Haferdrink-Konzentrat fairmischt: Wuppertaler Absolventen gründeten Food-Start-up

Auf den südlichen Höhen des Tals befindet sich das Wuppertaler Technologiezentrum W-tec, das u. a. das junge Food-Start-up fairmischt beheimatet. Dieses stellt Haferdrink-Konzentrat zum Selbermischen her. Melina Laws sprach für blickfeld mit den Unternehmensgründern Dimitri Petersen und Mario Fluck.

Die beiden fairmischt-Gründer Dimitri Petersen (l.) und Mario Fluck (r.) - Foto: Tjalf Eckel

Melina: Was habt ihr beide studiert?

Mario: Im Bachelor habe ich Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Finance studiert und zwar dual in der Nähe von Köln. Danach war ich zwei Jahre als Account-Manager bei einem Finanzdienstleister tätig und ab Oktober 2019 bin ich für den Master in „Entrepreneurship und Innovation“ an die Bergische Universität gekommen. Nach meinem Studienabschluss vor eineinhalb Jahren habe ich dann fairmischt gegründet. Das war ein fließender Übergang vom Studium zur Gründung.

Dimitri: Ich habe meinen Bachelor in Siegen absolviert, auch in Betriebswirtschaftslehre, wo ich nebenbei als Werkstudent im IT-Bereich gearbeitet habe. Für den Master Management & Marketing bin ich nach Wuppertal an die Bergische Universität gekommen, weil ich nach etwas mit dem Schwerpunkt Marketing geschaut habe.

Melina: Mich würde persönlich interessieren, was euch in eurer Studienfachwahl beeinflusst hat?

Dimitri: Ich hab für mich schon im Bachelor herausgefunden, dass dies das Fach ist, was mir am meisten Spaß macht. Bereits im ersten Semester habe ich Marketing kennengelernt und gemerkt, dass dieses Feld einen großen Spielraum für Kreativität bietet, dass man dabei etwas gestalten kann. Auch finde ich den psychologischen Effekt des Verkaufens sehr spannend. Ich bin auch nicht so der große Zahlenmensch.

Mario: Als ich den finanzorientierten Bachelor abgeschlossen habe, dachte ich, dass es in diese Richtung gehen wird; Zahlen haben mich schon immer fasziniert. Meine beiden Eltern sind selbständig und ich wollte mir ebenfalls etwas Selbstständiges aufbauen. So bot sich der Master „Entrepreneurship und Innovation“ an der Bergischen Universität Wuppertal an.

fairmischt-Gründer ergänzen sich in ihren Fähigkeiten

Melina: Wie habt ihr euch dann kennen gelernt?

Dimitri: Wir waren beide Tutoren für Studierende im ersten Semester, da war es zunächst auf einer freundschaftlichen Ebene. Später, in einem Businessplan-Seminar an der Universität, ist bei mir die Idee zur Gründung entstanden. Von den anderen Seminarteilnehmern wollte aber niemand mitziehen und so kam Mario ins Spiel, der schon Businesserfahrungen gesammelt hatte. Meine Schwester, die unsere Gründung sehr cool findet, unterstützt uns ebenfalls. Sie studiert Deutsch und Kunst und bringt sich im Marketing und auf Messen etc. ein.

Melina: Das heißt, Dimitri kümmert sich eher um das Marketing und Mario um die Rechnungen?

Mario (lacht): Ja genau, um die ganzen Zahlungen, Rechnungen sowie Verwaltungskram. Ich habe während des Studiums meine Zukunft in der Finanzbranche gesehen und dort auch gearbeitet, habe dann aber festgestellt, dass das nichts auf Lebenszeit ist.

Viele Stellen halfen bei der fairmischt-Gründung

Melina: Gab es für euch Fächer oder Studienbereiche, von denen ihr im Nachhinein sagen könnt: „Das hat mich besonders weiter gebracht“?

Dimitri: Ja, wie schon gesagt, war es der Marketing-Bereich und wir haben uns in der Gründungsphase noch von unserem alten Professor beraten lassen, der uns viele Tipps gab.

Mario: Und was wahnsinnig geholfen hat, war dieses Businessplan-Seminar …

Dimitri: … genau, da ist dann auch der Plan entstanden. Das hat uns sehr geholfen.

0,2 Liter Konzentrat ergibt laut fairmischt ein Liter Bio-Hafermilch – Foto: Tjalf Eckel

Melina: Wie habt ihr den Sprung von der Theorie in die Praxis geschafft und konntet ihr mit dem Start-up Center oder anderen Organisationen zusammenarbeiten?

Dimitri: Ja, es gibt das W-tec, das Wuppertaler Technologiezentrum, wo wir unseren Firmensitz haben. Dessen Leiter war zugleich Dozent unseres Business-Seminars. Er leitet das Netzwerk und ist eine der wichtigsten Personen auf unserem Weg. Beim Start-up Center haben wir an einigen Info-Veranstaltungen teilgenommen …

Mario: … aber die größte Unterstützung gab es vom W-tec und das bietet nicht nur die Büroräume, sondern auch das drumherum wie Tagungsraum, Service, Veranstaltungen und Beratung an.

„Zum Glück ist heute Freitag“ gilt nicht für die fairmischt-Gründer

Melina: Was schätzt ihr an eurer Selbständigkeit?

Mario: Wer jetzt glaubt, dass das die große Freiheit ist, täuscht sich, denn du bist abhängig von deinen Kunden und Lieferanten. Aber das Gefühl, dass man es für sich selbst macht und auch ein gutes Produkt auf den Markt bringt, hinter dem man steht, ist super.

Dimitri (stimmt zu): Du machst das für dich und nicht für irgendeinen Chef. Da hast du ein anderes Gefühl und auch wenn man öfters mal spät nach Hause kommt, weißt du immer, was du den ganzen Tag gemacht hast. Es ist halt sinnstiftender, da man ja ein Ziel vor Augen hat.

Mario: Und dieses Gefühl, das man als Angestellter hat „Zum Glück ist heute Freitag“ kennen wir gar nicht. Und die Gedanken begleiten einen nach Hause und während der Freizeit; da muss man lernen mit umzugehen, was gar nicht so einfach ist.

Dimitri: Am Wochenende haben wir oft Messen oder Verkostungen im Supermarkt, bei denen wir persönlich präsent sein müssen. Momentan können wir uns noch nicht leisten, jemanden dafür einzustellen.

Melina: Was sind die Nachteile der Selbstständigkeit?

Mario: Als erstes mussten wir das Produkt entwickeln; das kostet Zeit und Geld. Da eine gewisse Mindestmenge in der Produktion erforderlich ist, war eine finanzielle Vorleistung unsererseits notwendig. Und natürlich muss man so viele Kunden finden, dass man davon leben kann. Im Gegensatz zu einem Beschäftigungsverhältnis, in dem man von Anfang an Geld verdient, war es unsere Herausforderung, diese Vorlaufzeit zu überwinden.

Dimitri: Dass es klappt, ist nicht gegeben und auch bei uns wurde es zwischenzeitlich eng. Aber man wächst daran und ich bin froh, so eine Verantwortung tragen zu dürfen. Wir haben aus Missgeschicken gelernt, zum Beispiel, dass immer mit mehr Vorlaufzeit geplant werden sollte. Wir hatten die Möglichkeit, eine große Auflage unseres Haferdrinks von 15 000 Packs für einen Adventskalender zu produzieren. Das bietet sich aufgrund der Größe des Konzentrats an. Dabei sind wir an unsere Grenzen gestoßen.

Businessplan ist das A und O bei Gründungen

Melina: Welche Tipps könnt ihr anderen Studierenden und Gründungsinteressierten geben?

Mario: Das mag sich spießig anhören, aber das Wichtigste ist der Businessplan, weil du da vielschichtiger denkst und auch Dinge beachtest, auf die du ohne Plan nicht gekommen wärest. Vor allem, um sich einen Überblick darüber zu verschaffen

  • welche Lieferanten gibt es,
  • wer als Kundschaft in Betracht kommt, Stichwort „Zielgruppenanalyse“,
  • wie kapitalintensiv das Vorhaben ist und
  • wie und wo Geldquellen generiert werden können.

Dimitri: Die Gründung sollte möglichst als Team erfolgen, mit Leuten, die ihre Stärken auf unterschiedlichen Gebieten haben und bei denen man weiß, dass man sich auf sie verlassen kann. Darüber hinaus hatten wir beide jeweils ein Gründerstipendium. Für ein solches gibt es verschiedene staatliche Quellen mit größeren und kleineren Finanztöpfen, die Gründer:innen nutzen sollten.

Mario: Dazu gibt es gute Beratungsangebote, so beim W-tec und dem Start-up Center in Wuppertal.
Dimitri: Wichtig ist, sich zu trauen. Selbst, wenn es nicht auf Anhieb gelingen sollte, so können unbezahlbare und bereichernde Erfahrungen gesammelt werden.

Die beiden Gründer legen großen Wert auf Nachhaltigkeit – Foto: Tjalf Eckel

Melina: Kommen wir zu eurem Produkt. Seit wann seid ihr auf dem Markt mit eurem Produkt, wieso habt ihr im Ernährungsbereich gegründet und wo seht ihr euch in fünf Jahren?

Dimitri: Ich habe mich schon immer für Ernährung und eine gesunde Lebensweise interessiert, da war die Gründung eines Start-ups im Food-Sektor nahezu zwangsläufig. Im Dezember 2022 sind wir mit fairmischt gestartet und planen in ein, zwei Jahren die Firma nach Köln zu verlegen, weil dort mehr Möglichkeiten bestehen. So gibt es im Kölner Raum etwa wesentlich mehr Lebensmittelgeschäfte als in Wuppertal.

Mario: Ja, und auch die Start-Up Szene und das Netzwerk sind dort größer.

Dimitri: Die Planung geht in Richtung eines kleinen Büros in Köln mit zwei, drei oder mehr Mitarbeiter:innen und einer Erweiterung der Produktpalette. Wir wollen Anfang 2024 eine Barista-Edition für Kaffeliebhaber:innen einführen. Darüber hinaus gibt es die Option, ein Mandelmilchkonzentrat herauszubringen.

Wo fairmischt gegenüber der Konkurrenz punktet

Melina: Was hebt euch mit eurem Produkt von der Konkurrenz ab?

Dimitri: Auf dem Markt gibt es fertige Haferdrinks und Haferdrink-Pulver zum Anmischen. Unser Produkt vereint den leckeren Geschmack des fertigen Haferdrinks in der Literpackung mit den Vorteilen des Konzentrats, zu denen weniger Gewicht, geringere Transportemissionen und Verpackungsmüll gehören, so dass es deutlich nachhaltiger ist. Im Gegensatz zu den bekannten Marken arbeiten wir auch ohne Zusatzstoffe; bei uns sind nur Vollkornhafer, Wasser, Rapsöl und Salz enthalten – alles aus biologischem Anbau und natürlich vegan.

Melina: Vielen Dank für das Gespräch und die vielen Einblicke! »mel«

Mehr Informationen zu fairmischt und Start-up-Gründungen

Das Haferdrink-Konzentrat von fairmischt ist online unter „fairmischt.de“ bestellbar und wird in Wuppertal momentan bei Edeka vertrieben. Akzenta könnte in Kürze folgen.

Start-up Center – Die Gründungsberatung der Bergischen Universität:

W-tec Technologiezentrum Wuppertal:

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