Abschluss – und dann? Aus dem Studium nahtlos in den Job

Seminare, Prüfungen, Hausarbeiten und dann die abschließende Thesis. Hat man sich erst einmal für ein Studium entschieden, ist der Weg eigentlich klar. Nur wie geht es weiter, wenn die letzte Klausur geschrieben ist, alle Noten eingetragen sind und man ratlos mit dem Zeugnis in der Hand die Universität verlässt? Dann beginnt für die einen die Suche nach der geeigneten Stelle und für die anderen, für die Glücklichen, die diese bereits gefunden haben, das Arbeitsleben. Wir haben mit Absolvent:innen der Bergischen Universität gesprochen und berichten in der Reihe »Abschluss – und dann?« von ihrem Weg durch das Studium bis in die Arbeitswelt.

Frauenstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen an der Jade Hochschule Wilhelmshaven

Senem Günerhan (29) stand – wie viele junge Menschen nach dem Abitur – vor den Schwierigkeiten der Berufswahl: „Für mich war klar, dass es etwas Naturwissenschaftliches sein muss. In der Schule lagen mir die Fächer Mathe, Physik und Chemie immer gut und haben mir viel Spaß gemacht.“ Die gebürtige Hannoveranerin hat an zahlreichen Girls Days in technischen Betrieben teilgenommen und so ihre Begeisterung für Technik entdeckt. „Auf die Jade Hochschule bin ich während meiner Recherche im Uni-Bewerbungszeitraum aufmerksam geworden.“

Das Besondere an der Hochschule in Wilhelmshaven, was Senem Günerhan schlussendlich motivierte, dort Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren, ist die Möglichkeit eines Frauenstudiengangs. „Während des Grundlagenstudiums, also für die ersten drei Semester, sind Studentinnen eines Frauenstudienganges unter sich. Erst danach erfolgt der Umstieg in gemischte Gruppen“, so Günerhan, die dadurch den Mut für den „typisch männlichen Studiengang“ gefunden hat. „Unter Frauen fand ich den Austausch einfacher. Wir haben Lerngruppen gebildet und uns zudem gegenseitig angespornt.“

Während ihres Studiums im Norden Deutschlands absolvierte sie ein Auslandssemester an der technischen Hochschule „Institute of Technology Tralee (ITT)“ in Irland. Dort traf sie nicht nur auf einheimische, sondern auf Studierende aus der ganzen Welt, konnte interkulturelle Erfahrungen sammeln und ihre sprachlichen Fähigkeiten verbessern. Wenn sie an diese Zeit zurückdenkt, erinnert sie sich an ein sehr gastfreundliches Land und eine gut organisierte Hochschule: „Neben der Vorlesung gab es die Möglichkeit sich in sogenannte ‚Societies‘, das sind Gruppenveranstaltungen zu verschiedenen Themen, wie Mode, Squash, Gitarre, Rugby, Kochen und vieles mehr, einzuschreiben, seinen Nachmittag mit Gruppen zu verbringen und gemeinsame Interessen zu verfolgen. Das machte den Studienalltag sehr abwechslungsreich. Obendrein bietet Irland eine wundervolle Landschaft zum Entdecken an.“

„PreMaster“-Programm bei Bosch im Süden Deutschlands

Nach Abschluss ihres Bachelor of Engineering (B. Eng.) bewarb sie sich bei der Robert Bosch GmbH für das unternehmenseigene „PreMaster“-Programm. „Dieses richtet sich an Bachelor-Absolvent:innen, die vor ihrem Masterstudium Praxiserfahrungen sammeln möchten“, erklärt Günerhan, die 2017 in das Programm aufgenommen wurde und daraufhin von Nord- nach Süddeutschland, genauer gesagt nach Bad Urach, zog, um in Reutlingen zu arbeiten. „Den Wohnortwechsel habe ich immer als eine neue Gelegenheit und willkommene Abwechslung empfunden, weniger als ein Risiko. Jeder Ortswechsel ließ mich neue Dinge ausprobieren sowie neue interessante Menschen kennenlernen.“

Hier war sie im Geschäftsbereich Automotive Electronics mit Schwerpunkt in Sensor Montage tätig: „Im Rahmen der Unternehmensphase analysierte ich verschiedene Abläufe innerhalb der Produktionslinien in Zusammenarbeit mit den zuständigen Prozessingenieuren mit dem Ziel einer verbesserten einheitlichen Darstellung.“

Ein Jahr lang konnte sie zahlreiche Abteilungen im Unternehmen kennenlernen, an Schulungen teilnehmen, viele praktische Einblicke in verschiedene Fertigungstechnologien gewinnen und wurde dafür auch entlohnt. „Unterstützt wurde ich durch einen festen Betreuer, der mich auch bei der Auswahl meines Master-Studienganges und während des Studiums selbst weiter unterstützt hat und zu dem ich bis heute Kontakt pflege.“

Master-Studium Qualitätsingenieurwesen an der Bergischen Universität Wuppertal

Von Reutlingen ging es 2019 nach Nordrhein-Westfalen an die Bergische Universität Wuppertal. „Bei Bosch habe ich gemerkt, dass ich mich im Qualitätssektor, dem damit verbundenen strukturierten, gewissenhaften und exakten Arbeiten, persönlich wiederfinde. Da passte der Master-Studiengang Qualitätsingenieurwesen der Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik sehr gut, gerade weil es im Studium die Möglichkeit gibt, Zusatzqualifikationen zu erwerben, wie zum Beispiel den Six Sigma Green Belt“, begründet die Alumna der Wuppertaler Universität ihre Studienwahl.

„Der Studiengang Qualitätsingenieurwesen bietet mit vier verschiedenen Vertiefungsrichtungen eine vielfältige Auswahl an Modulen und Seminaren an, in denen etwa wichtige Qualitätsmethoden und Praktiken vermittelt und in Anwendung gebracht werden. Durch die vielen Projektarbeiten in Gruppen können zudem die eigenen Softskills ausgebaut werden. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass gerade gemischte Teams, in denen Studierende verschiedene Vertiefungen absolviert haben, sehr gute Ergebnisse erzielen“, fasst Günerhan ihre Studienzeit zusammen. Die Dozierenden bewertet sie als sehr kompetent: „Sie überzeugen mit Praxiserfahrung, was die Studieninhalte sehr spannend und abwechslungsreich macht. Sowohl in der Präsenz- als auch in der Onlinephase waren die Dozierenden immer gut erreichbar und hilfsbereit.“

Einstieg bei Babtec zum Ende des Masterstudiums

Ihren jetzigen Arbeitgeber, das Unternehmen Babtec aus Wuppertal, das Softwarelösungen für Qualitätsmanagement anbietet, hat sie während ihres Master-Studiums kennengelernt. „Ich bin im September 2020 als Werkstudentin eingestiegen und habe sofort die lockere Atmosphäre, die flachen Hierarchien und die hohe Flexibilität zu schätzen gelernt.“ Die Arbeitsstelle bot ihr noch mehr: Senem Günerhan konnte ihre Masterarbeit im Unternehmen schreiben. Das Thema der Arbeit lautete: „Prüfmittelfähigkeit basierend auf der Neuveröffentlichung des VDA Bands 5 und ihre Auswirkungen auf Unternehmen.“

Diese Abschlussarbeit bietet ihr auch jetzt einen Vorteil, wie sie ausführt: „Meine Master-Thesis ist nun Grundlage einer meiner Aufgaben im Job.“ Seit Anfang Dezember 2021 ist sie Vollzeit bei Babtec angestellt und kümmert sich als Young Professional um die Implementierungen neuer Normen und die damit verbundenen Anforderungen an die hauseigenen Softwarelösungen – eine der neuen Normen hat sie bereits in ihrer Thesis ausgearbeitet. „Ich bin die Schnittstelle zwischen den Kund:innen und den Entwickler:innen, werde aber zugleich sehr von meinen Babtec-Kolleginnen und -Kollegen unterstützt und werde intensiv in mein Tätigkeitsfeld eingearbeitet. Besonders Letzteres empfinde ich gerade als junge Mitarbeiterin als sehr wichtig.“

„Lasst euch nicht von vermeintlich männlichen Studiengängen abschrecken“

Für Studierende hat Senem Günerhan einige Ratschläge: „Lasst euch nicht von vermeintlich männlichen Studiengängen abschrecken. Wenn ihr euch für Technik und Naturwissenschaft begeistert und euch in diesem Bereich wohlfühlt, dann macht das einfach und habt keine falsche Scheu. Sucht zudem die Praxis, übt eine Werkstudententätigkeit aus und nehmt an Auslandsaufenthalten und internationalen Projekten teil. So könnt ihr viele Skills erlangen, die euch später im Beruf helfen werden.“ »mw«

Berufseinstieg beim Softwareunternehmen Babtec

Senem Günerhan ist nicht die einzige Absolventin der Bergischen Universität, die beim Wuppertaler Softwareunternehmen Babtec arbeitet. Die Geisteswissenschaftlerin Lea-Maria Anger hat ihren Berufseinstieg im Unternehmen 2019 gegenüber dem Career Service der Bergischen Universität ausgeführt. Der damit verbundene Beitrag ist abrufbar unter:

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