„Thumbprint“ in der Oper Wuppertal: Die Wahrheit stirbt im Mund der Macht – aber nicht, wenn mit Mut für sie gekämpft wird

In intimer Atmosphäre wird das Publikum bei der Kammeroper „Thumbprint“ auf die Bühne eingeladen und sitzt sich gegenüber. In der Mitte entfaltet sich die Geschichte einer pakistanischen Frau: Mukhtar Mai. Sie sollte für eine angeblich „unehrenhafte“ Tat ihres Bruders um Vergebung bitten – wurde stattdessen jedoch unter dem Deckmantel der sogenannten „Ehre-Rechtsprechung“ brutal vergewaltigt. Sie widersetzte sich den gesellschaftlichen Erwartungen und zog als erste Frau in Pakistan wegen einer Vergewaltigung vor ein staatliches Gericht. Die Mischung aus Hindustani- und europäischer Musik während der Vorstellung unterstreicht die Emotionen der Figuren. Die Atmosphäre hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Aus der Kammeroper „Thumbprint“ - Foto: Bettina Stöß

In der Kammeroper „Thumbprint“ wird die Geschichte von Mukhtar Mai erzählt, die später zu einer bekannten Frauenrechtsaktivistin wird. Das Stück setzt sich mit dem Konzept der „Ehre“ und der Macht weniger über viele auseinander – insbesondere über Frauen. Das Publikum wird bereits beim Betreten der Bühne mit einem Porträt von Mukhtar Mai auf der Leinwand begrüßt und findet auf seinen Stühlen einen Textauszug aus „In the Name of Honor“. In dieser Autobiografie beschreibt Mukhtar Mai die Gedanken, die sie beim Entschluss zur Anzeige der Vergewaltigung bewegten. Der Titel der Oper erhält im Laufe des Stücks eine tiefere symbolische Bedeutung: Mukhtar Mai muss ihre Anzeige mit ihrem Daumenabdruck unterschreiben, da sie weder lesen noch schreiben kann. Später in ihrem Leben setzt sie sich für den Bau von Schulen für Mädchen ein.

Eindrucksvolle Darstellung lässt das Publikum mitfühlen

Die Bühne inmitten des Publikums, die Inszenierung sowie die beeindruckenden Leistungen der Darstellenden sorgen dafür, dass die Zuschauenden intensiv mit Mukhtar Mai mitfühlen können. Die musikalische Begleitung schafft trotz kleiner Besetzung eine Atmosphäre, die die Stimmung eindrucksvoll aufgreift und die Emotionen des Gesangs verstärkt. So „lacht“ eine Geige Mukhtar Mai – gemeinsam mit den Männern auf der Bühne – gehässig aus, als sie ihre Anzeige erstatten möchte und spiegelt damit die gesellschaftlichen Strukturen wider, denen Frauen unterworfen sind.

Aus der Kammeroper „Thumbprint“ – Foto: Bettina Stöß

Die Darstellung und Inszenierung werden der Wichtigkeit des Themas gerecht. Durch das Begleitprogramm „Nebenton: Aufbegehren“ erhalten Zuschauende und Interessierte die Möglichkeit, in Nachgesprächen, Workshops, Lesungen und Podiumsdiskussionen mit dem Thema sexualisierter Gewalt in Berührung zu kommen.

Das Stück wird für zwei Wochen gezeigt und ist in englischer Sprache. Die nächsten Vorstellungen finden am 4., 5. und 6. Juli 2025 statt. Es ist unbedingt sehenswert – für alle, die an der Geschichte einer mutigen Frau teilhaben, sich mit Frauenrechten und sexualisierter Gewalt auseinandersetzen und ein eindrucksvolles musikalisches Erlebnis in Wuppertal erleben möchten. »sv«

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