Die zweite Freundschaftsanfrage wurde dieses Jahr von der Künstlerin Franziska Holstein angenommen, die mit ihren neusten Werken bis zum 24. September 2023 unter dem Motto „scharfkantig, flächig, konkret“ im Hause vertreten ist.
Im „Dialog“ mit anderen Werken

Die Ausstellung beginnt mit Wandgemälden, die Holstein direkt vor Ort angefertigt hat und die in den „Dialog“ mit Günter Fruhtrunks Bild „Progression Diagonales“ treten. Neben den großen Wandmalereien von Holstein, die vom Boden bis unter die Decke reichen, wirkt Fruhtrunks kleines Ölgemälde eher klein und unaufdringlich. Doch eines haben die beiden gemeinsam: Sie beschäftigen sich mit Diagonalen und Winkeln. Während es bei Fruhtrunk eher filigrane Diagonalen in Schwarz, Blau und Gelb sind, verwendet Holstein helle und pastellige Töne, die breiter und großflächiger daherkommen. Bei Fruhtrunks Gemälde wirken Schwarz und Gelb wie Kontraste, die sich gegenseitig hervorheben. Dadurch entstehen eine Dynamik und Geschwindigkeit, die als „Aktionsströme“ bezeichnet werden. Holsteins Bilder kommen durch ihre Größe und die dickeren farbigen Flächen eher ruhig daher. Sie bezeichnet ihre Wandmalereien als „klärenden Moment“, die eine Art „Innehalten“ oder „Stillstand“ darstellen, wie sie im Ausstellungskatalog beschreibt. Hier trifft Fruhtrunks Geschwindigkeit also auf Gemächlichkeit.
Holstein setzt auf System in Form und Farbe
Die Künstlerin stützt sich in ihrer Serie auf ein begrenztes Farbspektrum und koppelt diese mit geometrischen Formen wie Rechtecke, Dreiecke und Kreise. Ihr Konzept bezieht alle umliegenden Umstände, von grafischen Faktoren bis hin zur Architektur, in ihre Werke mit ein. „Man erahnt als Betrachter oder Betrachterin ein zugrunde liegendes System, das sich aber nicht zwangsläufig erschließt“, sagt sie im Ausstellungskatalog und stellt damit klar, dass es hierbei um ein Zusammenspiel der geometrischen Körper, Farben und dem Hintergrund geht, durch die eine ganz eigene Energie und Triebkraft entsteht.

Kontraste und Muster im Werk von Holstein
„Homage to the square“ von Josef Albers sind eine weitere Inspiration für Holstein. Das Bild setzt sich aus mehreren Quadraten zusammen, die sich nur durch die unterschiedlichen Farbnuancen voneinander abheben. Durch die Verwendung von Rot- und Blautönen, die sich miteinander vermischen, ist es schwierig, die Quadrate optisch voneinander abzugrenzen, je länger man das Bild betrachtet. „Kassiopaia“ von Victor Vasarely ist ein weiteres Bild, dass sich mit geometrischen Formen beschäftigt. Die Anordnung von Kreisen in der Mitte fügt sich durch einzelne Schnitte zu einem weiteren Muster von Quadraten und Rechtecken. In den „Dialog“ mit beiden Werken geht Holstein in ihrer mehrteiligen Serie ohne Titel ein, die sich um blaue Balken auf weißem Hintergrund dreht. Die Balken zeigen in verschiedene Richtungen und ergeben durch ihre Abgeschnittenheit verschiedene Muster, die sich optisch schwer voneinander abgrenzen lassen. Eine längere Betrachtung erschwert das Erkennen von Mustern zusätzlich. Holstein erzielt durch die kontrastreiche Farbgebung in Blau und Weiß eine ähnliche Dynamik wie Fruhtrunks „Progression Diagonales“.

„Ich habe die Vorstellung gemocht, den Fokus stark durch die genannten Kriterien ’scharfkantig, flächig, konkret‘ sowohl bei der Sammlungsauswahl als auch bei meinen Werken einzuschränken. Mir gefällt diese Klarheit“, sagt Holstein im Interview für den Ausstellungskatalog und läd die Museumsbesucher:innen auf einen Rundgang durch die Rezeption von Formen und Farben der modernen Kunst ein. »ws«
Persönlicher Eindruck
Die Ausstellung ist besonders für Fans der modernen zeitgenössischen Kunst zu empfehlen. Hier treffen verschiedene Formen und Farbe auf Architektur und bilden gemeinsam wiederum neue Formen, die eine Perspektive auf Kontraste und Farbgebung geben.
Von der Heydt-Museum: