Delhi Daily #2

Namaste, Freunde!

Vieles Naheliegende liegt fern in der Ferne. Jetzt, da ich diese Zeilen tippe, beispielsweise habe ich keinen Strom, und das, was die verbleibende Akkulaufzeit des kleinen Netbooks an Licht spendet, ist mir Nachtleuchte für meine Arbeit. Damit einher geht natürlich, dass die WiFi-Connection unterbrochen und die Klimaanlage verhallt ist. Eine unangenehme Situation, die den abendlichen Komfort tatsächlich sehr einschränkt. Ja, man mag meinen, das sei das Abenteuer, doch sei gesagt, dass Alltag und Urlaub zweierlei Dinge sind und ein „Powercut“ in jedem Falle ungewohnt und lästig und schädlich für Geräte und Nutzer. Zum Glück sind diese Ausfälle nie von allzu langer Dauer. Doch bis alle Sicherungen wieder drin sind und unsere Klimaanlage wieder in Betrieb ist, dauert es unter Umständen noch einige Stunden.

Diese Zeit ist insofern heilsam, als dass man den Blick abends drinnen nicht allzu weit schweifen lassen kann, und als dass es weit nach Sonnenuntergang als Frau nicht unbedingt angeraten scheint, nochmals allein das Haus zu verlassen. Was also tun? Lesen und schreiben oder aber Wasser aus dem 20l Kanister in den Wasserkocher, mit dem wir zum Ende unseres Aufenthaltes noch etwas vorhaben, hinein gießen und dann mit dieser Behelfskanne an kleinere Flaschen umfüllen, die den nächsten Tag über durch die Stadt getragen werden und als kleine Perlen auf der Stirn, denn es ist immer noch nicht merklich kühler geworden…

Innenhof der Fakultät
© bf
Die Vorträge der deutschen Dozierenden an der Delhi University waren im Übrigen auf eine besondere Art interessant. Neben den Vorträgen an sich, die allesamt pointiert und auf Basis einer angenehmen Atmosphäre eines kulturellen Austausches und Austauschens gehalten wurden, war es für mich als Wuppertaler Studentin eine Art Glasbrücke in die Heimat, die ‚hiesigen‘ Professoren der Heimat an der ‚hiesigen‘ Fakultät der Ferne sprechen zu hören. Eine seltsame Mischung aus Bekanntem und Unbekanntem gewissermaßen, die Auflockerung und auch den Anflug von Traurigkeit mit sich brachte. Die anderen ‚Wuppertaler‘ nämlich flogen gegen Ende der Woche wieder Heim und diejenigen, mit denen wir noch vor ein paar Tagen hier diskutiert haben, seht ihr nun schon wieder in den Gängen oder der Bibliothek herumstreifen.

Oh, der Strom scheint wieder da zu sein, doch nehmen Internet und Klimaanlage ihren Betrieb noch nicht wieder auf. Wie ich vermutet habe, wird sich dieses – so essentielle – Problem noch nicht gelöst haben. Den Joghurt aus dem Kühlschrank im Gemeinschaftsraum wegwerfen zu gehen, ist an dieser Stelle ein weiterer Plan, der die Wartezeit auf den nächtlichen Kontakt zur Außenwelt – und es ist wirklich schön aus der Heimat mit lieben Nachrichten und Neuigkeiten bedacht zu werden – verkürzen mag. Mit dreieinhalb Stunden des Vorsprungs freilich ist es zu verschmerzen, sich noch ein Weilchen zu gedulden, doch irgendwann gehen auch in Deutschland die letzten Lichter aus und bis dahin möchte ich Lebenszeichen gesendet und empfangen haben.

Lebenszeichen so wie dieses. »bf«

Gastautorin: Birte Fritsch – »bf«

Foto: Birte Fritsch

Birte Fritsch studiert derzeit Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Bergischen Universität. In den letzten Jahren war sie unter anderem Mitglied des Studierendenparlamentes, des Fachschaftsrats des Fachbereichs A, der FSRK und des AStA (als Referentin für Kultur und Shop).


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