Das sind die persönlichen Eindrücke von fünf blickfeld-Redaktionsmitgliedern zur Ausstellung „Vincent van Gogh – Sehnsucht“ im Visiodrom im Gaskessel Wuppertal:
„Ich mache immer, was ich noch nicht kann, um es zu lernen“
„Die Ausstellung zu Vincent van Gogh fühlte sich an wie die Verfolgung der Selbstfindungsreise des Künstlers. Von dem niederländischen Haus über die Pariser Straßen bis zu farbenfrohen Cafés reisen die Besucher:innen mit van Gogh durch die Niederlande und Frankreich mit der Gestaltung der einzelnen Ausstellungräume. Mit Zitaten aus Briefen an seinen Bruder Theo an den Wänden werden van Goghs Gedanken und seine Einstellung zum Leben sichtbar. Unter dem Zitat ‚Ich mache immer, was ich noch nicht kann, um es zu lernen‘ sehen die Besucher:innen van Goghs Experimentieren mit verschiedenen Stilen der Zeit. Die interaktiven Elemente der Ausstellung machen die Kunst greifbarer und die 360°-Show erweckt sie zum Leben. Bei atmosphärischer Musik blühen die Sonnenblumen im Gaskessel auf und die Besucher:innen versinken in seinem Sternenhimmel. So bringen van Goghs Bilder die Besucher:innen zum Staunen und seine Gedanken aus den Briefen zu seinen Bruder Theo zum Nachdenken und Inspirieren – vielleicht sogar den ein oder anderen zum Lernen und Experimentieren, wie es einst der Künstler mit seinem Kunststil tat.“ (Silvia, »sv«)
Wie Johnny Cashs Performance von ‚Hurt‘ van Goghs Leidens- und Lebensweg erzählt
„Der immersiven Show im ‚Visiodrom‘ war ich ehrlich gesagt ziemlich skeptisch gegenüber eingestellt, obwohl es meine erste war. Und zu meiner eigenen Überraschung muss ich sagen, dass ich – eine halbe Stunde später – bewegt und inspiriert den Gaskessel verließ und auf den Skywalk in die Sonne trat. Ja, die Show lässt keines der ikonischen Motive fehlen, doch schafft sie es auch gleichzeitig, ihnen eine ureigene kreative Interpretation zu entlocken, für die die Riesenleinwand zugegebenermaßen wie geschaffen ist. Ist es die erkaltende Glut der Abendsonne oder die künstlerische Erschöpfung und Wahn, die den Himmel im satten Gelb so bedrohlich über den kantigen Gestalten der Weinbauern bei der Ernte pulsieren lassen? Sind das die Mandelblüten, die der Wind von den Baumzweigen herunterbläst, oder ist das Asche, die durch die Lüfte treibt, als Anspielung auf die innerlich verbrennende Künstlerseele? Die gewaltigen Pinselstriche, mit denen van Gogh beinahe tubenweise die Farbe auf seine Leinwände anbrachte, bedecken die Decke des Gaskessels in einer Geschwindigkeit, die vermutlich der expressiven Malweise des Künstlers nahekommt. Mal legen sie sich zu den sich wirbelnden Milchstraßen in der Sternennacht von Saint-Rémy, mal zu den dunklen, nach oben sprießenden und Unheil verheißenden Schwertlilien zusammen. Und es scheint, als wäre Johnny Cashs Performance von ‚Hurt‘, die dabei spielt, nie für etwas anderes gedacht, als van Goghs Leidens- und Lebensweg zu erzählen.“ (Evgenia, »ge«)
Wie viel Vincent van Gogh steckt in einem drin?
„Besonders eindrucksvoll finde ich die Zitate aus seinen Briefen, die die Räume begleiten, in denen er seiner Familie über seine Kunst und seine Gefühle berichtet. Dieses ist mir besonders aufgefallen, da es aus einem seiner letzten Briefe stammt:

Mein Highlight ist jedoch der Raum mit den Selbstportraits von van Gogh, in dem man sehen kann, wie viel van Gogh in einem selbst steckt: Mithilfe einer digitalen Installation wird ein Selbstporträt von sich im Stil van Goghs erstellt. Den Höhepunkt bildet die 360°-Show. Es fühlt sich so an, als würde van Goghs Kunst und mit ihr sein Leben wieder zum Leben erweckt werden.
Ob kunstbegeistert oder einfach neugierig – die Ausstellung ist ein lohnenswerter Besuch. Ich freue mich schon auf die nächste Ausstellung im Visiodrom! (Pia, »pima«)
„Die Projektionen umhüllen einen, als wäre man mitten in seinen Bildern“
„Wer das Visiodrom schon einmal besucht hat, weiß: Hier werden Ausstellungen nicht einfach gezeigt – sie werden erlebt. Doch was „Vincent van Gogh – Sehnsucht“ leistet, übertrifft selbst diese Erwartungen. Auch wer meint, nach dem Besuch des Van Gogh Museums in Amsterdam bereits alles über den Künstler zu wissen, wird hier ganz sicher Neues erfahren.
Was an van Goghs Kunst so fesselt, ist der Kontrast zwischen dem, was man sieht, und dem, was dahinterliegt. Die leuchtenden Farben seiner Gemälde lassen kaum erahnen, welch dunkle Gedankenwelt sich in seinem Inneren auftat. Genau diese Diskrepanz wird im Visiodrom eindrucksvoll in Szene gesetzt – in einer multimedialen Ausstellung, die in mehreren Räumen nicht nur erzählt, sondern erlebbar macht. Jeder Raum wirkt wie eine kleine, in sich geschlossene Welt mit ganz eigenem Zugang zu van Gogh.

Das absolute Herzstück bleibt für mich aber zweifellos die 360°-Show: eine eindrucksvolle Symbiose aus Musik, Animation und Atmosphäre, die nicht nur die riesigen Wände, sondern auch den Boden in ein Kunstwerk verwandelt. Je nachdem, wo man sich im Raum befindet, verändert sich der Blick auf das Geschehen – kein Durchlauf gleicht dem anderen. Es lohnt sich, die Shows aus unterschiedlichen Perspektiven zu sehen. Für einen Moment scheint van Gogh greifbar nahe. Die Projektionen umhüllen einen, als wäre man mitten in seinen Bildern. Und wenn die Show plötzlich endet, bleibt man kurz sprachlos zurück. Vielleicht ist genau dies eine stille Anspielung auf das abrupte Ende eines viel zu kurzen Lebens.“ (Clodi, »bak«)
Visiodrom macht van Gogh auf eine eindrucksvolle Weise zugänglich
„Mit ihrer aktuellen van-Gogh-Ausstellung gelingt es den Macher:innen des Visiodroms einmal mehr, Kunst auf eindrucksvolle Weise zugänglich zu machen – und dabei Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen abzuholen. Im Mittelpunkt steht die 360°-Show im historischen Gaskessel, die das Publikum mitten hineinzieht in das bewegte Leben und Schaffen des niederländischen Malers – bis hin zu seinem tragischen, frühen Tod. Wer mehr über van Goghs Werke und Lebensstationen erfahren möchte, bekommt im Ausstellungsbereich davor fundierte Einblicke. Einen verspielten Kontrast dazu bietet ein interaktiver Bilderrahmen mit Kamera und KI: Er liefert ein ganz persönliches Porträt auf die Frage „Wieviel Van Gogh steckt in dir?“ Das Gesamtpaket macht den Besuch zu einem eindrucksvollen Erlebnis – mit bester Gelegenheit zum Austausch hoch oben auf dem Skywalk, fast 70 Meter über der Stadt.“ (Martin, »mw«)