Wie Zooärztin Lisa Wiegmann ihren Traum verwirklichte

Lisa Wiegmanns Arbeitsplatz dürfte der Kindheitstraum vieler sein. Die gebürtige Dortmunderin arbeitet seit August 2017 im Wuppertaler Zoo und ist dort für rund 3.600 Tiere aus aller Welt verantwortlich. Was während ihrem Kinder- und Jugendalter mit Hund, Meerschweinchen, Rennmäusen, Fischen und einem Engagement in einer Igelstation begann, mündete 2007 in einem Tiermedizin-Studium an der Universität Leipzig. Bevor sie nach Wuppertal kam, hielt sie u.a. Zwischenstation in Kanada und am Duisburger sowie Dortmunder Zoo. Ihren Werdegang hat sie uns im Interview verraten.

(Titelfoto: Lisa Wiegmann © Zoo Wuppertal)

Volontärin eines Walforschungsprogramms in Kanada

Den Ausschlag für ihren Berufswunsch gab ein dreiwöchiges Volontariat bei einem Wahlforschungsprogramm in Kanada, für das sie sich 2007, kurz vor Studienstart, über eine Online-Plattform bewarb: „Das war keine reine tiermedizinische Geschichte, sondern auch mit viel Freilandforschung verbunden.“ So fuhr sie oft mit ihren KollegInnen im Boot raus, beobachtete Wale, lernte ihr Verhalten kennen, fotografierte sie, identifizierte die Tiere und verfolgte ihr Leben. „Das ich Tierärztin werden wollte, war da schon lange klar. Aber durch meinen Aufenthalt in Kanada kam der Schwerpunkt auf Zoo- und Wildtiere dazu.“

Bunter Hund e.V.: Hilfe für Hunde von Obdachlosen

Mit dem Umzug von Dortmund nach Leipzig brachte Lisa Wiegmann auch eine Idee aus ihrer Heimatstadt mit. Nach dem Vorbild einer Dortmunder Tierarztpraxis gründete die heute 29-Jährige 2011 neben ihrem Studium den Verein Bunter Hund e.V.: „Ein Hund spendet mittel- und obdachlosen Menschen oft Halt im Alltag. Aus der emotionalen Bindung zum Tier, dem ständigen Begleiter, schöpfen sie Kraft.“ Die Halter kümmern sich um ihre Tiere, doch hat dies Grenzen, die mit Hilfe des Vereins überwunden werden sollen, wie Wiegmann erklärt: „Der Verein bietet eine kostenlose tierärztliche Basisversorgung für die Hunde an. Sie werden geimpft und mit Futter sowie Medikamenten versorgt.“ Zugleich können im Verein engagierte Studierende wertvolle Praxiserfahrung sammeln, wie Wiegmann weiß: „Gerade der Anfang des Studiums ist sehr von Theorie geprägt. Im Verein können Studierende Erfahrungen sammeln, Untersuchungen durchführen, Injektionen setzen und etwas Gutes tun.“ Auch nach ihrem Wegzug aus Leipzig ist Wiegmann Vereinsmitglied geblieben und freut sich sehr darüber, dass der Verein weiter floriert.

Über drei Zoos: Duisburg, Dortmund und Wuppertal

Nach ihrem Studienabschluss 2013 arbeitete Lisa Wiegmann zwei Jahre als Assistenztierärztin im Duisburger Zoo und schrieb parallel an ihrer Doktorarbeit zum Thema „Blutparasiten bei Rentieren“. Später ging es zurück nach Dortmund in eine Tierarztpraxis, die mit dem örtlichen Zoo kooperierte. „Das Schöne war, dass die Praxis sehr breit aufgestellt ist. Diese arbeitet mit einem Tierheim und einer Igelstation zusammen und vertrat damals die Tierärztin des zoologischen Gartens in Dortmund. Während ich in der Praxis die tiermedizinische Routine üben und vertiefen konnte, war es im Zoo stets vielseitig und abwechslungsreich. Selten standen dieselben Fälle auf der Agenda. Dem Frosch folgten das Zebra und danach der Papagei. Das fand ich sehr spannend.“

Gläserne Praxis: Dem Ärzteteam über die Schulter schauen

Die Abwechslung ist es, was die Tierliebhaberin an ihrem Job schätzt – ebenso wie das Team und die Vorgesetzten im zoologischen Garten Wuppertal: „Hier gehen alle fair miteinander um, identifizieren sich mit dem Zoo und sind offen für neue Ideen.“ Der anhaltenden Kritik an Zootierhaltung entgegnet sie: „Wir lieben unsere Tiere und kümmern uns gut um sie.“ Davon können sich die BesucherInnen des Wuppertaler Zoos in Zukunft auch selbst überzeugen. Geplant ist eine „Gläserne Praxis“: „Die alten Zoosäle sollen renoviert und dort eine neue Tierarztpraxis aufgebaut werden. BesucherInnen können dann durch die Scheibe bei Untersuchungen zugucken und über Bildschirme Schritte, wie beispielsweise das Röntgen, verfolgen.“ Wann die neue Praxis kommt, ist derzeit noch unklar, doch mit einer monatlich, von Lisa Wiegmann verfassten Kolumne in der Westdeutschen Zeitung, Führungen durch die bestehende Veterinärstation und regelmäßigen Berichten im Web unter dem Titel „Blick in die Praxis“ wird der Öffentlichkeit schon jetzt ein Einblick in die tägliche Arbeit des Ärzteteams gewährt.

© Zoo Wuppertal

Ein Jahr Wuppertaler Zoo

Ihr Rückblick auf ein Jahr Wuppertaler Zoo ist „voller Highlights“, wie Lisa Wiegmann erzählt: „Ein besonderer Moment war es, als wir die Milus, das sind asiatische Hirsche, in ein neues und größeres Gehege umgezogen haben. Damit verändert haben sich auch die Herdendynamik und ihre Verhaltensweisen, was spannend zu beobachten ist.“ In Erinnerung bleibt ihr auch die Operation an einem – natürlich in Narkose liegenden – Löwen, bei der „alles gut verlaufen“ ist. Zudem begeistern sie die „super trainierten“ Elefanten, die ein „tiefes Vertrauensverhältnis zu Trainern und Pfleger haben und bei Untersuchungen stillhalten.“

Lisa Wiegmann ist sehr glücklich über ihre Stelle im zoologischen Garten Wuppertal – aufgrund des Teams, der vielen Tiere, der abwechslungsreichen Arbeit und wegen der Stadt, denn diese „ist besser als ihr Ruf. Hier gibt es schöne Ecken und Lokale, die man nach Feierabend mit den Kolleginnen und Kollegen besuchen kann.“ Sie hat sich hier ihren Kindheitstraum erfüllt und liebäugelt nun auch mit einem Umzug in die Stadt an der Wupper. »mw«

Dieser Artikel erschien auch in der Weihnachtsausgabe der »Hauspost«
(Magazin des Seniorenzentrums Lutherstift).

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  1. Melanie Samsel

    Vielen Dank für den Artikel! Meine Tochter und ich gehen unglaublich gerne in Zoos und sie überlegt tatsächlich auch, Tierärztin zu werden. Daher wäre es wirklich toll, wenn man tatsächlich Dinge wie eine Röntgenuntersuchung beim Tierarzt im Zoo beobachten könnte. Ich hoffe, die Verantwortlichen schaffen es schnell, diese Pläne umzusetzen.

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