Das steckt hinter dem Farbprotest der „Letzten Generation“ an der Bergischen Universität Wuppertal

Mehr als einen Monat später sind die Spuren noch immer sichtbar: Mitte Oktober hat die Wuppertaler Gruppe der "Letzten Generation" ihren Protest an die Bergischen Universität gebracht. Neben Wuppertal sind auch andere Hochschulstandorte wie etwa in Erlangen, Bremen oder Heidelberg zum Ziel von Aktionen der Klimaaktivist:innen geworden. Was sagen die Hochschulleitung und die Studierendenvertreter:innen zum Protest am Campus Grifflenberg?

Die Wand vor der Hauptmensa wurde mit oranger Warnfarbe bemalt, auf dem Campus Protestplakate an Werbetafeln, Gehwegen und Info-Pylonen geklebt. Die „Letzte Generation“ möchte damit die Notlage verdeutlichen, „in die uns die aktuelle katastrophale Klimapolitik der Regierung Scholz katapultiert hat“, und appelliert „an Studierende und Mitarbeitende der Universität, sich dem tödlichen Regierungskurs entgegenzustellen.“ Die Farbe sei ein Mahnmal an die drohende Klimakatastrophe, „ein Mahnmal dafür, dass sich die Bundesregierung nicht an das Grundgesetz hält, nicht an das völkerrechtlich bindende Klimaschutzabkommen von Paris und nicht an das Klimaschutzgesetz.“ Deshalb braucht es laut den Aktivist:innen der „Letzten Generation“ eine politische Wende: „Weg von fossil – hin zu gerecht!“

Hochschulleitung stellt Strafanzeige aufgrund eines vierstelligen Sachschadens

Die Hochschulleitung der Bergischen Universität hat, wie sie gegenüber blickfeld erklärt, Verständnis für das Anliegen der „Letzten Generation“, auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Das zeige u. a. der Offene Brief, den das Rektorat bei der Hörsaalbesetzung im Juni 2023 (blickfeld berichtete) als Antwort an die Aktivist:innen von „End Fossil“ formulierte mitsamt der darin angebotenen Gesprächsbereitschaft. In diesem konkreten Fall heißt die Hochschulleitung die Aktion der Initiative „Letze Generation“ jedoch nicht gut. So sei ein Sachschaden im hohen vierstelligen Bereich entstanden, weswegen – so die Hochschulleitung – Strafanzeige erstattet wurde: „Diese Art des Protestes ist keine adäquate Art der Auseinandersetzung und führt zu keinem fruchtbaren Diskurs.“

Die Wuppertaler Polizei bestätigte gegenüber blickfeld die Strafanzeige und hat Ermittlungen hinsichtlich einer Sachbeschädigung aufgenommen.

– Foto: cc

AStA kritisiert langsamen Prozess zur klimaneutralen Universität

„Die Klimakrise ist ein Problem, dass das Leben aller Studierenden, die wir vertreten, maßgeblich beeinflussen wird. Aus diesem Grund setzen wir uns schon lange dafür ein, dass die Universität ihrer Verantwortung in der Krise gerecht wird: Die Dringlichkeit der Problematik muss sich auch in der Forschung spiegeln, wobei selbstverständlich wissenschaftliche Standards eingehalten werden müssen“, kommentieren die Verantwortlichen des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) die generelle Lage an der Bergischen Universität. Die Studierendenschaft habe als größte Statusgruppe der Hochschule bisher wenig Einfluss darauf, worauf sich Lehre und Forschung konzentrieren. „Freiheit von Forschung und Lehre ist ein hohes Gut, dennoch sehen wir die Universität in der Position und Verantwortung auf die Rahmenbedingungen einzuwirken und entsprechende Angebote oder Ansätze vernünftig zu fördern.“

Auch der Prozess hin zu einer klimaneutralen BUW verlaufe langsamer, als die AStA-Akteure ihn sich wünschen. Zur konkreten Aktion der „Letzten Generation“ heißt es: „Wir können nicht einschätzen, ob die Aktion durch die geschaffene Aufmerksamkeit positiv zur nötigen Entwicklung der BUW beiträgt, möchten aber betonen, dass sie friedlich und gewaltfrei war. Wir hoffen, dass Entscheidungsträger:innen sich nicht durch ein bisschen Farbe auf einer Wand davon ablenken lassen, auf die dringend nötige Transformation hinzuwirken.“ »mw«

  1. Unabhängig davon, was man von dem Einsatz von Farbe hält: Fest steht, dass das Rektorat eine Strafanzeige deutlich schneller stellt als die Weichen in Richtung Klimaneutralität. Die Erarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie wird 2 Jahre dauern. Eine Umsetzung wird noch länger dauern. Klimaneutralität ist bis 2035 so nicht zu schaffen.

  2. Ich befürchte dass die Aktion wenig zum Klimaschutz beitragen wird, aber vermutlich immerhin mehr als das Engagement der Unileitung selbst bisher geschafft hat. Aber diese grauen Mauern könnten dringend mal etwas Farbe oder Begrünung vertragen!
    Die Herzform ist hier zwar nur zu erahnen, finde ich aber schon ein ganz gutes Motiv zu Beginn – jetzt brauchen wir nur noch Mutige Personen, die die Galerie fortsetzen. Anyone?
    Hinweis an die Unileitung: Das wäre dann mal ein PR-Stunt, der sich sehen ließe und auch von den Lippenbekenntnissen zur Nachhaltigkeit ablenken könnte.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert