Zu wenig für zu viele Studierende

Seit dem Wintersemester drängen sich mehr Studierende in Busse, Mensen und Seminarräume als je zuvor. Der vorhandene Platz reicht nicht aus und das Personal wirkt überfordert angesichts der Massen an Studierenden. Rund 3.500 Erstsemester haben seit Semesterbeginn den Weg an die Bergische Universität gefunden. Es sind heute deutlich über 16.000 Studierende an der BUW, so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr. Grund dafür ist neben der Abschaffung der Wehrpflicht auch der Wegfall der Studiengebühren in NRW.

Ausnahmezustand an der Bergischen Universität Wuppertal

Pünktlich zum Seminar zu kommen, einen der letzten Sitzplätze in überfüllten Hörsälen zu ergattern oder nur schnell in die Mensa essen zu gehen wird für Studierende an der Bergischen Universität mittlerweile zur alltäglichen quälenden Herausforderung. Schon die Anfahrt mit dem Bus zur Uni gestaltet sich schwierig. Am Busbahnhof muss man im schlimmsten Fall erst mal über viele Köpfe hinweg zusehen, wie bereits überfüllte Busse ohne einen wegfahren. Auf engem Raum an die Begrenzung des Bürgersteigs gepresst, wartet man auf einen Bus, der einen aufnimmt. Dicht gedrängt und zusammengepfercht steht man schließlich im Bus und Fahrgäste, die an einer der nachfolgenden Haltestellen einsteigen wollen, müssen beobachten, wie auch Busse der Linien 603, 615 und 645 ohne Halt einfach weiterfahren.

Bislang fuhr der Uni-Express, der zwischen Hauptbahnhof und Universität pendelt, im 20-Minuten-Takt, ebenso der Bus E860, der mit Zwischenhalten hoch zum Campus Freudenberg fährt. Mit dem Fahrplanwechsel zum 09.01.2012 wurde der Einsatz des Uni-Expresses in der Zeit zwischen neun und zehn Uhr morgens endlich auf eine 10-Minuten-Taktung verstärkt.

Nach dem Seminar ab 11.30 Uhr geht es zu einer der Mensen auf dem jeweiligen Campus. Die Schlange bei der Essensausgabe an der Hauptmensa reicht manchmal bis zum Eingang des Gebäudes ME. Da dauert es, bis man ein dampfendes Essen auf dem Tablett hat. Die Köche sind schon dazu übergegangen, mit der Essensausgabe zu warten, bis die Kassen leer sind, damit die Studierenden mit warmen Essen dort ankommen. Denn nach der anschließenden Sitzplatzsuche ist das Essen meist nur noch lauwarm.
Es gibt hier in der Hauptmensa zwar verschiedene Ausgaben, allerdings ist die Anordnung eher unpraktisch, denn sie führt oft zu Stau. Es gibt z.B. an jeder Station verschiedene Beilagen, so kommt man nicht umher, nach Auswahl der Hauptspeise von Ausgabe zu Ausgabe zu irren und dabei die Laufwege von anderen Suchenden zu kreuzen. Warum wird z.B. nicht mal darüber nachgedacht, die Ausgabe der Beilagen an die Nudelausgabe zu verlegen?
Studierende, die an der Cafeteria Sport & Design dinieren, setzen sich seit Neuestem kurzerhand auf den Boden der sich angrenzenden Flure, um wenigstens nicht im Stehen essen zu müssen. Hier gibt es kein Ausgabeproblem, sondern Sitzplatzmangel. Seitdem das Gebäude K in Gebrauch ist, pilgern viele Studierende in die angrenzende Cafeteria, um sich dort zu versorgen. Viele haben bereits resigniert und verzichten aus Zeitmangel ganz auf ein warmes Mittagessen.
In der Cafeteria am Campus Freudenberg gibt es keine Ausweichmöglichkeiten. Hat man sein Tablett mit Essen in der Hand, wartet man an manchen Tagen minutenlang hinter der Kasse darauf, dass ein Platz am Tisch frei wird. Ein Ausweichen zu anderen Räumen mit Sitzplätzen oder auf Gänge, wie in Gebäude I, ist nicht möglich. Das HSW plant zusammen mit der Universitätsverwaltung das Internetcafé im hinteren Teil der Cafeteria zu verlegen, damit Platz für weitere Sitzmöglichkeiten entsteht.

Am Haspel, wo ein neues Mensagebäude noch nicht gebaut ist, herrscht ebenfalls akuter Platzmangel. Zwar versuchen hier die Studierenden auf die Nachbargebäude auszuweichen, aber das kann ja nicht die Lösung sein.
Das Rektorat sieht momentan keinen Bedarf, die Situation durch ein verstärktes Raum- und Sitzangebot zu entschärfen. In einem WZ-Artikel erklärt der Kanzler der BUW, Roland Kischkel: „Da die Jahrgänge in Zukunft wieder schrumpfen werden, hätten wir dann leere Räume.“
Sicherlich gäbe es Möglichkeiten, Abläufe zu optimieren und zu ergänzen wie z.B. die Essensausgabezeiten, Beschilderung, Organisation der Ausgabestationen und Sitzmöglichkeiten im Gebäude K, um nur einige zu nennen. Doch die Möglichkeit diese auch umzusetzen, liegt in der Zuständigkeit des jeweiligen Ressorts. Was wirklich verbessert wird, wird sich zeigen. »as & aw« – Erstveröffentlichung des Artikels in der Printausgabe 01-2012, erschienen im Januar 2012.

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