für eine gesunde Work-Life-Balance wichtig. Das fängt mit Basics an, etwa mit ausreichend Schlaf, regelmäßig Essen und einen Ausgleich durch Sport, Freunde und Hobbys – das halte ich alles auch ein“, führt Amrei aus. Und doch packt sie das „schlechte Gewissen“, das sie beispielsweise zum Prüfen ihrer E-Mails auf dem Handy und zum schnellen Blick in die Ablage verführt. „Da muss ich mich manchmal zwingen, eben dies nicht zu tun.“

Amrei Feuerstack © mw

Stattdessen nutzt sie das Angebot der Wuppertaler Bühnen, besucht verschiedene Vernissagen im Tal und ist viel im Wald spazieren. Dadurch, dass sie beruflich viel im Veranstaltungsbereich unterwegs ist, sind Clubbesuche stark zurückgegangen. Soziale Kontakte und Gespräche in Kneipen bspw. sind ihr mittlerweile wichtiger. „Aber eine voll ausgewogene Durchsetzung von Life-Work-Balance muss sich noch einpendeln.“

Umgang mit Fehlern, Sorgen und Problemen

Selbstständig sein heißt auch: „Am Ende bin ich Schuld.“ In gemachten Fehlern sieht Amrei primär den Lerneffekt. Sorgen und Probleme geht sie aktiv an und holt sich (ohne falsche Scham) auch Hilfe von außen. ‚Komme ich finanziell über die Runden?‘ ist eine Frage, die sich wahrscheinlich alle mit dem Schritt in die Selbstständigkeit stellen. „Umso mehr hat es sich – wortwörtlich – bezahlt gemacht, gut vorbereitet und vernünftig durchkalkuliert zu starten, denn nun stehe ich besser da, als anfangs erwartet“, so Amrei, die sich frühzeitig um finanz- und vertragsrechtliche Fragen gekümmert, einen Steuerberater eingebunden und auch Kurse zu den genannten Themen besucht hat.

Ein weiterer Vorteil für sie ist: Sie hat vorher in der IT-Branche, für die sie jetzt vorwiegend Kongresse, Tagungen und Messeauftritte organisiert, gearbeitet und konnte so auf bestehende Netzwerke zurückgreifen: „Dank eines Großkunden habe ich auch eine gewisse Planungssicherheit.“ Ferner erfordert ihre Tätigkeit im Dienstleistungsbereich keine großen Investitionen und Kreditaufnahmen, was erleichternd hinzukommt.

Sich motivieren und wertschätzen

Gute Chefs treiben ihre MitarbeiterInnen an und loben sie für gute Arbeit. Was aber, wenn man sein eigener Chef ist? „Ich reflektiere das große Ganze und stelle fest: Mir geht es gut und besser denn je. Das motiviert mich, weiterzumachen“, so Amrei. Zudem schätzt sie die Flexibilität ihrer Tätigkeit: „Ich habe alle Freiheiten und kann meinen Tag selbst gestalten. Wann setze ich Termine, mit wem setze ich sie und für was. Zudem bleibt so auch Raum, um mich eigenständig weiterzuentwickeln und zu professionalisieren.“ Sie studiert bis dato noch an der Bergischen Universität im zweiten Bachelor-Studiengang Wirtschaftswissenschaften und hat nebenbei eine Online-Fortbildung an der Harvard-Business School zum Thema „Unternehmensgründung“ absolviert. „Nicht nur wegen der überschaubaren Anforderungen ist die Belegung einer Fortbildung dort für alle StartUp-Verantwortlichen empfehlenswert.“ Im nächsten Jahr plant sie den Wechsel in ein berufsbegleitendes Studium: „Ich möchte den Master of Business Administration (MBA) an einer privaten Hochschule belegen.“

„Data Revolution Tour“-Kongress am 18. September 2018 im Kap Europa in Frankfurt mit 350 Teilnehmern eines Kunden von Amrei Feuerstack

Pläne für 2019: Urlaub machen!

Es läuft gut bei Amrei Feuerstack, doch stehen für 2019 einige und zum Teil neue Herausforderungen an – so etwa Personalverantwortung: „Die ersten zwei Januarwochen wird mich eine Praktikantin begleiten. Zudem plane ich, in den kommenden Monaten eine Werkstudentin oder einen Werkstudenten einzustellen.“ Sie möchte operative Aufgaben abgeben, um sich der Weiterbildung, aber auch der verstärkten Kundenakquise widmen zu können. Zudem baut sie stetig ein Dienstleisternetzwerk, u.a. bestehend aus TexterInnen, DesignerInnen und EntwicklerInnen, auf, um „Aufgaben delegieren zu können.“

Darunter soll aber die Work-Life-Balance nicht leiden. „Deshalb ist ein mehrwöchiger Urlaub in Planung“, freut sich Amrei. Wohin es geht, ist indes noch offen. »mw«

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