Menschen, Job, Einführungsphase, Studium – Fragen und Unklarheiten, über die ich in dieser Beitragsreihe berichte. Es war(en) emotionale Achterbahnfahrten, die schon lange vor dem Zulassungsbescheid begannen. Und das Wichtigste: Wie ich sie ohne Übelkeit und Schwindel überstanden habe.
1. Teil: Exploration – Erstmal ins Ausland und eine Entscheidungsfindung
Ich hatte das Abitur in der Tasche und damit auch die Qualifikation zum Studieren erworben. Ich konnte eine vergleichende Gedichtsanalyse schreiben und komplizierte e-Funktionen lösen, doch eigentlich hatte ich keinen Plan vom Leben, von Versicherungen, Steuern, dem nötigen Know-How, und vor allem hatte ich keinen Plan von mir selbst. Wer war ich? Wo wollte ich sein? Wo war mein Platz auf dieser Welt? 13 Jahre Schule, tausende Klausuren, doch hatte ich wirklich was gelernt? Sicherlich! Doch nichts Wesentliches, was mir jetzt im wahren Leben weiterhelfen könnte.
So wie mir ging es wohl vielen AbiturientInnen im letzten Jahr. Richtig, ich habe zwischen Abitur und Studium ein Jahr vergehen lassen. Das war die beste Entscheidung meines Lebens. Was habe ich in dem Jahr gemacht und erlebt? Ich bin mit dem Rucksack durch Spanien und Portugal gereist, habe spanische Oliven und spanischen Wein lieben gelernt und meine Liebe zur spanischen Sprache wachsen lassen. In Kapstadt habe ich in den Townships in einem Kindergarten gearbeitet, bedürftigen Menschen Essen geschenkt, und festgestellt, wie verwöhnt wir hier in Deutschland sind.
Auf Bali habe ich das indonesische Essen für mich entdeckt, bin dicker geworden, hatte fast einen Rollerunfall, meine Kreditkarte wurde missbraucht, ich bin einmal pleite gewesen, habe Englisch unterrichtet und dadurch meine Liebe zum Lehramt entdeckt, was wohl die größte Bereicherung auf meinen Reisen war. Dies führte zu der Entscheidung, Lehramt zu studieren.
Ich bin in Costa Rica durch den Nebelwald geflogen, habe einen Tarzan Sprung gemacht, zahlreiche Leute kennen gelernt, das beliebteste Wort Pura Vida („pures Leben“) zu meiner Lebenseinstellung gemacht, bin in heißen Vulkanquellen baden gewesen und habe mit Einheimischen am Lagerfeuer gechillt. In Nicaragua blieb ich mitten auf dem Highway stehen, da der Bus einen Motorschaden hatte und habe auf einer Fähre einem Mädchen Paprikachips geschenkt. Das war wohl wie Weihnachten für sie, denn sie hat sich sehr darüber gefreut. Das wiederum hat mich zu Tränen gerührt. In Panama habe ich Inseln erkundet, Grenzen überquert und noch mehr Menschen kennengelernt.
Ich hatte das Ziel, auf allen Entdeckungen vor allem eine Entdeckung zu machen: Mich selbst zu entdecken. Was macht mir Spaß? Was kann ich? Was will ich? Diese grundlegenden Fragen kann man nur beantworten, wenn man sich selbst entdeckt, reflektiert und die Welt erkundet. Ich weiß nicht, ob das bei allen jungen Menschen klappt. Doch bei mir hat es funktioniert und ich wusste nun, was ich will, bzw. was ich studieren will.
Zum kommenden Wintersemester werde ich in Wuppertal an der Bergischen Universität Erziehungswissenschaft und Spanisch im Kombinatorischen Bachelor of Arts studieren. Ob Lehramt eine Option ist oder ob ich doch lieber in die Forschung und Lehre gehen möchte, wird sich zeigen. Ich trage nun genug Offenheit und Gelassenheit in mir, das erst in drei Jahren zu entscheiden, wenn ich das entscheiden muss.
Das war nun der erste Teil meiner dreiteiligen Beitragsreihe. In den kommenden Wochen dürft ihr auf meine Empfindungen und Erlebnisse rund um das Thema Vorbereitung, WG-Suche, Umzug, Studienbeginn gespannt sein. »sh«