Wuppertaler Designstudierende entwickeln ein Kunst- und Kulturkonzept für die Schwebebahn
Die Idee kam den Studierenden auf dem Weg zur Schwebebahn-Ausstellung im Historischen Zentrum Mitte des Jahres. Als zwei von täglich rund 65.000 Fahrgästen fragten sie sich: „Kann die Schwebebahn mehr sein, als ein Transportmittel mit Werbung wie an einer Litfaßsäule?“
Die Schwebebahn als Veranstaltungsort und Kulturprojekt
„Warum soll die Schwebebahn nicht auch ein Kulturprojekt sein, das überregional einzigartig ist und – auch als Veranstaltungsort – Kunstliebhaber aus der ganzen Welt ins Tal lockt?“, fragen Nadine und David. Ihr Konzept bildet dies ab, wie Nadine erklärt: „Viermal im Jahr sollen Designer, Graffiti-Künstler oder Fotografen die Möglichkeit erhalten, ihre Werke für drei Monate durch Wuppertal schweben zu lassen.“ Verbunden werden soll dies mit der Idee der „Basslinie“, in der „Lesungen, Konzerte und Partys stattfinden“, ergänzt David.
Wuppertaler Schwebebahn von vier Künstlern gestaltet
Wie die Bahn von außen aussehen könnte, haben beide in vier Modellen realisiert („Bunte Kiste“-Booklet). Vorab baten sie Kunstschaffende um Ideen und erhielten viele positive Rückmeldungen: „Unsere Entwürfe zeigen die Vielfalt des Möglichen“, erklärt Nadine.
Der aus Wuppertal stammende Graffiti-Künstler „Der Fuchs“, hat unter dem Titel „Schatten wirft Schatten“ einen gesellschaftskritischen Beitrag gestaltet, in dem er unnötigen Konsum und Ressourcenverschwendung kritisiert.
Der Kommunikationsdesigner Max Kopp setzt bei seinem Design auf eine alte Fotografie, die er bei einer Wohnungsauflösung erworben hat. Er selbst besitzt „Fotos aus nahezu allen Jahrzehnten seit Erfindung der Fotografie“ mit dem Ziel, diesen „in einem neuen Kontext neues Leben einzuhauchen.“
Alf Ahrens beschreibt sein Werk als „gesellschaftskonformes Graffiti“, während bei Robert Matzke zwar der Graffiti-Hintergrund erahnt werden kann, er selbst sich „eher der Lowbrow Art und dem Popsurrealismus zugehörig fühlt.“
Wer tatsächlich an der Schwebebahn Hand anlegen darf, das soll nach Vorstellung von Nadine und David ein Marketing-Team entscheiden, das aus renommierten Künstlern und Designern auswählt. Dabei soll es keine inhaltlichen Vorgaben geben, sondern der Künstler und seine Identität im Vordergrund stehen.
So soll die Schwebebahn von innen aussehen
Erläutert wird das Werk im Inneren der Schwebebahn. Hier weichen die Sitzreihen drei Zonen: der „Bewegung“, „Entspannung“ und „Gastronomie“. Die „Bewegung“ ist geprägt von einer Bühne, direkt vor dem Panoramafenster und einer Tanzfläche, die durch einen kleinen Vorraum mit Infos zum Künstler von der „Entspannung“ getrennt sind. Im Mittelteil der Bahn soll eine Lounge mit Polstersitzen und atmosphärischer Beleuchtung entstehen. Zuletzt folgt die Bar mit Getränken und Snacks. „Der enge Raum lädt dazu ein, sich zu begegnen und zu unterhalten“, sind sich Nadine und David sicher. Sie möchten mit der „Basslinie“ eine Veranstaltungsreihe schaffen, „bei der auch der Innenraum durch Darbietungen verschiedener Künstler im Bereich Musik zum Leben erweckt wird.“ So soll die Schwebebahn mit Kunst und Kultur, innen wie außen, zu einem einzigartigen Ort werden. »mw«
Dieser Artikel erschien auch in der Printausgabe der Westdeutschen Zeitung.
Titelfoto: Nadine Cesarz-Szymanski (l.) mit dem Bahndesign des Graffiti-Künstlers „Der Fuchs“ und David Siwinski (r.) mit dem Entwurf von Alf Ahrens. Foto: Svenja Telgheider
Kurzinfo: Die Schwebebahn als Ort für Kunst und Kultur: Das ist die Idee zweier Wuppertaler Studierender, die eine Schwebebahn zu einer „Basslinie“ umbauen möchten. Die Fassade der Bahn soll regelmäßig von lokalen und überregionalen KünstlerInnen gestaltet werden, während im Inneren der Bahn ein Veranstaltungsort für Lesungen, Ausstellungen und Partys entstehen soll.
Download: „Bunte Kiste“-Booklet (mit weiteren Renderaufnahmen des Innensraums und allen Kunst-Entwürfen)