Die Universitätsbibliothek im Wandel

Ob zur Recherche für die nächste Seminararbeit oder zur Vorbereitung der kommenden Prüfung – in der vorlesungsfreien Zeit wird die Universitätsbibliothek zur ersten Anlaufstelle am Campus. Sie hat sich über die Jahre stark verändert. Wir haben mit Bibliotheksdirektor Uwe Stadler über den Wandel der Wuppertaler Universitätsbibliothek und ihre Zukunft gesprochen.

Bibliotheksdirektor Uwe Stadler vor der neuen Lernzone im Erdgeschoss des Hauptstandortes am Campus Grifflenberg - Foto: Sebastian Jarych

blickfeld: Herr Stadler, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns nehmen. Wie die gesamte Hochschule musste auch die Universitätsbibliothek den Herausforderungen der Corona-Pandemie begegnen. Wie ist dies gelungen?

Stadler: Es war eine schwierige Zeit für die Universitätsbibliothek, gerade weil wir auf die häufigen und zum Teil kurzfristigen Änderungen der jeweils gültigen Corona-Schutzverordnung reagieren mussten. Unser Personal und die Nutzer:innen mussten sich auf neue und oft wechselnde Regelungen, die zeitweise nur eine Abholung von Medien erlaubten, einstellen.

Gleichzeitig haben wir die Zeit genutzt und etwa die neue Lernzone im Erdgeschoss unseres Hauptstandortes am Campus Grifflenberg umgesetzt. Nichtsdestotrotz sind wir froh, nicht nur wieder im normalen Betrieb zu sein, sondern die Öffnungszeiten auf den Stand vor der Corona-Pandemie umgestellt zu haben. Somit ist die Universitätsbibliothek auch wieder sonntags geöffnet.

Universitätsbibliothek plant Erweiterung am Campus Grifflenberg

blickfeld: Wie gelingt es Ihnen, die Universitätsbibliothek umzugestalten und so beispielsweise die neue Lernzone zu realisieren? – denn die verfügbare Fläche ist beschränkt.

Stadler: Mit dem Erweiterungsbau 2012 kamen 200 Lese- und Arbeitsplätze bzw. 600 Quadratmeter Fläche hinzu. Aktuell planen wir – dank großer Unterstützung durch die Hochschulleitung – eine weitere Aufstockung in Form eines Galeriebaus auf der Ebene BZ.09, durch die zusätzliche 400 Quadratmeter zur Verfügung stehen werden. Auch hier werden wir für Studierende eine Lernumgebung einrichten, die sowohl für die individuelle Nutzung wie auch für das gemeinsame Studieren in Kleingruppen interessant sein dürfte. Durch diese Maßnahme wird in den kommenden zwei Jahren ein siebenstelliger Betrag in die Universitätsbibliothek investiert. Grundsätzlich ist die gestaltbare Fläche in der Bibliothek aber natürlich limitiert, so dass auch die Verlagerung von älteren und selten genutzten Zeitschriften- und Bücherbeständen in das Magazin kein Tabu ist.

Mit dem Erweiterungsbau 2012 kamen 200 Lese- und Arbeitsplätze hinzu – Foto: blickfeld

Zugleich hat sich der Bedarf an Literatur verändert: Die Ausleihzahlen von gedruckten Büchern sind rückläufig, während digitale Inhalte immer stärker nachgefragt werden. Dies wird auch im Bereich der Neuanschaffungen deutlich: Während der konventionelle Buchbestand quantitativ stagniert – wir nennen das Null-Wachstum – steigen die verfügbaren digitalen Medien immer weiter und nehmen mittlerweile fast drei Viertel der Ausgaben für unseren Literaturerwerb ein. Aber selbstverständlich wird die gedruckte Forschungs- und Studienliteratur ebenfalls weiter am Bedarf orientiert beschafft, auch wenn es sich im Durchschnitt der letzten fünf bis zehn Jahre um „nur noch“ etwa 13.000 Neuerwerbungen jährlich handelt.

Universitätsbibliothek wird zum „Treffpunkt für den gemeinsamen Austausch“

blickfeld: Eine digitale Verfügbarkeit von Medien schafft Flexibilität. Wie wirkt sich das auf die Nutzer:innen, aber auch auf Ihre Mitarbeiter:innen aus?

Stadler: Auf Seiten unserer Nutzer:innen haben sich die Ansprüche an die Universitätsbibliothek verändert. Unsere Institution wird immer stärker als sozialer und kommunikativer Ort gesehen, als Treffpunkt für den gemeinsamen Austausch und nicht nur zum stillen Lernen. Deswegen haben wir unsere Infrastruktur verstärkt auf diese Bedürfnisse ausgerichtet und setzen auf eine hohe Aufenthaltsqualität.

Für unsere Mitarbeiter:innen verändern sich zahlreiche Arbeitsabläufe. Zur Inventarisierung mit Nummer und Stempel kommt nun schon seit längerer Zeit in zunehmendem Maß die digitale Freischaltung von Online-Medien und -Angeboten sowie deren Administration hinzu. Das verändert interne Prozesse, die zum Teil aus dem Home-Office erfolgen können. Zugleich müssen weiterhin Aufgaben vor Ort, wie der buch- und auskunftsorientierte Service für die Nutzer:innen, organisiert werden. Das erfordert eine entsprechende Organisation der Dienstpläne. Wie wohl auch in vielen anderen Bereichen und Branchen ist die gleichzeitige Bereitstellung von Online-Diensten und konventionellen Angeboten („hybrid“) auch für alle UB-Beschäftigten eine echte Herausforderung.

blickfeld: In der öffentlichen Debatte heißt es, dass in immer mehr Bereichen passende Bewerber:innen fehlen. Macht sich das auch im Falle der Universitätsbibliothek bemerkbar?

Stadler: Die Zahl der Bewerber:innen auf offene Stellen ist rückläufig, wobei das nicht nur für die Wuppertaler Universitätsbibliothek gilt, sondern generell für Einrichtungen dieser Art. Das zeigt der Erfahrungsaustausch in verschiedenen Gremien. Dem versuchen wir mit der Gestaltung von attraktiven und abwechslungsreichen Arbeitsplätzen in verschiedenen Aufgabenbereichen zu begegnen.

Johannes Rau-Bibliothek am Campus Freudenberg eröffnet

blickfeld: Was können Studierende an den Bibliotheksstandorten am Haspel und Freudenberg erwarten?

Stadler: Mitte Juli konnten wir am Campus Freudenberg das Johannes Rau-Zentrum mit der Johannes Rau-Bibliothek eröffnen. Kernstück ist eine umfangreiche Privatbibliothek des ehemaligen Landesvaters und späteren Bundespräsidenten Johannes Rau. Ein Teil des Gebäudes wird als Lesesaal und Tagungsraum nutzbar sein.

Der Flachbau am Campus Haspel, in dem sich unter anderem unsere Einrichtung befindet, ist in einem schlechten Zustand und wird wohl bald durch einen Ersatzneubau ersetzt werden müssen. Die hochschul-internen Planungen laufen jedenfalls bereits.

blickfeld: Vielen Dank für das Gespräch!

Das Gespräch führte Martin Wosnitza

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