So verlief die Einführung des deutschlandweiten Semestertickets an der Bergischen Universität

Lea Hochkirchen und Matthias Zipse haben als Vorsitz des kürzlich aus dem Amt ausgeschiedenen Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) die Verhandlungen rund um das deutschlandweite Semesterticket begleitet und für die Wuppertaler Studierendenschaft die Verträge unterzeichnet. blickfeld hat mit beiden über Hürden, Probleme und Vorteile des neuen Tickets gesprochen, was Studierenden ab dem Sommersemester zur Verfügung steht.

Matthias Zipse (l.) und Lea Hochkirchen (r.) - Foto: mw

blickfeld: Studierende der Bergischen Universität kommen ab dem Sommersemester in den Genuss eines deutschlandweit gültigen Semestertickets. Dem ging eine lange Diskussion voran. Wie habt ihr diese als AStA-Vorsitz erlebt?

Lea: Durch die geringe Preisdifferenz zwischen dem Deutschland- bzw. 49-Euro-Ticket zum NRW/VRR-Semesterticket, was zum jetzigen Semester umgerechnet knapp 37 Euro pro Monat kostet, war die Rechtssicherheit des Tickets offen. Deshalb haben wir als AStA Ende 2022 ein anwaltliches Gutachten in Auftrag gegeben, was im Ergebnis unsere Sorgen, dass die bisherigen Ticketverträge juristisch angreifbar sind, bestätigt hat. Denn das von der gesamten Studierendenschaft solidarisch finanzierte Semesterticket ist, wie Gerichte bereits bestätigt haben, nur aufgrund des preislichen Unterschiedes zum regulären Fahrkartenangebot möglich. Seitdem haben sich die ASten auf Landes- und Bundesebene für eine bundesweit einheitliche Regelung eingesetzt. Einzelne Studierendenvertretungen in Nordrhein-Westfalen haben ihre Ticketverträge aufgrund der Rechtsunsicherheit gar gekündigt – um politisch Druck aufzubauen.

Matthias: Die zuständigen Verkehrsministerien haben jedoch anfangs keinen Handlungsbedarf gesehen – auch aufgrund eines eigenen Gutachtens. Seitdem haben die verschiedenen Ministerien und Verkehrsverbünde die Verantwortung von sich weggeschoben.

Zeitdruck bei der Einführung des deutschlandweiten Semestertickets

blickfeld: Wann hat sich das geändert?

Matthias: Nach der Bayernwahl Ende 2023 kam Bewegung in die Sache. Bis dahin hatte die dortige Regierung eigene Pläne für die studentische Mobilität verfolgt und eine bundesweite Regelung blockiert. An der dann zwischen den verschiedenen Verkehrsministerien ausgehandelten und im nächsten Semester gültigen Regelung für ein Deutschland-Semesterticket waren die Studierendenvertretungen leider nicht beteiligt – auch wenn Verbände wie der freie zusammenschluss von student*innenschaften (fzs), dem wir als Wuppertaler AStA angehören, Lobbyarbeit bei den jeweiligen Verantwortlichen gemacht hat.

Lea: Tatsächlich wurden wir, aber auch die Verkehrsverbünde und -betriebe, von der Entwicklung überrollt. Denn als Ende letzten Jahres die Einigung für ein neues Semesterticket stand, gab es noch keine fertigen Verträge und die Rückmeldung zum Sommersemester 2024 stand kurz bevor. Das hat alle Beteiligten unter Zeitdruck gesetzt.

Universitätsverwaltung verschob die Rückmeldung zum Sommersemester

blickfeld: Wie problematisch war es bis zur schlussendlichen Vertragsunterzeichnung?

Lea: Die vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr angepassten Musterverträge mussten mehrfach aufgrund von Fehlern korrigiert werden. Neue Vertragswerke haben wir als AStA zwischen den Feiertagen und um den Jahreswechsel herum prüfen müssen. Einerseits waren handwerkliche Fehler enthalten, wie falsche Verweise innerhalb des Rechtsdokumentes, andererseits gab es Ungereimtheiten, etwa bei den Gründen für eine Erstattung des Mobilitätsbeitrages.

Matthias: Dass es am Ende geklappt hat, ist auch der Universitätsverwaltung zu verdanken, die den Start zur Rückmeldung nach hinten geschoben hat, so dass die Verträge von uns rechtlich geprüft und unterschrieben werden konnten.

Günstiger Preis, aber keine Mitnahmeregelungen beim Deutschland-Semesterticket

blickfeld: Was sind Vorteile des neuen Semestertickets?

Matthias: Erstmals gibt es ein deutschlandweit gültiges und einheitliches Semesterticket. Während wir in Nordrhein-Westfalen generell schon mit einem landesweit gültigen Ticket recht weit waren, gelten andere Semestertickets beispielsweise nur für den jeweiligen Studienort oder einzelne Strecken. Zudem ist es mit umgerechnet 29,40 Euro im Monat bzw. 176,40 Euro im Semester günstiger als das bisherige NRW/VRR-Semesterticket. Letzteres ist nach einer Preisanpassung zum Sommersemester mit 39,58 Euro im Monat deutlich teurer als das neue Ticket.

Lea: Der Preis des Deutschland-Semestertickets entspricht 60 Prozent des regulären Preises für das Deutschlandticket. Wird dieses teurer, steigt auch automatisch der Preis für Studierende. Leider entfallen die bisherigen Mitnahmeregelungen für eine weitere Person sowie ein Fahrrad. Hier versuchen wir als ASten noch nachzuverhandeln. Bis dahin können Studierende bei gelegentlicher Fahrradmitnahme ein passendes Tagesticket oder als Rad-Pendler:innen auch ein separates Monatsticket erwerben. Mit dem Deutschlandsemesterticket gelten nun auch alle WSW-AboOho!-Vorteile, wie beispielsweise Rabatte auf die „Hol mich!“-App, dem Abholservice der Stadtwerke. Was jetzt im Detail gilt, haben wir auf der AStA-Homepage in einem umfangreichen FAQ veröffentlicht, das viele Fragen rund um das Ticket beantwortet.

blickfeld: Vielen Dank für das Gespräch. »mw«

Anzeige:

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert