Vom Lehramt ins Content-Management

Dass man mit einem Master of Education nicht zwangsläufig im Klassenzimmer landet, zeigt der Werdegang von Lea-Maria Anger. Die ehemalige Germanistik- und Geschichtsstudentin der Bergischen Universität entwickelt heute Texte und Konzepte für das Wuppertaler Software-Unternehmen Babtec.

Lea-Maria Anger - Foto: Babtec

Trotz Master of Education: Gegen den Beruf der Lehrerin verspürte Lea-Maria Anger stets einen „latenten Widerstand.“ Und so entschied sie sich nach ihrem Abschluss 2017 gegen das Lehrerdasein. „Ich bin heute sehr froh darüber, dass der Kelch an mir vorbeigegangen ist“, erzählt die quirlige 36-Jährige in einem hellen Konferenzraum des Wuppertaler Unternehmens Babtec – vor sich einen cremigen Cappuccino. Statt zu unterrichten arbeitet sie heute als Content-Managerin, konzeptioniert Kommunikations- und Marketing-Strategien, textet viel. Wie sie so dasitzt und strahlt, wird klar: Sie fühlt sich wohl bei Babtec. Doch ihr Weg hierher war holprig.

Als Anger 2007 anfing, in Wuppertal den Kombi-Bachelor Germanistik und Geschichte zu studieren, hatte sie keinen festen Berufswunsch. „Ich wusste nie, was ich mal werden will.“ Geliebäugelt habe sie eigentlich immer mit künstlerischen Berufsbildern. Die Entscheidung für die Studiengänge fiel aus einem pragmatischen Grund: Bessere Berufsaussichten. Die Germanistik mit ihren Theaterstücken und Dramen sei mit der Kunst ja quasi artverwandt. Geschichte als Zweitfach? Warum nicht!

Auch ihre Entscheidung für den Master of Education fiel nicht aus einem beruflichen Wunsch heraus. Während sie noch darüber nachdachte, einen Fachmaster in Geschichte zu machen, hörte sie auf die Empfehlung ihres Professors, lieber auf Lehramt zu gehen. Das würde einem mehr Möglichkeiten eröffnen. Obwohl sie sich im Laufe des Masters ein wenig mit der Vorstellung anfreunden konnte, nach dem Abschluss ein Referendariat zu machen: Überzeugt war sie nie.

„Zeit zum Reifen nehmen“

Vielmehr hat sich Anger die Zeit genommen, nach links und rechts zu schauen und auch mal Kurse zu belegen, die gar nicht auf dem Lehrplan standen. „Im Nachhinein bin ich sehr dankbar, dass ich mir diese Zeit zum Reifen nehmen konnte,“ reflektiert sie. Dass Anger viele Seminare wie Sprachkurse einfach aus Interesse belegte, kommt ihr heute zugute. „Jetzt kann ich ordentlich Englisch, was in meinem Job ein großer Vorteil ist.“ Die Kombination mit Erziehungswissenschaften vermittelte ihr didaktische Fähigkeiten, die sie in ihrem heutigen Arbeitsalltag gut anwenden kann.

Auch wenn die Geisteswissenschaften nicht gezielt auf das Berufsbild der Content-Managerin zugeschnitten sind, so seien sich die angewandten Methoden doch sehr ähnlich. Mit der Frage, wie sie einen Text gut aufbaut, war Anger schon während ihres Studiums regelmäßig konfrontiert. Die Vorgehensweise sei im Content-Management die Gleiche: Von der Entwicklung einer Fragestellung über die Analyse des Ist-Zustands bis hin zu einer sinnvollen Aufbereitung: „Die wissenschaftliche Arbeit an der Uni und die strategisch-konzeptionelle Arbeit im Unternehmen sind sich extrem ähnlich“, schlussfolgert sie und löffelt ein wenig Milchschaum aus ihrem Glas. Deshalb sei ihr die Arbeit gleich leichtgefallen. Natürlich schade es auch nicht, dass man in den Geisteswissenschaften sehr gute Grammatik- und Rechtschreibkenntnisse erwirbt. Denn auch das Korrekturlesen anderer Texte ist immer wieder Teil ihrer Arbeit.

„Zukunftsängste und Zweifel“

Obwohl Anger schon während ihres Studiums ahnte, dass das Lehramt keine reale Option für sie ist, hat sie das Thema Beruf stets ausgeblendet. Neben den vom Studium vorgegeben Praktika sowie einem Nebenjob als Museumsführerin hat sie keine Berufserfahrungen gesammelt. „Das war mental sehr anstrengend und ich hatte viele Zukunftsängste und Zweifel.“ Absagen auf ihre ersten Bewerbungen entmutigten sie weiter. „Ganz ohne einen Zugang zu den Berufen sind die Aussichten einfach mau.“

Das Blatt wendete sich, als sie sich Hilfe beim Career Service der Uni suchte. „Die Beraterin hatte eine sehr positive Einstellung gegenüber Geisteswissenschaftler:innen und hat meine Kompetenzen erkannt,“ erinnert sich Anger. Sie bekam die Empfehlung, am Recruiting-Tag und an den Exkursionswochen teilzunehmen. Dort lernte sie auch ihren jetzigen Arbeitgeber kennen, der ihr zunächst ein bezahltes Praktikum anbot.

Letztendlich war es der persönliche Kontakt, der ihr beim Bewerbungsprozess Vorteile verschaffte. Künftigen Absolvent:innen empfiehlt sie daher, sich lieber auf Messen wie dem Recruiting-Tag persönlich bei Unternehmen vorzustellen als „blind Bewerbungen zu schreiben“, vielleicht sogar gleich einen ausgedruckten Lebenslauf dazulassen und direktes Interesse am Unternehmen zu zeigen. Auch eine gute Vorbereitung spiele hier eine wichtige Rolle, also ein paar Informationen über den Wunsch-Arbeitgeber parat zu haben.

„Sprung ins kalte Wasser“

Mit Antritt der Praktikumstelle habe Anger den „Sprung ins kalte Wasser“ gewagt. Und das, obwohl sie über Vitamin B zu diesem Zeitpunkt auch die Option eines Volontariats bei einem anderen Unternehmen gehabt hätte – was natürlich mehr Gewicht habe als so ein Praktikum. Mit der Entscheidung für Babtec hörte sie erneut auf ihr Bauchgefühl.

Frei nach dem Motto Learning by Doing arbeitete sie sich überwiegend in die Themen Unternehmenskommunikation und Employer Branding ein und bekam den Vertrag zur Festanstellung bereits vor Ablauf des Praktikums. Dann folgte eine Fortbildung im Content-Marketing. Im Moment absolviert Anger zudem einen Lehrgang zum Thema PR. „Content-Management kann alles und nichts bedeuten“, erzählt Anger. „Mit meinen Schwerpunkten bei Babtec und der Möglichkeit, vermehrt konzeptionell und strategisch zu arbeiten, macht mir das Berufsbild total Spaß“, schwärmt sie.

Nicht nur mit der Wahl ihres Studiums ist Anger im Rückblick sehr zufrieden, sondern auch mit der Entscheidung, in Wuppertal zu studieren. Die Kölner Uni wäre für die gebürtige Bergisch-Gladbacherin besser erreichbar gewesen. „Menschlich fand ich die Bergische Uni aber viel angenehmer.“ Dass diese so eine persönliche Atmosphäre ausstrahle, liege wahrscheinlich auch daran, dass sie einfach etwas kleiner ist. „Klar, die äußere Erscheinung der Uni ist nicht unbedingt schön“, sagt sie und lacht, „aber alles andere dafür umso mehr.“ »sas«

Über Babtec

Das Wuppertaler Unternehmen Babtec, gegründet im Jahr 1994, ist Hersteller und Anbieter einer Qualitätsmanagement-Software. Es unterstützt Kunden im Industrie- und Dienstleistungsbereich dabei, die besten Ergebnisse in Bezug auf die Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen zu erzielen. Die Software ermöglicht es, Prozesse digital abzubilden, effektiver zu planen, abzusichern und zu managen. Mit rund 200 Mitarbeiter:innen an acht Standorten hat Babtec den Anspruch, Unternehmen nicht nur bei der Erfüllung von Standardanforderungen zu unterstützen, sondern auch zu inspirieren, über den Tellerrand zu schauen, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit.

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